Alles Gute, Noriyuki Haga – 50 Jahre ‹Nitro Nori›
Noriyuki Haga ist einer der faszinierendsten Superbike-Piloten der letzten 30 Jahre – sein Fahrstil furchtlos und atemraubend. Er ist der erfolgreichste Pilot der Weltmeisterschaft, der nie einen Titel gewinnen konnte. Gemessen nach Siegen ist Haga der sechsterfolgreichste Fahrer der Superbike-Kategorie überhaupt. In 313 Rennen siegte er 43 Mal für unterschiedliche Hersteller. Alle Piloten mit mehr Siegen sind allesamt mehrfache Weltmeister: Jonathan Rea (119), Álvaro Bautista (63), Carl Fogarty (59), Toprak Razgatlioglu (57) und Troy Bayliss (52).
Wie viele WM-Piloten begann auch Noriyuri Haga sehr früh mit dem Motorradfahren. Mit vier Jahren saß der Japaner auf einem Pocket-Bike. Ab 1980 nahm er an diversen Rennserien teil und bestritt 1993 die japanische 250-ccm-Klasse, anschließend wechselte er in die nationale Superbike-Meisterschaft.
1996 gewann Haga erstmals das 8-Stunden-Rennen in Suzuka. Auch bei einem Wildcard-Einsatz in der Superbike-WM in Sugo glänzte der zukünftige Star mit einem zweiten Platz. Als japanischer Superbike-Meister und bei seinen WM-Einsätzen für den verletzten Colin Edwards machte er 1997 mit einem Sieg und einem zweiten Platz von sich Reden. Es war der Start seiner internationalen Karriere.
Ab 1998 begann der Japaner auch seine legendäre Startnummer 41 zu tragen, die ihn seine ganze Karriere über begleiten sollte. Mit Scott Russell pilotierte Haga eine Yamaha YZF 750 SP. Dieses Motorrad war zu dieser Zeit bereits in die Jahre gekommen. Manchmal schien es wie ein Wunder, dass Haga das Bike auf spektakuläre Art und Weise überhaupt um die Kurven prügeln konnte. Das Hinterrad schien ihn regelmäßig überholen zu wollen. Mit fünf Siegen wurde Haga-San noch Gesamtsechster. Bei einem Wildcard-Einsatz in der Motorrad-WM bis 500 ccm überraschte Haga und wurde Dritter.
1999 kam die neue Yamaha R7 zum Einsatz, der Durchbruch blieb als Gesamtsiebter und nur ein Sieg aber aus. 2000 wurde er Vizeweltmeister, wurde aber durch die Einnahme von Ephedrin des Dopings überführt, in Brands Hatch gesperrt und verpasste somit einen möglichen Titel gegen Colin Edwards (Honda).
Ausflüge in die 500er-WM mit Yamaha (2001) und Aprilia (2003) waren von zahlreichen Stürzen und ohne Höhepunkte geprägt. Dazwischen zeigte Haga als WM-Vierter mit der Aprilia RSV Mille in der Superbike-WM sein Können.
Der Wechsel zu Ducati erwies sich 2004 als richtig. Im Renegade-Team kämpfte er mit der 999 gegen die Ducati-Werkspiloten Régis Laconi und James Toseland um den Titel. Toseland ging als Sieger hervor und wurde Weltmeister. Haga gewann jedoch sechs Rennen (drei mehr als Toseland), darunter ein Doppelsieg in Brands Hatch.
Nach der Yamaha-Rückkehr 2005 wurde der Japaner WM-Dritter, ein Jahr danach ebenfalls. Erst 2007 hatte er wieder eine reelle Chance auf den Titel, wurde aber erneut von James Toseland geschlagen, wenn auch denkbar knapp (zwei Punkte). Wieder gewann Haga sechs Rennen. 2008 war ihm abermals kein Titel gegönnt, Troy Bayliss (Ducati) dominierte die Saison.
Erst 2009 wechselte Haga von Yamaha wieder zu Ducati, als Nachfolger für Bayliss, der nach seinem dritten Superbike-WM-Titel zurücktrat. Ein schwerer Sturz zeichnete diese Saison, eine Zeit lang war es sogar ungewiss, ob Haga in jenem Jahr überhaupt noch einmal zurückkommen kann. Mit Pleiten, Pech und Pannen ging ihm auch diese Titel-Chance durch die Lappen. Ben Spies (Yamaha) wurde Meister.
2010 diente Haga noch für Xerox Ducati ab und wurde Gesamt-Sechster. 2011 stieg er für das Team Pata auf eine RSV4. Es gelangen ihm noch insgesamt acht Podestplätze, ehe ihn seine Wege in die BSB führten, wo sich seine Karriere endgültig festfuhr. Ein Comeback in der Superbike-WM 2013 mit BMW Grillini in Imola verlief glanzlos. Haga hatte seinen Zenit längst überschritten.
Noriyuki Haga förderte fortan die Karrieren seiner Söhne, die das Talent ihres Vaters jedoch nur ansatzweise geerbt haben. Einen Tiefpunkt erlebte ‹Nitro Nori›, als sein jüngerer Sohn Ryota bei einem Rennen der japanischen 600er-Meisterschaft am 8. September 2024 in Autopolis tödlich verunglückte. Dennoch besuchte Haga wenige Woche später mit seiner Familie den Motegi-GP
Nach einigen Jahren in Italien lebt Haga mit seiner Familie wieder in Japan und feiert am 2. März 2025 seinen 50. Geburtsag. Wir gratulieren herzlich.