Neue Bimota: Dorna rechnet mit radikaler Philosophie
Viele Hersteller haben besondere Racing-Versionen ihrer Serienmodelle auf den Markt gebracht, um den Anforderungen der Superbike-WM gerechter zu werden. Doch sei es eine Yamaha R1M, die Honda CBR1000RR-R SP, BMW M1000RR oder Kawasaki ZX-10RR Performance, sie alle basieren auf einem Motorrad, das für eine breite Käuferschicht erschwinglich und nutzbar sein soll.
Der Preisunterschied zum derzeitigen Klassenprimus, der Ducati Panigale V4R, beträgt bei all diesen Motorrädern mehr als 10.000 Euro, also zirka 30 Prozent! Denn nur Ducati ist in der Lage, Käufer für ein straßenzugelassenes und 44.000 Euro teures Motorrad zu finden.
Kawasaki schlägt für 2025 einen womöglich noch radikaleren Weg ein. Seit dem 24. April wissen wir, dass aus dem derzeitigen Werksteam in der Superbike-WM 2025 das neue Team Bimota by Kawasaki Racing wird.
Seit November 2023 gibt es ein Motorrad, das Vollgas entwickelt und regelmäßig hinter verschlossenen Türen auf verschiedenen Rennstrecken getestet wird. Gemeinsam mit Bimota wurde ein für den Rennsport ausgelegtes Chassis entwickelt, der Kawasaki-Motor verfügt über deutlich mehr Potenzial, als wir unter den derzeitigen Voraussetzungen sehen.
Der große Vorteil des neuen Projekts: Bimota und Kawasaki müssen keinerlei Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kunden nehmen, die ein solches Motorrad normalerweise im öffentlichen Straßenverkehr bewegen. Es wird eine reinrassige Rennmaschine, die zudem im hochpreisigen Segment angesiedelt sein und trotzdem ihre Abnehmer finden wird – weil eine Bimota schon immer für ausgefeilte und exklusive technische Lösungen stand und auch für Sammler interessant ist.
Aktuell müssen über zwei Jahre mindestens 500 Motorräder gebaut werden, um die Homologation zu bekommen. In der Vergangenheit waren bis zu 3000 produzierte Bikes vorgeschrieben.
Da immer weniger 1000-ccm-Superbikes für den täglichen Gebrauch verkauft werden, haben sich die Hersteller dem Markt angepasst und produzieren zunehmend spezielle Racing-Modelle.
Dorna-Manager Gregorio Lavilla, der seit vielen Jahren die Geschicke in der Superbike-WM lenkt, sieht darin keine Entwicklung hin zu Prototypen in Miniserie, wie ihm manche Kritiker vorwerfen.
«Als die Dorna die Superbike-WM übernahm, haben wir zwei Parameter festgelegt», erklärte der Ex-Rennfahrer. «Das ist die vorgeschriebene Stückzahl und der maximale Preis, wodurch es keine Prototypen gibt. Wenn ein Hersteller diese Vorgaben erfüllt, dann kann man diese nicht als spezielle Maschinen bezeichnen. Dann wären ja alle speziell.»
Aber natürlich hat Lavilla erkannt, was Kawasaki mit seiner Strategie anstrebt: «Dieses Gemeinschaftsunternehmen erlaubt es ihnen, in gewissen Bereichen radikaler vorzugehen und einen Weg einzuschlagen, den sie mit ihrer Marke nicht nehmen wollen. Es gibt Hersteller, die machen sich weniger Gedanken um die Standfestigkeit als andere, weil sie davon ausgehen, dass ihre Bikes im Rennsport eingesetzt werden und der Motor nach 1000 Kilometern ohnehin überholt wird. Also bauen sie ihre Motoren so, dass sie die bestmögliche Leistung für 1000 Kilometer haben. Wie die jeweilige Philosophie aussieht, hängt vom Selbstverständnis der Firma ab.»