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Jonas Folger ist am Druck in der SBK-WM zerbrochen

Von Ivo Schützbach
Jonas Folger muss sich neu orientieren

Jonas Folger muss sich neu orientieren

Nach dem Titelgewinn in der IDM Superbike wurden hohe Erwartungen an Jonas Folgers Start in der Weltmeisterschaft geknüpft. Doch in 30 Rennen schaffte er es nur siebenmal in die Punkte.

2021 war für Jonas Folger und sein deutsches Team Bonovo MGM BMW eine einzige Enttäuschung, bis auf Assen war der Bayer das ganze Jahr nie wirklich konkurrenzfähig. Doch auf Startplatz 6 in den Niederlanden folgte der Sturz im ersten Rennen auf Platz 7 liegend, für den Rest des Wochenendes erhielt der fünffache Grand-Prix-Sieger Startverbot von den Ärzten.

Die magere Ausbeute des Jahres: Platz 8 im Reifenpoker in Aragon als einziges Top-10-Ergebnis, nur sieben Ankünfte in den Punkten in 30 Rennen und bestenfalls Gesamtrang 22. Auch aus diesem Grund hat sein Team die WM nach den letzten Europarennen in Portimao vorzeitig beendet, auf Argentinien und Indonesien zum Abschluss wird verzichtet.

Für 2022 muss sich Folger neu orientieren, am wahrscheinlichsten ist der Wechsel in die Endurance-WM.

Experten wie Fans fragen sich, weshalb der Mühldorfer nach seinem überragenden Titelgewinn in der IDM Superbike so unterging. An der BMW M1000RR alleine kann es nicht gelegen haben, Michael van der Mark und Tom Sykes fahren mit ihr regelmäßig in die Top-9 und eroberten jeweils zwei Podestplätze. Und das Team Bonovo MGM ist zwar neu in der Weltmeisterschaft, hat sich aber wenige offensichtliche Fehler erlaubt – BMW stellt der Truppe um Teammanager Michael Galinski ein gutes Zeugnis aus.

«Wir haben Jonas alle Möglichkeiten hingestellt», erzählte Galinski im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com. «Aber der Druck wurde von Rennen zu Rennen größer, weil er gemerkt hat, dass er nicht richtig vorwärts kommt. In Jerez fiel der Druck von ihm ab, weil da klar wurde, dass er nächstes Jahr nicht mehr die BMW fährt. Nicht jeder kann mit Druck gleich umgehen, Jonas kam mir danach befreiter vor. Wir haben dann nicht hurra geschrien wegen einem 13. und 14. Platz, aber das lag in unserem Bereich. Ab Jerez war er wieder locker und hat gelacht. Die Gemeinschaft im Team hat gestimmt. Es war nicht so, dass er uns gesagt hat, wir müssen dies und das machen, haben das dann schlecht gemacht und er war deswegen sauer. Im Gegenteil. Wir geben uns als Team wirklich viel Mühe, deswegen bin ich mit meinen Aussagen über ihn auch immer sehr vorsichtig. Es liegt mir fern, ihn zu kritisieren, es ist einfach schade drum. Es wäre eine richtig geile Geschichte gewesen mit Jonas. Wir haben zusammen die IDM dominiert, da fiel es ihm leicht und er war locker. Mir kommt es so vor, als würde er sich sehr schwer tun, mit dem Druck umzugehen. Da ist auch viel selbstgemachter Druck dabei. Wir haben versucht, ihm ein gutes Umfeld zu geben und ihm allen Druck zu nehmen. Aber in der ersten Kurve auf der Rennstrecke, da hast du Druck. Ich bin 27 Jahre im Kreis gefahren – ich weiß wie das ist.»

Was auch Außenstehenden auffiel: Folger hatte oft miserable Starts und noch schlechtere erste Kurven und erste Runden. Außerdem folgte in Trainings regelmäßig auf eine flotte Runde eine, die mehrere Sekunden langsamer war – so vertrödelte er viel kostbare Trainingszeit.

«Wenn ich wüsste, weshalb das so war, dann wären wir ein gutes Stück weiter gewesen», so Galinski. «Ich habe das des Öfteren angesprochen, wir haben sogar einmal wegen Bummeln eine Strafe bekommen. Wenn Jonas auf die Strecke geht, ist er gleich schnell und Vierter, Fünfter, Sechster. Dann fängt die Bummelei an, er sucht ein Hinterrad eines schnellen Fahrers und dann kommt nichts. Und danach kommt auch nichts mehr, weil er immer nur sucht. Deshalb ging es nach FP1 immer nach hinten.»

Der Cuxhavener weiter: «Die Starts waren mit der Kupplung wirklich ein schwieriges Thema für uns. Es gab aber auch andere Probleme. Stefan Nebel hat einen solchen Start einmal gut kommentiert. Man sieht in dem Video, wie alle in gebückter Position auf dem Bike sitzen und darauf warten, dass es losgeht. In letzter Sekunde schaut Jonas nach unten nach den Strichen und wechselt vom rechten aufs linke Bein. Dann geht es los und ihn zieht es nach links, weil er Übergewicht hatte. Ich habe ihm zigmal gesagt, dass er am Start fokussierter sein muss. Er meinte, dass er doch ganz ruhig wäre. Genau das ist es. Ich fuhr 27 Jahre im Kreis, davon war ich 22 sehr nervös am Start, bin aber auf den Punkt gestartet. Die letzten fünf Jahre war ich am Start tiefenentspannt und immer schlecht. Eine gewisse Aufregung muss sein. Uns es braucht eine gewisse Aggressivität. Jonas hielt sich in der ersten Kurve aus allem heraus und auch in der ersten Runde. Dann fährt er das ganze Rennen die Zeit X und in der vorletzten Runde auf einen Schlag eine Sekunde schneller – eine ganze Sekunde! Daran mache ich fest, dass er es immer noch kann. Er kann es nur nicht abrufen. Er stand halt leider öfter auf Startplatz 17 oder 18. Ich hatte das Gefühl, dass er dann erst mal schaute, was passiert. Aber wenn man guckt, ist es zu spät.»

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