Formel 1: Abschied in der Unterhose

Bautista: «Rausgefunden, was weniger schlimm ist»

Von Ivo Schützbach
2023 gewann Ducati-Star Alvaro Bautista 27 von 36 Rennen und stand 31 Mal auf dem Podium. Der zweifache Superbike-Weltmeister geht nicht davon aus, dass es dieses Jahr so weitergeht.

Mit 59 Siegen hat sich Alvaro Bautista seit seinem Superbike-Debüt 2019 zum erfolgreichsten Ducati-Fahrer in der Geschichte der Superbike-WM aufgeschwungen. 2022 und 2023 wurde der 39-Jährige Champion, für viele ist er auch dieses Jahr der Favorit.

Doch Bautista leidet noch immer an den Nachwirkungen seines Sturzes in Jerez am 1. November, bei dem es ihm die Bandscheiben zwischen drei Halswirbeln verschob. In den zwei Monaten danach hatte er teilweise schlimme Schmerzen, bei seinem Comeback auf dem Superbike am Mittwoch musste er vorzeitig aufhören, weil er körperlich und vom Schmerzlevel einen Punkt erreicht hatte, den er nicht überschreiten wollte.

Die Regeländerungen für dieses Jahr bringen für Bautista Vor- und Nachteile mit sich. Positiv für ihn ist, dass seine Panigale V4R 500/min höher drehen darf als im Vorjahr und erst bei 16.100/min abregeln wird. Negativ für den Spanier ist, dass es erstmals ein Mindestgewicht für den Fahrer in voller Montur gibt – dieses wurde mit 80 Kilogramm definiert.

Weil Bautista deutlich darunter liegt, muss er für die WM 2024 Gewicht zuladen. Stand heute werden das 5 bis 6 kg sein, diese müssen am Motorrad angebracht werden.

«Das Bike fühlt sich schwerer an, mein erster Eindruck beim Test Ende letztes Jahr war nicht gut», urteilte Alvaro. «In den schnellen Kurven konnte ich kaum die Linie halten, das Bike schob immer nach außen. Punktgenau zu bremsen, ist so auch deutlich schwieriger. Also haben wir verschiedene Gewichtsverteilungen probiert. Ducati hat über den Winter viel gearbeitet, um den Einfluss des Zusatzgewichts so gering wie möglich zu halten.»

Mit Erfolg. «Anhand der Daten vom November hat Ducati entschieden, mir zwei Versionen zur Auswahl zu geben», erklärte Bautista beim Treffen mit SPEEDWEEK.com im Fahrerlager des Jerez-Circuits. «Am Mittwoch fuhr ich mit den zwei Motorrädern Vergleichstests und konnte trotz meiner körperlichen Einschränkungen feststellen, an welchem Bike die Verteilung der Zusatzgewichte weniger schlimm ist. Wir haben uns entschieden, mit welchem wir weitermachen.»

Der Rechenschlüssel für die Zusatzgewichte sieht wie folgt aus: Wiegt ein Fahrer weniger als 80 kg in voller Montur, wird die Differenz zu seinem wahren Gewicht genommen und halbiert. Bringt der Fahrer beispielsweise 68 kg auf die Waage, beträgt die Differenz 12 kg. Diese halbiert ergeben 6 kg Zusatzgewicht.

Der Spanier wollte über den Winter versuchen mehr Muskelmasse aufzubauen, um so schwerer zu werden. «Wegen meiner Verletzung konnte ich aber nur die vergangenen zwei Wochen an meinem Körper arbeiten und etwas Gewicht zulegen. Bei der Lederkombi gibt es auch nicht viel Spielraum. Wir haben versucht, sie etwas schwerer zu machen, da kannst du aber maximal ein halbes Kilogramm herausholen. Denn du musst schauen, dass sie weiterhin geschmeidig bleibt, das Leder darf nicht zu dick sein.»

Vier Wochen vor dem Saisonstart in Australien ist Bautista überzeugt: «Es wird sehr schwierig für mich, auf das gleiche Level wie letztes Jahr zu kommen, weil ich nicht mehr das gleiche Gefühl für das Motorrad habe. Ein schwereres Bike macht nahezu alles schwieriger.»

Dass Alvaros größte Widersacher in den vergangenen zwei Jahren für 2024 den Hersteller gewechselt haben, ändert an dieser Einschätzung nichts: «Toprak und Johnny Rea sind immer schnell, egal auf welchem Motorrad. Sie werden beide um Siege und den Titel kämpfen. Ich glaube auch nicht, dass sie die einzigen sind, die das tun werden. Ich sehe Locatelli näher dran und glaube, dass sich Nicolo Bulega sehr gut schlagen wird. Das wird eine interessante Saison, die Leistungsdichte wird höher sein.»

Zeiten Jerez-Test Superbike-WM (24.1.):

1. Nicolo Bulega (I), Ducati, 1:38,292 min
2. Alex Lowes (GB), Kawasaki, +1,182 sec
3. Toprak Razgatlioglu (TR), BMW, +1,229
4. Michael van der Mark (NL), BMW, +1,239
5. Remy Gardner (AUS), Yamaha, +1,387
6. Jonathan Rea (GB), Yamaha, +1,390
7. Andrea Iannone(I), Ducati, +1,392
8. Garrett Gerloff (USA), BMW, +1,471
9. Danilo Petrucci (I), Ducati, +1,481
10. Alvaro Bautista (E), Ducati, +1,555
11. Andrea Locatelli (I), Yamaha, +1,625
12. Philipp Öttl (D), Yamaha, +1,711
13. Scott Redding (GB), BMW, +1,750
14. Axel Bassani (I), Kawasaki, +1,767
15. Sam Lowes (GB), Ducati, +1,841
16. Iker Lecuona (E), Honda, +2,087
17. Tito Rabat (E), Kawasaki, +2,257
18. Xavi Vierge (E), Honda, +2,384
19. Florian Marino (F), Kawasaki, +3,143
20. Bradley Smith (GB), BMW, +3,570
21. Sylvain Guintoli (F), BMW, +3,606

Zeiten Supersport-WM:

1. Marcel Schrötter (D), MV Agusta, 1:42,015 min
2. Stefano Manzi (I), Yamaha, 1:42,144
3. Can Öncü (TR), Kawasaki, 1:42,159
4. Adrian Huertas (E), Ducati, 1:42,614
5. Bahattin Sofuoglu (TR), MV Agusta, 1:42,633
6. Federico Caricasulo (I), MV Agusta, 1:42,648
7. Lucas Mahias (F), Yamaha, 1:43,181
8. Yari Montella (I), Ducati, 1:43,281
9. Niccolo Antonelli (I), Ducati, 1:43,780
10. Piotr Biesiekirski (PL), Ducati, 1:44,401
11. Hikari Okubo (J), Kawasaki, 1:44,404
12. Glenn van Straalen (NL), Yamaha, 1:44,415
13. Gabriel Giannini (I), Kawasaki, 1:44,758

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