Vertrag mit Razgatlioglu bringt BMW in die Bredouille
Für Michael van der Mark (li.) und Scott Redding kommt nur das Team ROKiT BMW Motorrad Motorsport in Frage
Michael van der Mark und Garrett Gerloff (bei Bonovo) haben mit BMW wasserdichte Verträge für 2024. Scott Redding hat einen 2+2-Vertrag, die ersten zwei Jahre enden nach der laufenden Saison. Der Engländer hat bis zum 15. Juli 2023 Zeit, um die Option für die nächsten zwei Jahre zu ziehen. Macht er das, ist er bis Ende 2025 fix bei BMW.
Van der Mark und Redding haben einen Vertrag für das Team BMW Motorrad Motorsport von Shaun Muir. Aus dem nahen Umfeld beider erfuhr SPEEDWEEK.com, dass die Verträge eindeutig formuliert sind und es für sie keine Option darstellt, ins zweite BMW-Team Bonovo action zu wechseln.
Doch am 22. Mai 2023 verkündete BMW die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu, dem Superbike-Weltmeister von 2021. Der Türke wird 2024 im Team ROKiT BMW Motorrad WorldSBK, wie es offiziell heißt, an den Start gehen.
Selbst BMW-Insidern ist es bislang ein Rätsel, welchen Plan Motorsport-Direktor Marc Bongers in der Hinterhand hat, sollte Redding seine Option auf den Verbleib bei BMW ziehen. Denn dann hat der Manager drei Fahrer unter Vertrag, aber nur zwei Motorräder zur Verfügung.
Der einfachste Weg aus der Bredouille wäre für Bongers, wenn sich Redding nach zwei schwierigen Jahren (drei Podestplätze) für den Weggang entscheidet. Sein Manager redet mit den Werksteams von Kawasaki, Yamaha und Honda. Ein so gutes Gehalt wie bei BMW würde er dort aber voraussichtlich nicht bekommen. Außerdem bezeichnet Redding seine Optionen selbst als überschaubar. Es ist deshalb vorstellbar, dass er trotz seiner Ungeduld und Unzufriedenheit, oder auch mangels Alternative, bei BMW bleibt.
Und was dann?
BMW könnte in seinem Nummer-1-Team ein drittes Motorrad einsetzen, was aber eine deutliche personelle und finanzielle Aufstockung notwendig machen würde.
Eine andere Lösung wäre, dass sich van der Mark oder Redding doch überreden lässt, zu Bonovo action zu gehen – mit einem entsprechenden finanziellen Anreiz. Momentan schließen beide diesen Schritt aus, doch mit Geld wurden schon vor ihnen Menschen überzeugt.
BMW könnte auch einen der beiden Verträge kündigen, müsste dann aber die vertraglich vereinbarte Strafzahlung leisten.
Was die Fahrerbesetzung bei Bonovo betrifft, hat Teameigentümer Jürgen Röder das letzte Wort. Der Odenwälder würde einen Piloten vom Kaliber van der Mark oder Redding nicht ablehnen, auch wegen seinem guten Verhältnis zu BMW. Doch seine erste Wahl wären sie nicht. Er würde neben dem gesetzten Gerloff lieber mit einem schnellen jungen Mann arbeiten, der nicht in sein Team gezwungen wird und dort dann möglicherweise frustriert ans Werk geht. Der Vertrag des jetzigen zweiten Fahrers Loris Baz endet nach dieser Saison.