Martin Smolinski: Sterbebett-Versprechen eingelöst
Martin Smolinski hat sich als erster Deutscher in der 19-jährigen Geschichte des Speedway-GP für eben jenen qualifiziert. Als erster Deutscher hat er einen Grand Prix gewonnen – und das im zweiten Anlauf! Erstmals seit dem WM-Titel von Egon Müller 1983 blickt die gesamt Speedway-Welt wieder auf Deutschland.
Am Tag nach seinem GP-Sieg in Neuseeland sprach SPEEDWEEK.com beim Mittagessen im Heritage Hotel in Auckland mit dem Bayer. Zwischendurch war er so überwältig, dass er kaum noch reden konnte. So berührt wie Martin ist auch Speedway-Deutschland von seinem märchenhaften Erfolg.
Martin, hast du inzwischen realisiert, was du letzten Samstag erreicht hast?
Ich habe mir 10 oder 15 Mal das Finale angeschaut. Aber auch die ganzen Nachrichten, die ich bekommen habe. Am Schönsten ist für mich im Nachhinein... wenn ich die Bilder sehe, da kommen mir wirklich die Tränen. Man sieht, dass sich die harte Arbeit der letzten 20 Jahre, die Zielstrebigkeit, die Arbeitsweise und die Fokussierung ausbezahlt haben. Ich fahre hier nicht mehr um den goldenen Blumentopf, sondern um die Weltmeisterschaft. Viele haben sich gefragt, was ich hier mache. Aber ich habe der gesamten Speedway-Welt gezeigt, wie es funktioniert.
Du warst schon Vizeweltmeister auf der Langbahn. Vergleich mal von den Emotionen her, wie deine Ehrung als Nummer 2 der Welt und wie es als GP-Sieger in Auckland war.
Das kann man nicht vergleichen. Das eine ist der Schuttberg von Olching, wo ich oben stehe, und das andere ist der Mount Everest. So kann man das bildlich vergleichen. Nichts gegen den Langbahn-Sport, der macht mir riesig Spaß und ich bin auch über ihn hierher gekommen. Er war einer der Bausteine, um im Speedway ganz nach oben zu kommen.
Als ich auf dem Podium stand und ich hatte rechts von mir Nicki Pedersen und links Kasprzak, es waren 15.000 Zuschauer da und die Nationalhymne wurde gespielt, du bist live im Fernsehen, Kameras rundherum um dich – ich war sprachlos. Ich habe hoch in den Himmel geschaut... Viele wissen das nicht, aber ich habe viel in meinem Leben durchgemacht. Ich habe viele Rückschläge mitgenommen, habe in sehr jungen Jahren meine Mutter verloren, sie hat für diesen Sport gelebt. Ihr habe ich am Sterbebett etwas versprochen, das habe ich jetzt eingelöst.
Jason Crump hat für Eurosport UK kommentiert. Er meinte nach dem Finale, dass er nur hofft, dass der Veranstalter die deutsche Hymne da hat. Niemand hat damit gerechnet, dass du das Rennen gewinnst.
Kompliment an den Veranstalter, sie waren organisiert. Wir haben die Leute eines Besseren belehrt, mein letzter Lauf war faszinierend. Auch Crump habe ich eines Besseren belehrt, er hatte mich nach der ersten Runde ausgelacht, weil ich am Innenstrich fuhr. Zwei Sekunden später ist ihm sein Hauptkommentator ins Wort gefallen und hat nur noch Smolinski geschrien. Ich glaube, der Kommentator hat die Situation neutral gesehen und analysiert, was da gerade abläuft, während Crump meinte, dass ich da hinten keinen Stich mehr mache.
Mich haben während des Rennens viele Leute beobachtet, die nach dem Rennen zu mir kamen und mich für meine Linienwahl und die Arbeitsweise gelobt haben. Es kam Ole Olsen, es kam der Sohn von Ivan Mauger, Barry und Tony Briggs, die Ehefrau von Ronnie Moore, alle waren fasziniert.
Ich habe in Extremsituationen den klaren Kopf bewahrt, das bestätigt mein Wintertraining. Ich habe da gelernt einzustecken.