Teamwechsel von Scott Redding: Kunstgriff war nötig
Scott Redding wechselt von SMR zu Bonovo
Als Toprak Razgatlioglu mit BMW einen Vertrag für 2024 und 2025 unterschrieb, hatte der deutsche Hersteller plötzlich ein Luxusproblem. Denn auch Michael van der Mark und Scott Redding hatten einen Vertrag für das Referenzteam ROKiT BMW Motorrad Motorsport, hinter dem die Truppe Shaun Muir Racing (SMR) steckt.
Verständlicherweise waren weder van der Mark noch Redding begeistert, als BMW mit deren Managern sprach und eruierte, wie einer der beiden zu Bonovo transferiert werden kann.
Dann hatte Motorsport-Direktor Marc Bongers die zündende Idee und fragte bei SBK-Promoter Dorna an, ob beide BMW-Teams offiziell gleichgestellt werden können – identisches Material haben sie ohnehin.
Seit 2018 hat jeder Hersteller in der Superbike-WM ein Referenzteam, ein Nummer-1-Team. Sie werden auch als «Werksteam» oder «Offizielles Team» bezeichnet. Diese Teams legen in Absprache mit dem Werk fest, mit welcher Elektronik gefahren wird, und definieren die Concession- und Super-Concession-Teile. Das sind Änderungen am Motor und Chassis, die laut Reglement verboten sind und welche ein Hersteller nur vornehmen darf, wenn er länger erfolglos ist und sie zugestanden bekommt.
Laut Reglement spricht nichts dagegen, dass ein Hersteller zwei Referenzteams benennt. Schwierigkeiten gäbe es nur, wenn die Teams in der Entwicklung unterschiedliche Richtungen einschlügen und von den gleichen Bauteilen verschiedene Versionen homologieren lassen wollten. Da technisch BMW bestimmt, was ihre Teams einsetzen, besteht diese Gefahr nicht und Dorna sowie FIM haben nichts gegen die Statusänderung von Bonovo einzuwenden.
Damit war die Grundlage geschaffen, um Redding ohne einen Imageverlust bei Bonovo unterzubringen. Die Gefahr, dass ihm womöglich Sponsorengelder gekürzt werden, wenn er aus dem Referenzteam ROKiT BMW Motorrad in das Independent-Team Bonovo transferiert wird, ist damit ebenfalls vom Tisch.
«Bonovo wird SMR gleichgestellt, BMW möchte in beiden Teams einen erfahrenen Piloten haben», erklärte Redding beim Treffen mit SPEEDWEEK.com im Fahrerlager von Aragon die Strategie. «So entstand die Situation, dass ich zu Bonovo gehe. Das wird auch dafür sorgen, dass die beiden Teams in der Entwicklung enger zusammenarbeiten. Sie arbeiten schon jetzt recht eng zusammen, es gab aber immer eine Mauer. Zukünftig werden sie in einer Blase sein.»
«Für mich ging es auch darum, was die Zukunft bereithält», ergänzte der Engländer. «Mit Toprak kommt ein Superstar und ich möchte in der gleichen Ausgangslage wie er sein. Es galt also viele Kleinigkeiten zu regeln, die sicherstellen, dass der eingeschlagene Weg korrekt ist. Ich war letztes Jahr bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Team, Teamchef Jürgen Röder ist ein fantastischer Typ, der sehr viel Passion und Emotion für den Rennsport hat. Das mag ich. Wenn ihre Fahrer in die Boxen kommen, und sie gute Resultate haben, für das wo wir stehen, bekommen sie Applaus. Ihre Arbeit wird wertgeschätzt. Bonovo ist ein kleineres Team, aber sie schuften hart. Ich war früher Teamkollege von Eugene Laverty und kenne ihn sehr gut, er leistet viel für das Team. Ich habe das Gefühl, dass ich bereits viele Leute aus dem Team kenne, sie haben die richtige Einstellung für den Rennsport.»
«Mich kümmert nicht, welche Farbe mein Motorrad hat. Alle in meinem jetzigen Team haben die vergangenen zwei Jahre so hart für mich gearbeitet, wie sie konnten. Ein Team kann aber nur so und so viel tun, die Motorräder sind heute alle sehr ähnlich. Wenn uns Bonovo dieses Jahr schlägt, dann sieht das immer sehr gut für sie und sehr schlecht für uns aus. Obwohl wir das gleiche Material haben. Nächstes Jahr sind wir zwei gleichgestellte Teams, dann wird der Druck für alle gleich sein. Für mich wird er eh gleich sein, weil ich von SMR komme. Ich würde gerne ein paar Leute zu Bonovo mitnehmen, weil ich mit ihnen seit zwei Jahren an diesem Motorrad arbeite. Die Leute bei Bonovo sind auch gut, meine Leute sind nur deshalb meine Präferenz, weil sie meinen Weg und mich kennen.»