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Sofuoglu-Rücktritt: Ersatz Sheridan Morais ist bereit

Von Ivo Schützbach
Sheridan Morais will Rennen gewinnen

Sheridan Morais will Rennen gewinnen

Obwohl er letztes Jahr Vierter in der Supersport-WM wurde, fand der Südafrikaner Sheridan Morais für 2018 kein Team im SBK-Paddock. Jetzt bekommt er im Kawasaki-Werksteam von Manuel Puccetti die Chance seines Lebens.

Seit 2009 ist Sheridan Morais in der Superbike- und Supersport-WM unterwegs, seine beste Saison hatte der 33-jährige Südafrikaner aus der Nähe von Johannesburg letztes Jahr, als er für Kallio Yamaha auf dem Lausitzring gewann, in Aragón Zweiter wurde und die 600er-Weltmeisterschaft als Vierter beendete.

In seinen neun WM-Jahren fuhr er nur einmal ein Werksmotorrad, als er 2009 bei Kawasaki als Ersatz in der Superbike-WM einsprang.

Weil Kenan Sofuoglus Karriere am seidenen Faden hängt und sich der Rekordweltmeister nach Buriram auch für die Rennen in Aragón und Assen abgemeldet hat, verpflichtete Kawasaki-Teamchef Manuel Puccetti Sheridan Morais.

SPEEDWEEK.com traf sich mit ihm im Aragón-Fahrerlager zum Interview.

Sheridan, weshalb hast du vor der Saison keinen Vertrag bei einem Team im SBK-Fahrerlager unterschrieben?

Kallio Yamaha und ich wollten gemeinsam weitermachen. Sie haben letztes Jahr viel riskiert, als sie in die Supersport-WM kamen, das hat sie viel Geld gekostet. Wir haben für dieses Jahr gemeinsam nach Sponsoren gesucht, unglücklicherweise stamme ich nicht aus einer wohlhabenden Familie.

Ich muss mit dem Rennsport Geld verdienen. Als sie die Möglichkeit hatten, zwei Fahrer unter Vertrag zu nehmen die Geld mitbringen (Cortese und Cresson – der Autor), stand ich mit leeren Händen da.

Ich sprach mit einigen kleineren Teams, bei ihnen sah ich aber keine guten Erfolgsaussichten. Geld hätte ich auch keines verdient, deshalb kam das nicht in Frage.

Also stand ich ohne Job da. Ich entschied mich zu warten, bis sich vielleicht etwas ergibt. Jede Saison verletzen sich Fahrer. Das ist nicht schön, niemand hofft darauf, dass sich jemand verletzt, aber so läuft es in diesem Geschäft.

Jetzt tat sich die Chance bei Puccetti auf, ich bin Manuel sehr dankbar, dass er mich kontaktiert hat.

Du bist die Nummer 4 der Welt: Wieso findet so ein guter Fahrer keinen Job?

Das verstehe ich selbst nicht. Aber es gibt viele schnelle Fahrer, die einen Platz verdienen. Einige davon bezahlen dafür. Mir ist klar, dass viele andere in der gleichen Situation wie ich sind. Es ist nicht einfach, damit umzugehen.

Du hattest für 2018 einen Vertrag mit Mandy Kainz und YART für die Endurance-WM: Wie seid ihr verblieben?

Mandy ist ein loyaler und guter Mensch, er schaut immer nach dem Besten für seine Fahrer. Er weiß, dass diese Möglichkeit das Beste für mich ist und ließ mich gehen. Er hat genügend Fahrer, mit denen er meine Position füllen kann – glücklicherweise hat er mich freigegeben.

Dein Urplan war, dass du für YART die Endurance-WM bestreitest und als Riding-Coach das Samurai-YART-Team in der Supersport-300-WM betreust?

Genau. Ich bin lange in diesem Fahrerlager und habe dem Team viel bei der Koordination und mit den Sponsoren geholfen. Mein Hauptjob ist aber, den jungen Fahrern zu helfen. Das werde ich auch weiterhin machen.

Jetzt ist es natürlich schwieriger für mich, weil mein Job ist, Rennen zu gewinnen.

Vorläufig ist dein Vertrag mit Puccetti nur für Aragón und Assen?

Ja, mit der Option nach Assen weiterzumachen. Wir müssen abwarten, wie sich Kenan entscheidet.

Sollte Kenan aufhören, wollen wir die Saison gemeinsam zu Ende fahren. Wir müssen aber auch fair bleiben – wenn ich auf 15. Rängen herumfahre, dann habe ich den Platz nicht verdient.

Diese Saison ist die Yamaha das erfolgreichste Motorrad, wobei Kawasaki viel Pech hatte: Sofuoglu als Nummer 1 fehlt und Anthony West hatte in Australien einen Motorschaden. Kawasaki ist weiterhin konkurrenzfähig?

Realistisch gesehen ja. Die guten Kawasaki-Fahrer haben letztes Jahr die gleichen Rundenzeiten erreicht, wie die Yamaha-Piloten dieses Jahr.

Ich fuhr beide Motorräder, ich weiß es. Beide Motorräder haben verschiedene Stärken, ich glaube, dass die Kawasaki konkurrenzfähig ist.

Anfang November 2017 bist du in Katar zum letzten Mal 600er gefahren?

Ja, das ist eine Weile her, aber das verlernt man nicht. Ich hoffe, dass ich mich bis zum Rennen am Sonntag wieder eingeschossen habe.

Ich fuhr im Winter hauptsächlich auf Kart-Strecken mit der Yamaha R3 und den Kids. Für Fotosessions für Magazine saß ich auch auf der 1000er. Ich bin etwas eingerostet, aber das wird schon. Letztes Jahr mit Kallio hatte ich auch nur einen Testtag in Cartagena, dann war das erste Rennen.

Solltest du die Saison zu Ende fahren dürfen, könnte das deiner Karriere einen Neustart verpassen?

100-prozentig. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir Kawasaki und Manuel Puccetti helfen. Jetzt muss ich das Beste daraus machen.

Puccetti dachte schon für 2018 darüber nach, ein zweites Superbike an den Start zu bringen. Hat er dir gegenüber diese Möglichkeit für 2019 angedeutet?

Im Rennsport musst du immer die Zukunft im Hinterkopf haben, weil die Karriere kurz und unsicher ist. Manuel hat diese Möglichkeit erwähnt – alles hängt von meinen Ergebnissen ab. Wenn ich Rennen gewinne, macht es Sinn und funktioniert für uns beide. Hoffentlich läuft es in diese Richtung.

Wo lebst du derzeit?

Den Winter habe ich mit meiner Frau und unserem vier Monate alten Baby in Südafrika verbracht. Nach Assen kommt meine Familie nach Europa, dann werden wir in Portugal leben.

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