Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Der SBK-Tross ist angekommen: Eine harte Geduldsprobe

Kolumne von Ivo Schützbach
Automatisch ging am Zoll gar nichts

Automatisch ging am Zoll gar nichts

Nur weil es die indonesische Regierung unbedingt möchte, kann am kommenden Wochenende auf Lombok das Finale der Superbike-WM stattfinden. Dafür werden jede Menge Ausnahmen gemacht.

Seit den ersten Übersee-Rennen in Zeiten behördlich verordneter Coronamaßnahmen Mitte Oktober in Argentinien wusste der SBK-Tross ungefähr, was ihn für die Reise nach Indonesien erwartet. Zum ersten Mal findet am kommenden Wochenende auf dem neuen Mandalika Street Circuit auf der Ferieninsel Lombok ein Event der seriennahen Weltmeisterschaft statt, im März 2022 soll MotoGP folgen.

Promoter Dorna, der örtliche Veranstalter MGPA und die zuständigen indonesischen Ministerien haben versucht, das Einreiseprozedere so einfach wie möglich zu gestalten. Wobei «einfach» in diesem Zusammenhang die Untertreibung des Jahres wäre.

Die Dorna musste vorab eine Liste mit allen «essentiellen Fahrerlager-Mitgliedern» einreichen, anschließend wurden die nötigen Visa ausgestellt. Alles geschah auf den letzten Drücker, einige bekamen ihr Visum erst am Tag vor dem Abflug. Das notwendige Einladungsschreiben des Veranstalters ließ ebenfalls lange auf sich warten. Monatelang war das Land für Ausländer gesperrt, seit dem 14. Oktober 2021 können Menschen aus 19 Ländern ein Visum beantragen. Aus Europa gehören dazu: Liechtenstein, Italien, Frankreich, Portugal, Spanien, Schweden, Polen, Ungarn und Norwegen. Gültig ist dieses Visum lediglich für die Insel Bali und die Provinz Riau im Osten Sumatras. Der Rest des Landes darf derzeit unter normalen Voraussetzungen nicht bereist werden.

Die Flüge von Europa nach Lombok sowie das dortige Hotel konnten normal gebucht werden. Das Visum musste vorab bezahlt werden, ebenso das vorgeschriebene Quarantänehotel nach der Ankunft. Um ins Land zu kommen, waren nur die Flughäfen in der Hauptstadt Jakarta und in Denpasar auf Bali erlaubt.

Bereits das Einchecken am Flughafen in Europa hat deutlich mehr Zeit als gewöhnlich in Anspruch genommen, weil die Airlines derzeit von jedem Land andere Auflagen haben, welche Dokumente sie vor Abflug zu überprüfen haben.

Natürlich wurde dieses Prozedere bei der Einreise im Detail und exzessiv wiederholt.

Bei Ankunft am Flughafen Jakarta wurden bei der ersten Kontrolle die Boardingpässe überprüft und ob ein gültiger negativer Covid-19-Test, ein gültiges Impfzertifikat sowie die Buchung für das Quarantänehotel vorliegen.

Dann ging es weiter zum neuerlichen PCR-Test und von dort zum normalen Zoll, wo ein Foto vom Gesicht (ohne Brille, Hut und Maske) gemacht und Abdrücke der Zeigefinger genommen wurden.

Wer zu den Ersten gehörte, die aus dem Flieger stiegen, fand sehr freundliche Mitarbeiter der indonesischen Behörden vor, die redlich bemüht waren und zudem erstaunlich gut englisch sprechen. Der 300. aus dem Flugzeug, der zwei Stunden in der Schlange stand, äußert sich vermutlich anders.

Warten mussten in der Gepäckhalle letztlich alle, denn ohne negativen Covid-19-Test durfte keiner weiter ins Quarantänehotel. Während in Deutschland die Auswertung eines PCR-Tests mindestens acht Stunden dauert, ging es in Jakarta in zwei. Der medizinische Techniker erklärte, dass dies etwas mit der Auswertungsmethode zu tun habe.

Als alle ihren QR-Code für den Test sowie das Gepäck hatten, wurde jedem der Reisepass abgenommen! So soll verhindert werden, dass einer vor Ablauf der Quarantäne flüchtet. Dreieinhalb Stunden nach dem Ausstieg aus dem Flugzeug wurden sämtliche Tross-Mitglieder den Quarantänehotels entsprechend in Gruppen eingeteilt und zu den Shuttle-Bussen gebracht. Vor Einstieg wurde erneut überprüft, ob eine gültige Buchung für das Quarantänehotel und ein aktueller negativer PCR-Test vorliegen.

Derzeit gilt, dass nach Indonesien Einreisende für drei oder fünf Tage in Quarantäne müssen, für den SBK-Tross wurde das auf zwei verkürzt. Bezahlt werden muss das Quarantänehotel trotzdem für fünf Tage. Die Kosten für die festgelegten Hotels betragen zwischen 444 und 1529 US-Dollar, das sind derzeit zwischen 387 und 1337 Euro. Allesamt Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, von deren Luxus aber keiner etwas hat, weil ja alle auf dem Zimmer eingesperrt sind. Inklusive in dem Preis ist der Shuttle vom Flughafen zum Hotel und für den Weiterflug zurück. Außerdem drei Mahlzeiten am Tag, Wasser in Trinkflaschen und ein vorgeschriebener PCR-Test am zweiten Tag der Quarantäne. Bis auf eines sind alle Quarantänehotels über 30 Kilometer vom internationalen Flughafen Soekarno-Hatta entfernt, für welche der Bus quer durch Jakarta, auf mehrspuriger Fahrbahn und ohne Stau, 45 Minuten braucht.

Problematischer war die Ankunft für die knapp 20 Prozent Ungeimpften aus dem Fahrerlager. Sie brauchten ein spezielles Einladungsschreiben von MGPA, welches die Behörden freundlich darum bittet, diese Menschen für den SBK-Event einreisen zu lassen. Es sind bereits mehrere Fälle bekannt, dass Ungeimpften die Beförderung nach Indonesien verweigert wurde. Oder sie dort ankamen und in den nächsten Flieger zurück nach Hause gesetzt wurden. Es gab auch Einzelfälle mit fehlerhaftem Visum. Wie viele der über 600 SBK-Leute deshalb bei den Rennen am Wochenende nicht dabei sein werden, ist derzeit nicht bekannt. Auf jeden Fall hatten Ungeimpfte regelmäßig längere Wartezeiten, weil das Personal der Einreisebehörden in Jakarta nicht genügend über die Ausnahmeregelungen unterrichtet worden war. Denn eigentlich dürfen nur Geimpfte ins Land gelassen werden.

Die letzten Reisenden des SBK-Trosses trafen am Montag in Indonesien ein, am Mittwoch geht es weiter auf die Insel Lombok, wo die Weltmeisterschaft zwischen Toprak Razgatlioglu (Pata Yamaha) und dem 30 Punkten hinten liegenden Rekordchampion Jonathan Rea (Kawasaki) entschieden wird – es gibt noch 62 Punkte zu holen.


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