MotoGP: Marc Marquez hat spezielle Qualitäten

Van der Mark: «Toprak raucht alle in der Pfeife»

Von Ivo Schützbach
Ein starkes Team: Toprak Razgatlioglu (li.) und Michael van der Mark

Ein starkes Team: Toprak Razgatlioglu (li.) und Michael van der Mark

«Toprak Razgatlioglu kannst du mit keinem anderen vergleichen», sagt Michael van der Mark über seinen Teamkollegen in der Superbike-WM. Und schildert, wie er mehr aus der BMW M1000RR quetscht als andere.

2019 und 2020 bildeten Michael van der Mark und Toprak Razgatlioglu das Yamaha-Werksteam. Der Niederländer seilte sich nach der Saison zu BMW ab, während Toprak 2021 mit den Blauen seinen ersten WM-Titel eroberte.

2024 stieß Razgatlioglu zum deutschen Hersteller und war mit van der Mark wiedervereint. Selbst Bartimäus könnte mit einem Auge sehen, dass sich die beiden blendend verstehen und in ihrer Arbeit exquisit ergänzen.

Michael erlebte dieses Jahr endlich mal wieder eine verletzungsfreie Saison und wurde mit 245 Punkten WM-Sechster, während Toprak mit 527 Zählern überragend den Titel errang – den ersten für BMW in 101 Jahren Firmengeschichte!

Wer sich das Können des sechsfachen Laufsiegers van der Mark vor Augen hält, dem wird schnell bewusst, welch außergewöhnliche Leistungen Razgatlioglu auf der M1000RR vollbringt.

«Toprak kannst du mit keinem anderen vergleichen», unterstrich van der Mark im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er hat einen sehr speziellen Charakter – manchmal frage ich mich, ob ihn der Rennsport überhaupt kümmert. Elf Minuten bevor die Boxengasse öffnet geht er in sein Räumchen, zieht die Lederkombi an und raucht anschließend alle in der Pfeife. Da frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht. Während ich mich vorbereite, sagt er nur ‚auf geht’s’. Wie er gestrickt ist, und sein natürliches Talent, sind etwas Besonderes.»

Das macht es schwierig, ihn zu kopieren? «Vielleicht muss ich aufhören mich vorzubereiten und werde dadurch schneller», scherzte der Niederländer. «Er stresst sich nicht. Stress bedeutet immer, dass man Energie sinnlos verbraucht. Er hat nur Stress, wenn er Motorrad fährt, anschließend ist er wieder entspannt. Diesbezüglich kann ich etwas lernen. Wie er ein Motorrad fühlt und fährt – jedes Bike –, ergibt ein fantastisches Paket. Er ist nicht nur ein herausragendes Talent, er ist auch als Mensch sehr speziell, deshalb ist er immer schnell.»

«Das motiviert mich», hielt der 32-Jährige fest. «Als Toprak zu BMW kam, wurde gleich offensichtlich, dass seine Arbeitsweise und sein Fahrstil perfekt für dieses Motorrad sind, also habe ich damit begonnen, meinen Stil zu ändern. Ich habe den besten Fahrer an meiner Seite, von ihm kann ich nur lernen. Das wusste ich – deshalb haben wir uns dieses Jahr so deutlich verbessert. Wir wollen uns gegenseitig helfen. Und wir wissen, dass wir es nur gemeinsam schaffen. Wenn er mich um etwas bittet, dann helfe ich ihm. Und andersherum. Nur so kannst du das gesamte Projekt auf die nächste Stufe hieven.»

Van der Mark abschließend: «Alle bei BMW erlebten harte Jahre, standen unter mächtigem Druck und hatten viele Probleme – ich war zwei Saisons lang verletzt. Deshalb blieben uns die erhofften Fortschritte verwehrt. Dann haben sie Toprak verpflichtet – und sie mussten liefern. Alles passierte im richtigen Moment – und sie haben geliefert. Dieses Jahr haben sich die ganzen Mühen ausbezahlt und ich kann kaum beschreiben, wie glücklich ich für alle bin. Der letzte Schritt in der Superbike-WM ist immer der schwierigste. Wir waren auf einem guten Level, dann kam Toprak aufs Bike und konnte sich sofort anpassen. Er spürte etwas, das seinem Stil entgegenkam. So macht er den Unterschied aus: Er fühlt das Motorrad und passt sich an. Er kann sich an jedes Motorrad anpassen. Wir wussten bereits an seinem ersten Tag auf der BMW, dass uns etwas Großartiges bevorsteht.»


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