Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Was Jonathan Rea (35) der Dorna nie verzeihen wird

Von Kay Hettich
Rea flüsterte Pere Riba zu, dass er einen Regelverstoß von Razgatlioglu sah

Rea flüsterte Pere Riba zu, dass er einen Regelverstoß von Razgatlioglu sah

Als Toprak Razgatlioglu (Yamaha) beim Meeting in Magny-Cours 2021 der Sieg im Superpole-Race aberkannt wurde, war Jonathan Rea einem gewaltigen Shitstorm ausgeliefert. Zu Unrecht, findet der Kawasaki-Star noch heute.

Es war der Aufreger der vergangenen Saison: Im Superpole-Race in Magny-Cours lieferten sich Jonathan Rea (Kawasaki) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) in der letzten Runde ein hochklassiges, hartes und zu jedem Zeitpunkt faires Duell um den Sieg. Das bessere Ende hatte der Yamaha-Pilot, der 0,148 sec vor dem Rekordweltmeister über die Ziellinie brauste.

Doch Kawasaki legte Protest ein und der Nordire bekam vier Stunden später den Sieg zugesprochen.

Der Unterschied waren zwölf statt neun Punkte. Hätte Rea geahnt, was er damit ins Rollen bringt, hätte er sicher lieber auf die drei WM-Punkte verzichtet.

Denn anschließend wurde in den sozialen Medien heftig über den Zwischenfall diskutiert. Denn der Verstoß – Razgatlioglu war von der erlaubten Rennstrecke abgekommen – war minimal. Außerdem veröffentlichte die Dorna bei Twitter ein Video aus dem Parc-fermé. Es war zu hören, wie Rea seinem Crew-Chief Pere Riba auf den Razgatlioglu-Verstoß hinwies.

Für Fans weltweit eine Welt zusammen. Der Respekt, den sich der Rekordweltmeister und sein Team in den vergangenen Jahren mit konstanten Leistungen erarbeitet haben, wurde von Spott und Häme und einem gigantischen Shitstorm abgelöst.

«Wenn dieses Video nicht herausgekommen wäre, wäre alles in Ordnung gewesen. Sie stellten mich als Bösewicht dar und entschuldigten sich nicht einmal dafür», beklagte sich Rea in einem BBC-Interview über die Dorna. «Ich war auf dem Weg nach Hause und habe einen Blick auf meinen Instagram-Account geworfen. Mein Kumpel hatte einen Beitrag mit einem allgemeinen Zitat über das Rennen verfasst, und eine Stunde später gab es etwa 500 Kommentare... einer lautete: ‹Du wirst sterben, wir wissen, wo du wohnst, du bist dies oder das›. Ich fühlte mich wirklich schlecht.»

Die Welle der Hasskommentare dauerte mehrere Tage.

«Ich hatte immer großes Glück mit meinen Fans. Normalerweise lieben mich 95 Prozent von ihnen und die anderen 5 Prozent hassen mich. Dieses Mal war es umgekehrt, ich war also nicht in einer optimalen Position», erinnerte sich der zweifache Familienvater. «Ich denke, das ist etwas, das nicht ignoriert werden sollte. Soziale Medien sind ein so mächtiges Werkzeug, dass der Umgang damit in der Schule unterrichtet werden sollte. Ich kann mich nicht grundsätzlich beklagen, denn ich habe das bisher immer zu meinem Vorteil genutzt. Sponsoren interessieren sich sehr dafür, was auf deinen Social-Media-Kanälen passiert. Es gibt also finanzielle Vorteile, es hat also seine guten und schlechten Seiten. Aber wenn man nicht in einer guten Position ist, ist es schwer. Ich habe meinen PR-Leuten gesagt, dass ich nicht das Monster bin, für das mich die Leute halten.»

Rea erklärte auch, warum sein Hinweis, der zum Kawasaki-Protest führte, aus seiner Sicht normal und rechtmäßig war.

«Eine Weltmeisterschaft steht auf dem Spiel, jeder Punkt kann entscheidend sein. Ich trainiere nicht hart und gehe das Risiko ein, um zu akzeptieren, dass ein anderer das ausnutzt. Mein Team und mein Hersteller geben nicht Jahr für Jahr Millionen aus, damit ich das einfach so hinnehme.»


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