Seltsame Methoden des ADAC: Jörg Teuchert übergangen
Einer der heftigsten, aber auch sachkundigsten Kritiker des Deutschen Motor Sport Bunds (DMSB) ist Arnulf Teuchert, Enduro-Werksfahrer bei Hercules und Zündapp. Er war selbst 20 Jahre Lizenznehmer, sein Sohn Jörg, im Jahr 2000 Supersport-Weltmeister, 27 Jahre lang.
Wenige Athleten äußern ihren Unmut über den deutschen Verband recht offen. Und Teucherts brisante Aussagen haben Gewicht, denn er saß jahrelang als Fahrervertreter in DMSB-Fachausschüssen. Er kennt den deutschen Landesverband von allen Seiten.
«Wenn der DMSB so gemeinnützig wäre, wie die Herren vom ADAC und DMV immer behaupten, warum kann dann dieser Verein das von unserem Staat alljährlich bereitgestellte Geld für Motorsportförderung nicht abrufen? Nicht, weil der Motorradsport nicht olympisch ist, sondern weil sich die Herren nicht in ihre Karten schauen lassen wollen», ist Teuchert überzeugt. «Es gab einmal vor 20 Jahren eine Stiftung Motorsport aus diesem Topf. Frau Dr. Mann, die ehemalige Zündapp-Chefin, hat das Geld exklusiv zur Verwendung für den deutschen Motorradnachwuchs angeboten, das wurde auch Spitzensport-Förderung genannt. Damals wurden unter der Schirmherrschaft des ADAC München einige hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer mit Beträgen bis zu 250.000 DM gefördert. Das Problem war: Es wussten nur die wahren Insider etwas von diesem Topf. Der ADAC nimmt durch seine Mitgliedsbeiträge, Immobilien und Versicherungsbeteiligungen jedes Jahr enorme Summen fast steuerfrei ein, wenn ich richtig informiert bin, und das alles bei angeblicher Gemeinnützigkeit. Bei so vielen Geschäftsbereichen hat man für den Sport natürlich nix mehr übrig.»
Teuchert weiter: «Als wir 1999 durch Zufall mitbekamen, dass Jörgs Teamkamerad Christian Kellner aus der Stiftung Sport in München mit 40.000 DM gesponsert wurde, haben wir nachgefragt, warum Jörg da nicht berücksichtigt werde. Schließlich hatte er doch bis dahin seine komplette Karriere mit Familienhilfe selber finanzieren müssen. Die Antwort der Sportabteilung durch die Herren Schwägerl, Leistner und Tomczyk lautete, Jörg wäre schon zu alt für Fördermaßnahmen. Kellner ist sieben Monate jünger... Im darauffolgenden Jahr 2000 bekam Kellner wieder die gleiche Summe als Spitzensportförderung, wohlgemerkt als Werksfahrer bei Yamaha! Jörg wurde Weltmeister und bekam nix. Als wir im Winter 1999 bei einem Gespräch in Nürnberg wegen dieser Förderung nachfragten, anwesend von der Sportabteilung Gau Nordbayern waren Herr Schwägerl und Gernot Leistner, sagte man uns ohne rot zu werden: ‚Wir wissen nichts von einer Stiftung Sport’. Dabei waren Herr Schwägerl, Gernot Leistner und H. Seitz vom ADAC München sowie Günther Sengfelder Gründungsmitglieder der Stiftung Sport, wenn wir richtig informiert sind.»
Papa Arnulf Teuchert: «Unser Jahresbudget platzte aus allen Nähten, insgesamt 185.000 DM wurden verbraten. 1996 und 1997 lag unser Budget in ähnlicher Höhe. Vom ADAC bekamen wir pro Supersport-WM Lauf 200 DM Zuschuss (!!!), aber maximal für fünf Veranstaltungen, also insgesamt 1000 DM. Alle Nenngelder für IDM, WM, Trainingsgebühren und Lizenz zusammen betrugen schon fast 10.000 DM. Das hält kein Privatteam ohne guten Sponsor lange durch. Durch Jörgs IDM-Titelgewinne 1997 und 1998 konnten wir etwa die Hälfte des Budgets durch erpresserartige Sponsorverträge wieder einspielen, indem ich meine Lieferanten Schüller, Büse, Aral usw. mit hohen Abnahmemengen in unserem Zweirad-Betrieb überzeugen konnte, den Nachwuchs zu sponsern. Eigentlich habe ich das alles selber bezahlt. Vom großen, aber ach so armen ADAC, kam nix.»
«Aber als Jörg im Jahr 2000 Supersport-Weltmeister wurde, waren die ganzen Schulterklopfer alle wieder da, angefangen der Herr Tomczyk usw. Unsere WM-Fete konnten wir im damaligen Speed Event Museum des Büromöbel-Herstellers Dauphin auf dessen Kosten feiern. Die Fete war gigantisch», erinnert sich Teuchert senior.
Die eingeladenen ADAC-Vertreter ließen sich freilich nicht blicken, da zur gleichen Zeit die Formel-1-WM Feier in Stuttgart bei Mercedes stattfand. «Als die Herren vom ADAC darauf angesprochen wurden, waren sie beleidigt», weiß Arnulf Teuchert noch heute.
Sohn Jörg Teuchert wurde daraufhin zum «ADAC Motorsportler des Jahres» bestimmt, für die Verleihung des Titels sollte er damals extra von Testfahrten in Spanien für zwei Stunden nach Nürnberg zurückfliegen. Arnulf Teuchert: «Als Jörg ablehnte, drohte man ihm, das versprochene Preisgeld von 10.000 DM nicht auszuzahlen. Jörg hat dankend abgelehnt und in Cartagena weiter für Yamaha getestet.»