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Domi Aegerter: Falscher Pass, heikle Voraussetzungen

Von Ivo Schützbach
Domi Aegerter (li.) im Vorjahr zusammen mit Randy Krummenacher

Domi Aegerter (li.) im Vorjahr zusammen mit Randy Krummenacher

Mit viel Interesse verfolgt der ehemalige Supersport-Weltmeister Randy Krummenacher die Verhandlungen seines Landsmanns Domi Aegerter für die Superbike-WM 2023. Kein anderer kann die Situation so gut beurteilen.

2019 gewann Randy Krummenacher auf Yamaha die Supersport-WM und wollte anschließend zu den Superbikes aufsteigen – das Vorhaben scheiterte.

Drei Jahre später erleben wir mit Dominique Aegerter eine Geschichte unter ähnlichen Vorzeichen. Auch er ist Schweizer, Weltmeister, Yamaha-Fahrer und an einem Startplatz in der Superbike-WM interessiert.

«Es ist schwierig, Domi etwas zu raten, weil jeder in seiner eigenen Situation ist», sagte Krummi im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich kenne seine Position sehr gut, das ist alles sehr ähnlich wie bei mir damals. Das war schon in der Moto2-WM so, am Schluss hat er nur noch Geld gebracht – viel Geld. Um Erfolg zu haben, hat es aber trotzdem nicht gereicht. Dann kam er in die Supersport-WM, das war sicher der richtige Schritt. Er konnte beweisen, dass er ein schneller Motorradrennfahrer ist.»

«Bei Ten Kate ist er im ersten Jahr aber nur gelandet, weil er Geld mitgebracht hat», verdeutlichte Krummenacher. «Das Geld kam von einem Sponsor oder Freund, weil er wollte, dass Dominique die Chance hat, Weltmeister zu werden. Das war bei mir sehr ähnlich: Ich hatte Sponsoren, die das Ziel Weltmeister zu werden, mit mir verfolgt haben. Sie haben viel Geld gegeben wegen dieses Ziels. Das war gut. Aber dann wirst du Weltmeister und es ist wieder verflixt. Weil dann wäre der logische Schritt, dass du nichts mehr bezahlen musst. Vielleicht bekommst du keinen Lohn, kannst aber zumindest gratis fahren. Dann reichen normale Sponsorenbeiträge zum Leben, um Versicherungen und Rechnungen zu bezahlen. Aber das ist nicht der Fall.»

«Mit der Superbike-WM sind wir als Schweizer genau gleich weit, wie im GP-Sport. Yamaha Schweiz verkauft prozentual sehr viele Motorräder, aber wir reden trotzdem von einem kleinen Land, in dem die Stückzahlen weniger sind als in viel größeren Ländern. Deshalb sind wir für Yamaha Europa nicht so wichtig, auch wenn wir extrem schnell sind. Ich hätte damals im hohen 100.000-Franken-Bereich bezahlen müssen, dass ich als Weltmeister einen Superbike-Platz bekomme. Yamaha sagte mir, dass sie an mich glauben, dass ich nach dem WM-Titel den Superbike-Platz verdient hätte, dass ich ein Fahrer bin, der ein Motorrad sehr gut abstimmen kann, und sie haben mich an Teams empfohlen. Letztlich blieb es aber bei schönen Worten. Bei einem Team wie Ten Kate hätte ich sofort unterschreiben können, wenn ich einen Sponsor gehabt hätte, der einen großen Kleber aufs Motorrad macht.»

Aegerter ist in einer besseren Ausgangslage, als es Krummenacher für 2020 war – er müsste bei GRT Yamaha zumindest kein Geld mitbringen, um den Platz an der Seite von Remy Gardner zu erhalten.

Yamaha offerierte ihm ein Grundgehalt; mit guten Leistungen und daraus resultierenden Bonuszahlungen sowie Verträgen mit persönlichen Partnern könnte Aegerter auf ein ordentliches Salär kommen. «Ich bringe ganz sicher keinen einzigen Franken mit», unterstreicht der demnächst 32-Jährige.

Er könnte auch den Ratschlag von Rekordchampion Kenan Sofuoglu befolgen, noch einige Jahre Supersport fahren und als Seriensieger gute Prämien einstreichen.

«Am Schluss muss Dominique entscheiden, ob er investieren und noch mal ein Jahr hungern will», beschrieb Krummenacher. «Dann hat er ein Jahr lang Zeit, um sich in der Superbike-WM mit guten Resultaten zu beweisen und so seine Situation zu verbessern. Er muss sich entscheiden, ob er in der Supersport-WM gutes Geld verdienen will, oder ob er zeigen will, dass er es auch auf dem Superbike kann. Ich weiß nicht, wie er das empfindet. Ich weiß nur, schnell sein allein reicht nicht mehr.»


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