Berechtigte Kritik
Von der Cardiff-Atmosphäre kam zu wenig rüber
Bislang kannte ich es nur, dass ich vor der Kamera stand und Fragen beantwortete. Jetzt war ich erstmals dahinter. Vor der Sendung hatte ich eine 30-minütige Besprechung, wie alles ablaufen soll. Mir wurde die Technik mit den Kopfhörern und den Lautstärkereglern erklärt, was man am Mischpult wie einstellen kann.
Als auf dem Monitor der 10-Sekunden-Ticker herunterlief und ich wusste, dass ich jetzt gleich live bin, war die Aufregung gross. Das legte sich aber innerhalb kürzester Zeit. Ich habe davor schon gewusst, dass ich mit Kommentator Hannes Biechteler auf der gleichen Wellenliege liege, das passt. Wir waren uns auch schnell einig, wie es zwischen einem Moderator und einem Experten zu laufen hat.
Wir waren drei Stunden live auf Sendung, mit einer einmaligen 5-minütigen Pause. Da gibt es keine Möglichkeit sich auszutauschen oder zu besprechen, welche Themen man als nächstes anschneidet. Es wäre ein Riesenaufwand jedes Mal der Regie durchzugeben, dass sie uns rausnehmen, wir selber können uns nicht vom Ton nehmen. So lange wir uns dann aber unterhalten, hat der Zuschauer keinen Moderator – also geht das nicht. Während der Sendung gibt es also keine Kommunikation zwischen uns.
Ich war erstaunt, wie akribisch sich der Moderator vorbereitet. Als Nicht-Insider bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Hannes hat seitenweise Material vor sich auf dem Schreibtisch liegen, was in den letzten 14 Tagen los war. Das sind mehrere Stunden Vorbereitungszeit. Gewisse Sachen kann er nicht wissen, weil er eben nicht selbst Rennen fuhr und seit 20 Jahren in der Szene unterwegs ist. Dem Insider kommt es komisch vor, wenn zum Beispiel ein Hans Nielsen eingeblendet wird und er ihn nicht kennt. Aber woher soll er einen Weltmeister aus den 1980er-Jahren kennen, wenn er erst seit zwei Jahren Speedway moderiert?
Für mich war der Job gefühlt relativ leicht – vom Wissen her. Ich setze mich schon immer extrem mit dem Speedway-GP auseinander. Das technische Wissen, und wie man ein Motorrad fahren muss, hat man und weiss man, wenn man selber lange aktiv war.
Nach den drei Stunden habe ich mich natürlich gefragt, was nicht optimal war. Bei zwei drei Sachen war mir während des Moderierens klar, dass das jetzt nichts war. Dass ich etwas zu langatmig erklärt habe, oder sprachliche Probleme. Es ist für einen Süddeutschen sehr anstrengend, sich drei Stunden lang auf die Sprache zu konzentrieren und Dialektworte zu vermeiden, die einem selbst gar nicht als Dialekt vorkommen. Worte wie «schaffen» oder «schwätzen».
Oft habe ich Sachen fertig erzählt, obwohl schon ein neuer Lauf anfing. Das lag nur daran, dass man die Antwort auf eine Frage nicht einfach abbrechen kann. Wenn wir etwas eingespielter als Team sind, können wir uns anders vorbereiten und so Sachen für die Zukunft unterbinden. Die nächsten zwei Grands Prix kann ich leider nicht moderieren, da ich auf Hochzeitsreise bin. Es ist aber angedacht, dass ich zum Saisonabschluss in Thorn wieder an der Seite von Hannes Biechteler sitze.
Diese Woche habe ich auch viele Kommentare in den Bahnsport-Foren gelesen, und muss den Leuten zu 95 Prozent rechtgeben. Ihre Kritik ist dieselbe wie meine. Dass man die Motorräder kaum gehört hat und nichts von der Stadionatmosphäre rüberkam, hat mich zu Hause vor dem Fernseher auch extrem gestört. Das merkst du im Studio aber nicht, weil du dir die Lautstärken auf dem Kopfhörer so hindrehen kannst, wie du willst. Wir haben das bereits ans Studio weitergegeben, dass sie da etwas machen müssen.
Unter den Rennläufen sollten wir mehr darauf eingehen, wie gefahren wird, also den Lauf wirklich moderieren. Wenn ich sehe, dass Lindbäck aussen herum überholt, dann denke ich mir, dass ja jeder sieht, dass er das tut – und ich kommentiere es deshalb nicht. Aber wir haben auch viele Nicht-Insider als Zuseher – und denen muss man das sagen. Diese Fans wissen nicht, wie die Fahrer aussehen oder wer gerade aussen herum angreift. Ein Fussball-Kommentator spricht auch über jeden Spielzug.
Wir werden uns bemühen, dass es für den Insider informativ ist, aber dass es auch jemand versteht, der zum ersten Mal ein Speedway-Rennen sieht. Das wird sich mit weiteren Sendungen einspielen.
Es war seltsam, als ich mich im Fernsehen selber reden hörte. Ich habe mir nie gerne Interviews von mir angehört. Als Moderator ging es, weil man nicht über sich selbst redet, sondern nur etwas von seinem Fachwissen hergibt.