Neuer LMP3: Ligier JS P320 absolviert den Shakedown
Aggressive Optik beim neuen Ligier JS P320
Die LMP3-Klasse hatte sich in den letzten Jahren zu einem wahren Superstar entwickelt. Schon über 170 Chassis sind mittlerweile nach LMP3-Regeln gebaut bzw. verkauft worden - und ein Ende des Booms ist noch lange nicht in Sicht. Für die 2015 eingeführte Kategorie steht im Jahre 2020 steht ein erstes Fahrzeug-Upgrade an. Dieses bezieht sich hauptsächlich auf die Aerodynamik, eine erhöhte Sicherheit (beispielsweise in Bezug auf den Sitz, die Kopfstützen oder die seitlichen Panele) und auch auf den Motor. Ab nächstem Jahr wird dann anstatt des Nissan VK50 der VK56 (V8 mit 5,6 Litern Hubraum) im Heck seine Arbeit verrichten. Die Leistung erhöht sich durch den Wechsel um 35 PS und liegt dann bei circa 455 PS. Außerdem erhalten die LMP3 endlich auch eine Traktionskontrolle.
Mit Ligier, Duqueine Engineering (das sind die neuen Eigentümer von Norma), Ginetta und Adess hat der ACO schon vor einige Zeit vier Chassis-Konstrukteure für die Zeit ab 2020 zertifiziert. Alle vier sind schon im aktuellen Regelzyklus mit von der Partie. Der aktuell fünfte Vertreter Ave-Riley wurde nicht mehr ausgewählt. Nach langen Monaten der geheimen Entwicklung hat nun Ligier als erster der vier Konstrukteure ein Lebenszeichen gegeben und mit dem JS P320 seinen Wettbewerber gezeigt. Der Bolide spulte auf der ehemaligen F1-Strecke von Magny-Cours seine ersten Testfahrten ab.
«Unser Ziel war es, die Entwicklung des Ligier JS P320 im Rahmen eines Evolutionskits und eines festen Budgets zu optimieren. Wir haben uns auf die grundlegenden Leistungsparameter konzentriert: aerodynamische Finesse, Gewicht, Kühlung und Dämpfung. Dabei haben wir die Einschränkungen und Freiheiten der überarbeiten LMP3-Regeln beachtet - insbesondere beim Doppelflügel, dem Sicherheitskit und der Geschwindigkeitsbegrenzung von 290 km/h», gibt der technische Projektleiter Olivier Jansonnie einen Einblick.
Größter Konkurrenz von Ligier auf dem LMP3-Markt war zuletzt vor allem Norma. Deren ebenfalls in Frankreich entstandener M30 hatte insbesondere auf Hi-Speed-Strecken enorme Vorteile. Dieses Manko will Ligier nun jedoch ausgemerzt haben. «2014, als wir den Ligier JS P3 entwarfen, durften die LMP3 noch nicht auf der großen Rennstrecke von Le Mans fahren. Für den Ligier JS P320 haben wir dieses so spezielle Streckenlayout nun jedoch berücksichtigt und die Aerodynamik des Autos optimiert, um es auf allen Kursen effizienter zu machen. Einige Konstrukteure brachten ihren LMP3 erst 2017 heraus, also drei Jahre nach dem Ligier JS P3. Wir haben die Kinderkrankheiten des Ligier JS P3 behoben und dabei auch das gesamte Know-how unserer LMP2-Sportprototypen genutzt», erklärt Nicolas Clemençon, Abteilungsleiter für Autodesign bei Ligier.
Teams, die noch einen Ligier JS P3 in der Garage stehen haben, können aufatmen und müssen diesen nicht zum Alteisen geben. Denn für einen Preis zwischen 54.900 bis 89.300 Euro (ohne Steuern) können bestehende Chassis über ein Kit aufgerüstet werden. Ein komplett neuer Ligier JS P320 kostet 239.000 Euro (ohne Steuern). Offiziell vorgestellt wird der neue LMP3-Ligier zum Ende der kommenden Woche im Vorfeld der 24 Stunden von Le Mans. Bereits diese Woche wie auch im gesamten Juli finden weitere intensive Testfahrten statt. Die ersten Auslieferungen an Kunden sind für das letzte Quartal 2019 anvisiert.