Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Ein Thailänder auf den Spuren von Marco Simoncelli

Von Sascha Weingrill
Beim Supersport-WM-Lauf in Buriram errang der thailändische Wildcard-Pilot Decha Kraisart einen starken zweiten Rang auf seiner Yamaha R6. Etliche Wildcard-Piloten wurden zu Stars, bei vielen blieb es ein Strohfeuer.

Es war die Geschichte des Wochenendes in der Supersport-WM: Der Thailänder Decha Kraisart startete mit einer Wildcard im Team von Yamaha Thailand in das Rennen auf dem Chang International Circuit. Nach einem durchweg chaotischen Rennen kreuzte Kraisart vor heimischem Publikum als Dritter die Ziellinie. Nach Disqualifikation von Honda-Pilot Kyle Smith, der sich wie von einer Tarantel gestochen mehrfach vom Mittelfeld in die Spitze kämpfte und rundenlang Strafen ignorierte, erhielt Kraisart Platz 2 zugesprochen.

Für den 36-jährigen Thai wäre vermutlich sogar der Sieg möglich gewesen, hätte sich Smith in den letzten zwei Runden aus dem Duell mit Federico Caricasulo herausgehalten. Trotzdem ein herausragender Erfolg für Kraisart, der schon 2013 in Japan (Rang 21) und 2014 in Malaysia (Rang 25) Wildcard-Starts in der Moto2 absolvierte. Aktuell ist er auf einer Yamaha R6 in der Japanischen Meisterschaft unterwegs.

Sein Teamkollege Chalermpol Polamai war ebenfalls sensationell unterwegs. Zwischenzeitlich führte er das Rennen sogar an, kam aber nach einem Zwischenfall mit Smith auf Rang 2 liegend zu Sturz und konnte das Rennen nicht mehr aufnehmen. Sowohl Kraisart als auch Polamai zeigten über das gesamte Thailand-Wochenende von Beginn an konstant starke Leistungen. Polamai errang Startplatz 2, Kraisart startete aus vierter Position. Der dritte Thai im Supersport-Feld, Thitipong Warokorn, ersetzte den verletzten Kenan Sofuoglu im Kawasaki-Werksteam und errang nach einem ausfallsreichen Rennen den vierten Platz.

Dabei haben die Thais wieder einmal gezeigt, wozu Wildcard-Piloten in der Lage sein können. Für einige Fahrer waren Gaststarts in der Superbike-WM das Sprungbrett zur großen Karriere. Die meisten aber blieben Eintagsfliegen.

Marco Simoncelli startete 2009 mit einer Wildcard auf einer Aprilia im heimischen Imola in der Superbike-WM. Nach einem dramatischen Fight konnte er seinen berühmten Kurzzeit-Teamkollegen Max Biaggi niederringen und beendete das Rennen auf Platz 3. Der heißblütige Italiener kam beim MotoGP-Rennen in Malaysia 2011 mit 24 Jahren auf tragische Weise ums Leben. Insgesamt 14 Siege im GP-Zirkus und der 250-ccm-Weltmeistertitel von 2008 bleiben unvergessen, genau wie der extrovertierte Charakter von Simoncelli.

Unvergessen sind auch die beiden Wildcard-Siege von Shane Byrne 2003 in Brands Hatch. «Shakey» errang damals auf Ducati mit Respektabstand beide Laufsiege vor jeweils zwei weiteren Briten. Der Rest ist Geschichte. Der mittlerweile 40-jährige Engländer ist mit fünf Titeln in der Britischen Superbike-Serie Rekordhalter. Mit Rang 8 im Jahr 2009 und Rang 10 im Jahr 2010 zeigte er auch gute Saisons in der Superbike-WM. Ein weiterer Laufsieg in der Superbike-WM blieb ihm allerdings verwehrt. Seine wenigen Auftritte in MotoGP waren nicht von Erfolg geprägt.

Ein weiterer Brite, der auf einer Ducati als Wildcard-Pilot in der Superbike-WM für Furore sorgte, ist Neil Hodgson. 2000 gewann er in Donington Park das zweite Rennen, nachdem er im ersten Lauf bereits auf Rang 3 fuhr. Im gleichen Jahr trat er in Brands Hatch noch mal mit einer Wildcard an. Nach Platz 2 im ersten Rennen gewann er erneut das zweite Rennen. Die guten Leistungen brachten ihm einen dauerhaften Vertrag bei Ducati ein, woraufhin er 2003 mit 13 Laufsiegen überlegen den Titel in der Superbike-WM gewann. Seine Serie mit neun Siegen in Folge ab Saisonbeginn ist bis heute unerreicht. Kawasaki-Pilot Jonathan Rea hat 2017 die Chance diese Bestmarke zu knacken, nachdem er die ersten vier Rennen gewonnen hat.

Ebenfalls einen Laufsieg als Gaststarter in der Superbike-WM konnte 1998 Keiichi Kitagawa erringen. Der Japaner hatte bereits Erfahrung in der Superbike-WM, da er 1995 einige Rennen bestritt. In den Jahren 2002 und 2003 gewann er den Titel in der Langstrecken-WM, außerdem dreimal das Bol d’Or-Langstreckenrennen.

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