Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Extremes Risiko: Kenan Sofuoglu hätte sterben können

Von Ivo Schützbach
Kenan Sofuoglu wurde mit der Silbermedaille belohnt

Kenan Sofuoglu wurde mit der Silbermedaille belohnt

Nach seinem dritten Platz in Katar und dem zweiten Rang in der Supersport-Weltmeisterschaft 2017 schilderte Kenan Sofuoglu detailliert, welchen Einsatz er für diesen Erfolg brachte.

Es ist eine Geschichte, wie sie nur ein Champion schreiben kann. Oder ein «komplett Verrückter», wie ihn der neue Weltmeister Lucas Mahias nannte. Aber auch eine, welche die Frage aufwirft, wie viel Verantwortung die Offiziellen für die Gesundheit der Sportler haben.

Fünf Wochen nach seinem dreifachen Beckenbruch in Magny-Cours verlor Kenan Sofuoglu beim Nachtrennen in der Wüste Katars zwar den WM-Titel, aber alleine die Tatsache, dass er dabei war, hinterlässt tiefen Eindruck. Dass er dann auch noch als Dritter aufs Podium fuhr, ist kaum in Worte zu fassen.

«Nach meinem Sturz in Magny-Cours flogen sie mich gleich in der Nacht in die Türkei», dachte Sofuoglu im Gespräch mit SPEEDWEEK.com an die dunkelsten Stunden in dieser Saison zurück. «Alle Ärzte, und es waren um die zehn, rieten mir, erst nach zwölf Wochen wieder zu laufen. Jetzt sind fünf Wochen vorbei, ich fuhr das Rennen in Katar und stellte den Rundenrekord auf. Meine Pace war schneller als die der Führenden, ich überholte viele Gegner. Das war eine starke Leistung von mir, dass ich aus dem Bett direkt zu einem Rennen kam.»

Vor dem Rennwochenende gab es zahlreiche kritische Stimmen, ob man einen derart schwer verletzten Rennfahrer so früh wieder auf sein Motorrad steigen lassen darf.

Am Donnerstag gab es deswegen eine lautstarke Auseinandersetzung zwischen Sofuoglu und einigen Offiziellen, der Türke nannte die Leute von Promoter Dorna «Amateure».

«Die Ärzte hatten Recht, ich reagierte zu emotional, weil ich unbedingt das Rennen fahren wollte», räumte der 33-Jährige mit etwas Abstand ein. «Zwei Wochen nach meinem großen Unfall stand ich wieder auf meinen Beinen, in den drei Wochen darauf habe ich hart geschuftet, dass ich in Katar dabei sein kann. Im ersten Training wurde ich Siebter und die Ärzte erzählten mir, dass ich nicht fit sei. Ich entgegnete, dass sie nicht einfach so eine Entscheidung treffen können. Ich betonte, dass ich bereit sei für das Rennen. Wir haben darüber gestritten. Dann musste ich zum erneuten medizinischen Check und der FIM-Arzt kam dazu. Ich erklärte ihm die Situation und dann hatten alle Ärzte eine Besprechung. Anschließend teilten sie mir mit, dass sie mich eigentlich nicht fahren lassen sollten, dass sie aber meine Lage verstehen. Dass ich hier bin, um vielleicht Weltmeister zu werden. Davon wollten sie mich nicht abhalten. Sie bläuten mir aber ein, dass wenn ich einen weiteren Sturz habe und wieder auf das Becken falle, mir die Ärzte nicht mehr helfen können. Sie sagten mir, dass ich auf der Strecke mein Leben verlieren kann. Das machte mir Angst, ich wollte aber nicht aufgeben. Ich versprach ihnen, dass ich vorsichtig fahre und tat das auch. Jeder konnte sehen, wie langsam ich zu Rennbeginn war. Ich ging ein großes Risiko ein, übte aber viel Druck auf die Ärzte aus, dass sie mich fahren lassen. Ich versprach ihnen, dass ich nicht stürze.»

Während für den Großteil der Fahrer in gut zwei Wochen die Wintertests beginnen, nimmt sich Sofuoglu eine Auszeit, um zu gesunden. «Ich glaube nicht, dass ich bei den Tests in Spanien dabei sein werde», sagte er. «Auch die nächsten vier Wochen stellt es ein großes Risiko für mich dar, Motorrad zu fahren. Ab Januar werde ich mich auf die Saison 2018 vorbereiten. Mein Team hat mir schon die Liste gezeigt, was sie alles an meinem Bike ändern werden. Ich werde nächstes Jahr eine sehr starke Kawasaki haben.»

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