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Tarran Mackenzie: Domi Aegerters Yamaha-Widersacher

Von Ivo Schützbach
Würde auch gratis in der WM fahren: Tarran Mackenzie

Würde auch gratis in der WM fahren: Tarran Mackenzie

Von 14 Werksmotorrädern für die Superbike-WM 2023 sind nur noch zwei frei. Bei Yamaha gibt es mit Domi Aegerter, dem Britischen Meister Tarran Mackenzie und US-Champion Jake Gagne drei heiße Kandidaten.

Offiziell sind erst acht der zehn Plätze in den Werksteams von BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha bestätigt. Doch Honda wird mit Xavi Vierge weitermachen; und bei Ducati spricht vieles für die Vertragsverlängerung von Michael Rinaldi.

BMW und Yamaha leisten sich ein zweites werksunterstütztes Team, womit wir auf die Gesamtzahl von 14 Factory-Bikes kommen. Bonovo action BMW wird 2023 mit Loris Baz und Garrett Gerloff antreten, auch wenn noch nicht verlautbart. Bei GRT Yamaha gibt es nach dem Wechsel von Gerloff zu BMW einen freien Platz neben dem Japaner Kohta Nozane, mit dem es trotz schwacher Leistungen weitergeht. Die aussichtsreichsten Kandidaten sind Supersport-Weltmeister Domi Aegerter (31), der Britische Meister Tarran Mackenzie (26) und US-Champion Jake Gagne (28).

Diese drei befinden sich in unterschiedlichen Stadien ihrer Karriere. Für Aegerter wäre der Aufstieg die Krönung einer langen Karriere. Ihm ist zuzutrauen, dass er sich ähnlich gut wie der WM-Vierte Andrea Locatelli schlagen würde, sein Vorgänger als Supersport-Champion, denn er fährt in der Form seines Lebens.

Gagne hat mit einem nicht siegfähigen Motorrad bei Red Bull Honda erfahren, wie komplex die Superbike-WM ist. Seit er 2020 in der US-Meisterschaft zu Yamaha wechselte, kämpft er um Siege und war im Vorjahr Meister. Aktuell ist der Kalifornier aus San Diego Zweiter hinter Danilo Petrucci (Ducati) und bekommt in den USA ein nicht zu verachtendes Gehalt.

Mackenzie war 2021 Britischer Meister, verpasste aber den Saisonbeginn 2022 verletzungsbedingt. Inzwischen ist Tarran wieder fit und feierte in Brands Hatch am 23./24. Juli zwei Siege sowie einen zweiten Platz.

Er ist der Jüngste des Trios, was ihn im eigentlichen Yamaha-Junior-Team aber nicht zwangsläufig zum Favoriten macht. Denn die Verantwortlichen des Giansanti Racing Teams wittern mit Aegerter die besten Erfolgsaussichten.

Dass die Disqualifikation des Schweizers in Most wegen Unsportlichkeit großen Einfluss auf die Yamaha-Entscheidung hat, ist nicht anzunehmen. Denn für gewöhnlich sieht Rennchef Andrea Dosoli das Gesamtbild. Und die hervorragenden Leistungen von Domi, er fuhr in 32 Rennen 26 Mal aufs Podium, davon 19 Mal als Sieger, haben nichts mit seinem Aussetzer in Tschechien zu tun. Das nächste Gespräch zwischen Dosoli und Kevin Aegerter, dem Bruder und Manager von Domi, gibt es nach dem Acht-Stunden-Rennen in Suzuka, das an diesem Wochenende stattfindet.

«Wenn ich Motorradfahren und damit Geld verdienen kann, dann ist das cool, dann muss ich keinen normalen Job haben», erzählte Mackenzie SPEEDWEEK.com. «Deswegen fahre ich aber nicht Rennen. Würde man mir sagen, dass niemand im Motorradrennsport bezahlt wird, dann würde ich deswegen nicht aufhören – weil das meine Passion ist. Sollte ich in die WM kommen, verdiene ich anfänglich möglicherweise weniger als jetzt in BSB. Das ging auch anderen Fahrern so, das ist kein Problem. Ich sehe das als Investition. Sagen wir, ich bekomme ein Angebot ohne Gehalt, kann aber ein Motorrad in der WM fahren: das ist fein. Ich habe persönliche Sponsoren, werde also nicht nichts verdienen. Bekäme ich von Yamaha die Chance, würde ich 100-prozentig ja sagen.»

«Vor allem anderen möchte ich eine Yamaha fahren», betont der Sohn von Niall Mackenzie, der von Michael Laverty gemanagt wird. «Sollte es keine Möglichkeit oder kein Angebot geben, schauen wir uns eventuell auch woanders um. In BSB muss ich nichts mehr beweisen, dort war ich letztes Jahr Champion. Und jeder versteht, dass ich mit der Schulter und den beiden Knöcheln drei schwere Verletzungen hatte. Dass ich die BSB gewonnen habe, garantierte mir keinen Platz in der Superbike-WM. Gewinne ich sie erneut, ist das ebenso. Die Meisterschaft wird sowieso erst im Oktober entschieden, in der Superbike-WM werden die Verträge früher gemacht.»

«Ich habe bewiesen, was ich in der BSB erreichen kann», ergänzte der 26-Jährige. «Wenn ich ein Jahr in der Weltmeisterschaft fahren könnte, wäre es erstaunlich, wenn ich eine Saison wie Gerloff letztes Jahr oder Locatelli hinbekommen würde. Aber es gibt keinen Grund, weshalb ich das nicht schaffen soll. An BSB-Fahrern wie Crutchlow, Johnny Rea, Tom Sykes, Alex Lowes und Camier hat man gesehen, dass der Schritt in die WM nicht so groß ist. Okay, sie haben vielleicht nicht in ihrem ersten Jahr Rennen gewonnen, aber sie schlugen sich gut. Der letzte Fahrer, der diesen Schritt ordentlich vollzogen hat, war Alex Lowes 2014. Bei Leon Haslam und Scott Redding war die Situation eine andere. Was man in BSB lernt, kann einen zu einem schnellen Fahrer in der Weltmeisterschaft machen.»


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