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Tödlich verunglückt: Heute wäre Fritz Scheidegger 90

Von Thorsten Horn
Scheidegger/Robinson 1966

Scheidegger/Robinson 1966

Am 30. Dezember 1930 erblickte der Schweizer Fritz Scheidegger das Licht der Welt. Der zweimalige Seitenwagen-Weltmeister war auch Mitbegründer der sogenannten «Kneeler».

Max Friedrich «Fritz» Scheidegger wurde vor 90 Jahren im schweizerischen Langenthal im Kanton Bern geboren. 1950 als noch 19-Jähriger begann der gelernte Motorradmechaniker die Rennerei. Sein erster großer Förderer war sein Chef, der ihm eine Maschine nebst dazugehörigem Material zur Verfügung stellte.

Über Grasbahn- und Bergrennen mit Solo- und Seitenwagenmaschinen kam er schließlich parallel zum Rundstreckensport, wobei es ihm inzwischen die Gespanne besonders angetan hatten. So wurde er schon 1957 mit Horst Burkhart, der auch in seiner inzwischen eigenen Motorradwerkstatt in Courtelary sein Angestellter war, zum ersten Mal Schweizer Meister. Am Saisonende gaben Fritz Scheidegger und Horst Burkhardt beim letzten Weltmeisterschaftslauf 1957 im italienischen Monza ihr WM-Debüt und wurden starke Vierte.

1958 konnten Scheidegger/Burkardt zwar bei internationalen Rennen, wie zum Beispiel auf dem Schleizer Dreieck, einige Siege einfahren, doch in der WM blieben sie ohne zählbares Ergebnis.

Das sollte sich 1959 ändern. Gleich beim WM-Auftakt im französischen Clermont-Ferrand ließen sie die Vorjahresweltmeister Walter Schneider/Hans Strauß sowie die restliche Konkurrenz hinter sich und feierten ihr erstes WM-Podium auf dem obersten Treppchen. Mit zwei dritten Plätzen bei der berühmten Tourist Trophy auf der Insel Man sowie im belgischen Spa-Francorchamps wurden sie am Jahresende hinter Schneider/Strauß und Camathias/Cecco WM-Dritte.

1960 wurden sie bei fünf WM-Rennen zwei Mal Zweite und ebenso zwei Mal Dritte, was immerhin zur Vizeweltmeisterschaft hinter den vierfachen Saisonsiegern Helmut Fath/Alfred Wohlgemut aus Deutschland reichte.

Auch 1961 wurden Scheidegger/Burkhardt Vizeweltmeister, wobei sie deutlich knapper am großen Triumph vorbeischrammten. Von den diesmal sechs zur WM zählenden Rennen gewannen sie zwei (Clermont-Ferrand und Spa-Francorchamps) und landeten zudem dreimal auf dem zweiten Platz. Mit total 36 zu 34 Punkten, beziehungsweise gemäß Streichresultatregel 30 zu 28, mussten sie lediglich den Deutschen Max Deubel/Emil Hörner den Vortritt lassen.

Für die darauffolgende Saison verlor Fritz Scheidegger seinen bisherigen Beifahrer an Florian Camathias. In dessen Boot verunglückte Horst Burkhardt auf der Insel Man schwer und musste daraufhin seine Laufbahn beenden. Fritz Scheidegger holte den Briten John Robinson in sein Boot, mit dem er im niederländischen Assen gewann und am Jahresende WM-Dritter wurde.

So auch 1963, wobei Scheidegger seiner Sammlung an Grand-Prix-Siegen wiederum in Spa-Francorchamps einen weiteren hinzufügte.

Immer auf der Suche nach größerer Konkurrenzfähigkeit entwickelte der technisch versierte Scheidegger zusammen mit dem selbst aktiven Gespann-Konstrukteur Rudolf Kurth den sogenannten «Kneeler». Bei diesem Modell sitzt man nicht im Gespann, sondern kniet darin – so wird bis heute gefahren. Als er dann noch einen schnellen BMW-Motor erstehen konnte, war 1965 die Kombination Fritz Scheidegger/John Robinson/BMW-Kneeler das Maß der Dinge. Mit vier Grand-Prix-Siegen (Nürburgring-Südschleife, Assen, Spa-Francorchamps und Monza) sowie drei zweiten Plätzen wurde das schweizerisch/britische Duo überlegen Weltmeister. Auch in jenem Jahr gab es Streichresultate, sodass letztendlich allein die vier Siege relevant waren.

1966 war die Dominanz von Fritz Scheidegger/John Robinson erdrückend. Fünf WM-Läufe standen auf dem Programm, von denen diesmal nur die besten drei Ergebnisse in Wertung kamen. Nach überlegenen Siegen in Hockenheim, Clermont-Ferrand und Assen waren Scheidegger/Robinson bereits durch, ließen es sich aber nicht nehmen, danach auch in Spa-Francorchamps und auf der Insel Man die Siegerpokale abzuräumen. Zusammen mit weiteren nicht zur WM zählenden internationalen Rennen gewannen sie 1966 14 der 19 von ihnen bestrittenen Wettbewerbe.

Nach diesem Erfolgsjahr wollte Scheidegger zurücktreten, doch Freunde überredeten ihn zu einer weiteren Saison. Und diese endete tragisch, bevor sie eigentlich begonnen hatte. Beim ersten größeren internationalen Rennen der neuen Saison verunglückten Scheidegger/Robinson am Ostersonntag 1967, dem 26. März, infolge des Bruchs des hinteren Bremsankers in Mallory Park in Großbritannien. Während der zu dem Zeitpunkt 36-jährige Fritz Scheidegger sein Leben verlor, kam John Robinson mit einem gebrochenen Bein vergleichsweise glimpflich davon, beendete aber seine Laufbahn.

Fritz Scheidegger hatte in seiner Karriere insgesamt 16 WM-Läufe gewonnen, womit er in der ewigen Bestenliste der erfolgreichsten Seitenwagen-Piloten der goldenen Ära des Gespannsports von 1949 bis 1996 (danach gehörten die Sidecars nicht mehr zum regulären Grand-Prix-Programm) auf Rang 7 rangiert. Vor ihm liegen Rolf Biland (CH, 81), Klaus Enders (D, 27), Steve Webster (GB, 23), Egbert Streuer (NL, 22), Alain Michel (F, 18) und Eric Oliver (GB, 17).

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