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Marco Melandri: «Habe den BMW-Rückzug erwartet»

Von Ivo Schützbach
Ende der Saison wird sich BMW aus der Superbike-WM zurückziehen. Für Werksfahrer Marco Melandri kam die Entscheidung nicht überraschend.

Im Herbst 2012 entschied BMW München, das Superbike-Werksteam von Partner alpha Racing in Stephanskirchen zu BMW Italia und Feel Racing nach Italien zu verlagern. In der Schaffung der räumlichen Distanz zwischen BMW München und dem Rennteam sahen schon damals viele erste Anzeichen für die schleichende Abwendung vom Rennsport.

Die Kritiker sollten Recht behalten: Am 24. Juli 2013 verkündete BMW nach fünf Jahren in der Superbike-WM den Ausstieg zum Saisonende hin.

«Ich erfuhr eine Stunde vor der offiziellen Bekanntmachung vom Rückzug von BMW», erzählte Marco Melandri im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe damit gerechnet. Die Entscheidung letztes Jahr geschah nur, weil sie Geld sparen wollten. Der Rückzug kam Schritt für Schritt, es war aber klar, in welche Richtung es geht.»

«Die Entscheidung Ende letztes Jahr hat es uns nicht einfach gemacht, wir haben diesen Winter wieder bei Null angefangen», sagt der schnelle Italiener, derzeit hinter Sylvain Guintoli (Aprilia), Tom Sykes (Kawasaki) und Eugene Laverty (Aprilia) WM-Vierter. « Jeder im Team hat hart gearbeitet, aber es war nicht einfach. Ich sah den Ausstieg kommen.»

BMW hat keine Geldsorgen

«BMW ist die einzige Firma, die mit dem Verkauf von Motorrädern Geld verdient. Es geht also nicht um fehlendes Geld, sondern um eine strategische Entscheidung», weiß Melandri. «Für uns ist es eine Schande, für die Firma vielleicht eine gute Entscheidung, ich weiß es nicht. In meinen Augen ist Forschung und Entwicklung sehr wichtig für zukünftige Produkte. Genau das ist es, was wir im Rennsport machen. Keinen Rennsport zu betreiben ist die einfachste Möglichkeit, um jetzt Geld zu sparen. Aber für die Zukunft – wenn man nicht mehr in die Motorräder investiert ... Was wir im Rennsport entwickeln kommt den Serienmotorrädern zugute. Die Firmen betreiben den Rennsport ja nicht nur weil sie ihn mögen, sondern weil sie ihn brauchen.»

Der 31-Jährige ist überzeugt: «Der Rückzug von BMW ist nicht gut für die Meisterschaft. Für BMW ist es aber sogar noch schlimmer. Die letzten beiden Jahre hat BMW um den WM-Titel gekämpft, Rennen gewonnen. Die Leute werden sich fragen, weshalb sie gerade jetzt aufgeben, wo sie gewinnen. Die Marke kommt heute viel jünger rüber. In den letzten drei Jahren haben sich auch viele junge Leute für eine BMW entschieden.»

Fünf WM-Events sind ausstehend, es gibt noch 250 Punkte zu erobern. «Die Motivation im Team ist immer noch hoch», versichert der BMW-Star. «Wir arbeiten, als wäre nichts gewesen. Wir können ja nichts an der Entscheidung ändern. Was wir letztes Jahr erlebt haben, hilft uns etwas dabei mit der Situation klarzukommen. Ich vertraue den Leuten in München in der Entwicklungsabteilung sehr. Ich weiß aber nicht, ob BMW den Geldhahn schon jetzt zudreht, weil sie keine Zukunft in der Meisterschaft haben. Ich wundere mich über gar nichts mehr – positiv wie negativ. Die Meisterschaft zu gewinnen wird nicht einfach.»

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