Leon Haslam (39) über SBK-WM und Knebelverträge
Leon Haslam
Wie bei seinem Debüt im Jahr 2003 ist Leon Haslam auch in der Superbike-WM 2022 nur ein Teilzeitfahrer. Damals als Wildcard-Pilot mit Renegade Ducati, in diesem Jahr als Ersatz bei Pedercini Kawasaki. Dazwischen liegen 316 Rennen, 45 Podestplätze und 5 Siege. Der Engländer fuhr mit Aprilia, BMW, Ducati, Honda und Kawasaki.
«Ich kam sehr jung in die Weltmeisterschaft und erlebte ein wenig das Ende einer Ära. Es war die letzte Saison von Colin Edwards», erinnerte sich Haslam bei GPOne. «Das Fahrerlager war damals offener und freundlicher zu den Fans, so wie es heute noch in der BSB der Fall ist. Es war ein Ort, an dem man mit seiner Familie Spaß haben konnte. Selbst unter den Fahrern gab es abends nach dem Training oder den Rennen mehr Spaß und wir feierten.»
«In den letzten Jahren habe ich dieses Gefühl in der Weltmeisterschaft vermisst, vielleicht auch wegen Covid. Aber auch, weil der Beruf des Rennfahrers heute eher ein Job ist», ergänzte der Engländer. «Es war schon immer eine Welt der Profis, in der jeder sein Bestes gegeben hat. Aber heute, mit den sozialen Medien, hat sich alles verändert und man steht ständig unter Beobachtung.»
Der seit heute 39-Jährige hat einen Erfahrungsschatz wie kein Zweiter. Wie Haudegen der frühen Superbike-WM kritisiert Haslam die zunehmende Professionalisierung des Rennsports.
«In den Fahrerverträgen mit den Werken steht, was man sagen darf und worüber man nicht sprechen kann. Es scheint ein Mangel an Freiheit zu herrschen; es ist ein wenig wie im Gefängnis», grübelte Haslam. «Für mich ist das keine gute Entwicklung, auch wenn ich bis zu einem gewissen Grad die Gründe dafür verstehe – es ist ein riesiges Geschäft und man repräsentiert die Arbeit vieler Menschen. Ich selbst habe eine Fahrerakademie und versuche meinen Jungs beizubringen, wie sie ihre eigene Persönlichkeit behalten, auch wenn sie sich an bestimmte Regeln anpassen müssen. Das ist für mich das Schwierigste.»