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Exklusiv: Das Superbike-Reglement für 2015

Kolumne von Ivo Schützbach
2014 treten in der Superbike-WM erstmals hochgezüchtete Superbikes gegen seriennahe Evo-Maschinen an. 2015 müssen alle mit gleichen technischen Voraussetzungen fahren. Wir verraten, wie diese aussehen.

Dass die kommende Saison nur ein Übergangsjahr wird, ist längst bekannt. Dann werden wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft mit Werksmotorrädern von Aprilia, Buell, Ducati, Honda, Kawasaki, Suzuki und MV Agusta sowie seriennahen Evo-Motorrädern von BMW, Ducati und Kawasaki sehen.

Bereits für 2015 gibt es wie von SPEEDWEEK.com angekündigt ein neues, einheitliches Reglement. Die Hersteller sowie WM-Vermarkter Dorna suchten nach einem Weg die Kosten zu senken, aber so viel technischen Freiraum zu lassen, dass jedes Motorrad konkurrenzfähig sein kann. Egal, wie gut oder schlecht die Serienversion ist.

«Nach jetzigem Evo-Reglement ist immer der Hersteller im Vorteil, dessen Motorrad dem jüngsten technischen Stand entspricht», weiß Honda-Manager Carlo Fiorani. «Wir brauchen aber Regeln, mit denen jeder Hersteller zu jeder Zeit in der Lage ist, konkurrenzfähig zu sein.»

Stand heute haben Honda, Yamaha, Suzuki, KTM, Buell, MV Agusta und Aprilia nach Evo-Reglement keine Chance gegen BMW, Ducati und Kawasaki.

Die Elektronik bleibt freigestellt

Die wichtigsten Regel-Änderungen für die Zukunft sehen so aus: Das Chassis-Reglement bleibt wie gehabt; die Position des Motors, der Schwinge, der Hinterradfederung und der Sitz der Umlenkung müssen wie am Serienmotorrad sein. Der Hauptrahmen sowie die Schwinge dürfen versteift werden.

 Für Bremsen und Federelemente gibt es einen Kostendeckel.

Das Motoren-Reglement ist vergleichbar mit jenem in der Supersport-WM. Am Zylinderkopf dürfen in gewissem Maß leistungssteigernde Maßnahmen vorgenommen werden, das ist im 2014er-Evo-Reglement verboten. Die Airbox muss Standard sein. Pro Fahrer und Saison sind maximal acht Motoren erlaubt.

Einflussreichste Evo-Änderung für 2015 neben jener für den Motor: Die Elektronik ist wie bislang in der Superbike-WM jedem Hersteller freigestellt. Es wird weder eine Standard-ECU geben, noch muss wie 2014 die Serienelektronik verwendet werden.

Ezpeleta setzt sich durch

Mit dem neuen Reglement, das über Jahre Bestand haben soll, bekommt Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta seinen Willen: Die Kosten für die inzwischen MotoGP-nahen Superbikes werden sinken. Dass das technische Reglement der Zukunft so aussehen wird, wie es sich Ezpeleta vorstellt, und nur zum Teil die Handschrift der Hersteller trägt, haben sich diese selbst zuzuschreiben.

Anfang Dezember 2012 forderte Ezpeleta bei einem Treffen in Genf alle Beteiligten auf, Vorschläge vorzulegen, wie man die Superbike-WM technisch abrüsten und somit günstiger machen kann. Letztlich einigten sich die Hersteller, dass es ab 2014 für Kunden Werksmotorräder mit einem Kostendeckel gibt, der innerhalb drei Jahren von 300.000 auf 200.000 Euro für das Material pro Fahrer und Saison gesenkt wird.

Weil diese Sparmaßnahmen Ezpeleta nicht genug waren, brachte der Spanier im Juni die Evo-Regel ins Spiel: Superbikes mit Motor und Elektronik wie in der seriennahen Superstock-Klasse. Schnell stellte sich heraus, dass die Teams zwar Interesse an Werksmotorrädern mit Kostendeckel haben, aber kein Geld. Die ursprüngliche Sparidee wurde von Evo überlebt.

Die Hälfte des Feldes 2014 fährt Evo

«In der MSMA ist etwas anderes besprochen worden», verriet ein Mitglied des Hersteller-Bündnis MSMA. «Da ging es um den Kostendeckel mit 300.000, 250.000 und 200.000 Euro pro Bike und Fahrer für eine Saison. Der überwiegende Teil der Mitglieder war der Meinung, dass sich das im nächsten Jahr ohnehin alles erübrigt. Dass jemand dieses Evo-Reglement durch die Hintertür so stark hineindrückt, haben die alle nicht geschnallt.»

«Aprilia trifft das Evo-Reglement am härtesten. Für Honda und Yamaha wird es auch schwierig. Yamaha war nie involviert in diese Diskussionen, Aprilia und Honda haben sich nicht gewehrt.»

2014 sehen wir nach heutigem Stand je zwei echte Superbikes von Aprilia, Ducati, EBR (Buell), Honda und Suzuki sowie eines von MV Agusta. Die restlichen zwölf der bislang 23 fixen Motorräder sind in Evo-Konfiguration unterwegs.

Es wird erwartet, dass der Motorrad-Weltverband das technische Reglement 2015 in den kommenden Tagen veröffentlicht.

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