Speedway-Joker: Unsinn oder Nonplusultra?
Dänemark profitierte von der Joker-Regelung
Ist eine Mannschaft sechs oder mehr Punkte hinter dem führenden Team zurück, darf der Trainer einmalig bei einem Team-WM-Rennen einen Joker setzen, dessen Punkte für diesen Lauf doppelt zählen.
Es ist ein künstliches Element, das eingeschlafene Rennen zu neuem Leben erwecken kann. Bei der Team-Weltmeisterschaft im tschechischen Pardubitz wäre Dänemark ohne die Jokerregelung am letzten Samstag nicht U21-Weltmeister geworden – so viel steht fest.
Klar ist auch, dass das Rennen spätestens ab dem siebten Lauf vom Spannungsgehalt her so interessant gewesen wäre wie kalter Kaffee. Dänemarks Teammanager setzte Michael Jepsen Jensen zur Mitte des Rennens als Joker ein, der den Lauf gewann und doppelt punktete, die Dänen kamen dadurch wieder ran an die Polen.
Erst im letzten Lauf fiel dann die Entscheidung zugunsten der Skandinavier. Die Spannung auf den Rängen war deutlich zu spüren, durch den Joker wurde das Rennen um Gold am Leben gehalten. Ist es nun sportlich unfair, dass Dänemark einmal doppelt punkten durfte und die bis dahin dominierenden Polen nicht, da sie zu keinem Zeitpunkt sechs Punkte hinter den Führenden lagen. Oder gibt es so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit?
Man fühlte sich an das SWC-Finale im Juli erinnert. Beim Speedway-World-Cup in Prag hatten die Polen, die dieses Mal benachteiligt wurden, von der Joker-Regelung profitiert. Auch bei der Team-WM waren Dänemark und Polen die Duellanten um Gold. Dänemark führte lange Zeit, bis Jaroslaw Hampel vier Läufe vor Rennende die doppelten Punkte holte, Polen wieder ins Spiel brachte, die am Ende mit nur einem Punkt Vorsprung vor den Dänen Weltmeister wurden.
Der polnische Nationaltrainer Marek Cieslak sieht die Sache trotz der Niederlage in Pardubitz gelassen. «Nach dem Rennen fühlen wir uns trotzdem gut», sagte Cieslak. «Es ist nur Sport, in Prag haben wir mit einem Punkt die Mannschafts-Weltmeisterschaft gewonnen und nun haben wir bei der U21-Team-WM mit einem Zähler verloren. Enttäuscht bin ich nicht, da meine Jungs einen guten Job gemacht haben und ausserdem war der Titel in Prag viel wichtiger, als der der Junioren, der jedoch auch wichtig ist.»