Toprak Razgatlioglu hält sich nicht für den Besten
Toprak Razgatlioglu
Die Erwartungshaltungen von BMW-Neuzugang Toprak Razgatlioglu und dem bisherigen Aushängeschild Scott Redding könnten vor den Rennen in Katalonien an diesem Wochenende kaum unterschiedlicher sein. Während der Türke baldige Siege mit der M1000RR wittert, macht sich der Engländer keine großen Hoffnungen.
Eine Schwachstelle der BMW ist seit jeher der Grip am Hinterrad, in diesem Bereich konnte Razgatlioglu mit seiner Crew während des Tests vergangene Woche in Barcelona beachtliche Fortschritte erzielen. «Ich bin froh, dass uns das gelungen ist», erzählte Toprak SPEEDWEEK.com. «Mein Speed über eine Runde war gut, aber wegen der Rennpace machte ich mir Sorgen. Das hängt auch mit meinem Fahrstil zusammen: Der ist sehr aggressiv, in Barcelona muss ich aber ruhiger fahren, vor allem am Kurveneingang. Sobald ich das tat, funktionierte das Motorrad und der Grip am Hinterrad fühlte sich besser an. Wir haben mit verschiedenen Dämpfern und Schwingen experimentiert und auch die Einstellungen der Traktionskontrolle verändert. Das zusammengenommen hat dafür gesorgt, dass die Gripsituation viel besser wurde.»
«Wenn ich ein Problem benenne, dann arbeiten mein Team und der Hersteller unermüdlich und beim nächsten Rennen gibt es neue Teile», lobte der Weltmeister von 2021 die BMW-Truppe. «Das ist sehr gut. Dass alle so hart arbeiten, motiviert mich, noch härter zu schuften. So eine Kombination ist gut, ich bin glücklich mit der Gesamtsituation. Jeder hat mir vorab gesagt, die BMW wäre ein schlechtes Motorrad und würde nicht funktionieren. Ich habe das nie gesagt. Wenn ein Bike nicht funktioniert, dann muss man es verbessern. Sobald wir gewisse Dinge verbesserten, funktionierte es auch. Mein Bike ist nicht schlecht. Scott redet anders, aber er hat vielleicht noch nicht die richtige Abstimmung gefunden.»
Erstaunlich: Obwohl Razgatlioglu bei BMW der Neuling ist, übernahm er sofort die Führungsrolle und legte die Messlatte für seine Markenkollegen Redding, van der Mark und Gerloff deutlich höher.
«Dass ich während der Tests hier stark war, ist auch für die anderen BMW-Fahrer gut», hielt Toprak fest. «Sie sehen meine Daten und meine Abstimmung und können sofort etwas probieren. Das Problem ist, dass sich mein Fahrstil grundlegend unterscheidet. Die Balance meines Bikes ist hecklastig, die von Gerloff und Redding sehr frontlastig. So könnte ich unmöglich fahren, deshalb kann ich bei der Abstimmung auch nicht deren Weg gehen. Ich konzentriere mich darauf, wie ich fahre, und das Bike für mich verbessere. So etwas braucht Zeit, weil ich viel versuchen muss. Ich halte mich nicht für den Besten, ich fahre nur mein Motorrad. Letztes Jahr war kein BMW-Fahrer erfolgreich, deshalb hielten alle das Bike für schlecht. Sobald ein Fahrer schnell ist, reden die anderen nicht mehr, fokussieren sich auf ihren Job und wollen das Bike verbessern. Das ist gut. Warum bin ich hier? Weil ich einen großen Traum mit BMW verfolge, ich will eines Tages mit ihnen Weltmeister werden.»