Buell (EBR): «Wir haben keine Ressourcen wie BMW!»
EBR 1190RX: Einzigartig, dafür langsam und defektanfällig
Auch wenn das neue Buell-Werksteam um Larry Pegram weiterhin in Italien stationiert sein wird, steigt der US-Einfluss für 2015 deutlich. Schon während der letzten Events der Superbike-WM 2014 schickte Firmenchef Erik Buell Ingenieure aus dem Werk zur Unterstützung seines italienischen Partners QB Racing.
Experten wie der ehemalige Aprilia-Rennchef Jan Witteveen orten die Probleme bei Erik Buell Racing (EBR) wo ganz anders. «EBR muss ein Motorrad bauen, das mit den Einheitsreifen in der Superbike-WM funktioniert. Ich weiß nicht, wie viel EBR über das Motorrad weiß. Ich habe den Eindruck, dass sie nur etwas anders machen wollen», meinte der Niederländer in seiner Kolumne für SPEEDWEEK.com.
Der diesjährige Teammanager Giulio Bardi widerspricht: «Wir halten die große Bremsscheibe für eine gute Lösung. In der Superbike-WM geht es um Serienmotorräder. Wir fahren mit dem, was wir produzieren. Wir wissen, dass das keine gängige Lösung ist. Aber unser Motorrad hat nie Chattering. Mit nur einer Bremsscheibe hast du weniger Gewicht am Vorderrad. Wenn du das als Plus erachtest... Für andere mag das nicht wichtig sein, für uns schon.»
«Ich sage jetzt nicht, dass das alleine von der Bremsscheibe kommt», meinte der Italiener weiter. «Jeder hat seine eigene Philosophie. Warum benützt Aprilia einen V4- oder Ducati einen Twin-Motor? Warum hat die Panigale keinen normalen Rahmen? Wir haben eine Federung ohne Umlenkung, aber sie ist progressiv. Ingenieure entscheiden sich für Lösungen, die sie für gut erachten.»
Buell ist nicht BMW
In Anbetracht der Ergebnisse lässt sich nicht darüber diskutieren, ob die technischen Lösungen an der EBR 1190RX gut sind. Die Werksfahrer Aaron Yates und Geoff May holten im WM-Debütjahr von Buell keine Punkte, die Zweizylinder-Motoren verreckten reihenweise.
«Wenn man sich anschaut, wir arg wir uns von Freitagmorgen bis Samstagabend verbessern, dann beweist das, dass wir die Sache richtig angehen», versucht Bardi zu relativieren. «Wir wussten, dass dieses Jahr alles neu ist und schwierig wird. Man darf auch nicht vergessen, dass EBR kein riesiger Hersteller ist. EBR ist relativ klein, wir bauen sogar unsere Motoren selbst. Wir müssen mit unserer Manpower in der Produktion und dem Rennteam haushalten. Wenn man das alles berücksichtig, ist es fantastisch, was EBR leistet. Das von außen so wahrzunehmen, ist schwierig.»
Glaubst du nicht, dass die vielen Motorschäden eurem Image schaden? Bardi: «Enzo Ferrari sagte, dass der beste Motor jener ist, der in der Auslaufrunde kaputt geht. Unser Ziel ist nicht Motoren zu zerstören, sondern die Leistung zu steigern. Ich glaube, dass die Fans verstehen, dass Rennmaschinen ans Limit getrieben werden. Das hat nichts mit dem Serienmotorrad zu tun. Racing ist Racing und Straße ist Straße. Wir sind nicht BMW, wir haben nicht Ressourcen das zu tun, was sie getan haben. Außerdem reden wir von Superbike. Hier sollten nicht solche Budgets gebraucht werden, wie sie BMW hatte. In Superbike geht um Hingabe. Darum, ein Motorrad auf die Rennstrecke zu bringen und das Beste herauszuholen. Ich glaube, dass die Leute schätzen, was wir hier tun. Wer EBR mag, unterstützt uns auch.»