Revolutionäre Idee: Die neuen Super Concession Parts
BMW und Honda hätten gerne weitere Zugeständnisse
Um die Motorräder in der Superbike-WM auf einen gleichen Level zu bringen, haben Dorna, FIM und MSMA 2018 ein Reglement mit verschiedenen Balance-Instrumenten eingeführt.
Eines davon sind die «Concession Parts». Damit gemeint sind genau definierte Tuningteile für den Motor, die ein Hersteller bringen darf, wenn er zu weit zurückliegt. Wann das der Fall ist, bestimmen die Konzessionspunkte.
Diese bekommen die Hersteller für Podestplätze: Für einen Sieg drei, für Platz 2 zwei und für Platz 3 einen. In die Wertung geht jeder Fahrer ein. Nach den ersten drei Events des Jahres werden die Konzessionspunkte aller Trockenrennen zusammengerechnet, dazu zählen auch Flag-to-Flag-Rennen. Hat ein Hersteller neun oder mehr Punkte Rückstand auf den Besten, darf er im Lauf der Saison ein Motor-Upgrade bringen. Gleichzeitig wird die Motorentwicklung des führenden Herstellers eingefroren. Aktuell profitieren Honda und BMW von dieser Regelung.
Inzwischen haben alle fünf Hersteller in der Superbike-WM – BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha – schnelle Motoren. Die großen Geschwindigkeitsunterschiede, die es vor fünf Jahren gab, sind beseitigt.
Über die Jahre hat sich aber herauskristallisiert, dass Motorleistung alleine gewisse Schwächen eines Bikes nicht übertünchen kann. Es braucht weitere Stellschrauben, um Hersteller, die durch die Konstruktion ihres Serienmotorrads Nachteile haben, näher an die Spitze zu bringen.
Dafür sollen die sogenannten «Super Concession Parts» sorgen, über deren baldige Einführung derzeit intensiv diskutiert wird. Diese Teile würden es den Herstellern erlauben, Verbesserungen abseits des Motors zu relativ geringen Kosten zu erzielen.
Ist zum Beispiel ein Rahmen zu wenig flexibel, oder sind der Lenkkopfwinkel oder die Rahmengeometrie der Serienmaschine für den Rennsport nicht ideal, dürfte das in Zukunft modifiziert werden, sobald einem ins Hintertreffen geratenen Hersteller die Super Concession Parts zugestanden werden.
Aktuell würden diese Zugeständnisse vor allen Honda und BMW helfen. Mittelfristig werden die Super Concession Parts allen Manufakturen dienen, weil sie dann nicht mehr darauf angewiesen sind, kompromisslose Serienmotorräder zu bauen, um im Rennsport erfolgreich zu sein.
Damit würden Sondermodelle wie die Kawasaki ZX-10RR, Yamaha R1M, BMW M1000RR, Ducati V4R oder Honda Triple-R überflüssig. Gleichzeitig muss aber darauf geachtet werden, dass sich die Superbike-WM nicht zu einer zweiten Prototypen-Meisterschaft entwickelt, weil zu viel am Standardbike geändert werden darf – die Regelmacher wandern auf einem schmalen Grat.
Die Idee ist, dass jeder Hersteller vor der Saison festlegt, was ihm helfen könnte, sollte er nicht konkurrenzfähig sein. Kommt ein Hersteller in die Situation, dass ihm die Super Concession Parts erlaubt werden, darf er nicht nur auf seine eigenen Vorschläge zurückgreifen, sondern auch auf die der Konkurrenz. Wie viele Komponenten dann geändert werden dürfen, muss noch festgelegt werden.
Unklar ist bislang auch, wann ein Hersteller die Super Concession Parts einsetzen darf – ein vorstellbares Definitionsinstrument sind die Konzessionspunkte.
Vorläufig handelt es sich nur um eine Idee, wenn auch eine sehr realistische. Denn erst wenn sich Dorna, MSMA und FIM einig sind, können die Mitglieder der Superbike Commission einen Beschluss fassen, der dann im Reglement verankert wird.