WM-Debütant Christian Stange: «Wir dummen Deutschen»
Christian Stange startet für das Team Go Eleven Kawasaki
Christian Stange kam mit einigen Vorschusslorbeeren in die Weltmeisterschaft, «er hat sicher so viel Talent wie Thomas Gradinger oder ich», lobte der ehemalige WM-Pilot Kevin Wahr, der einen sechsten Platz in Australien als bestes Ergebnis vorzuweisen hat.
Stange beendete die IDM 2015 und 2016 auf den Rängen 3 und 2, die Saison 2017 verpasste er größtenteils verletzungsbedingt.
Vor seinem WM-Debüt saß der Heidenauer neun Wochen auf keinem Motorrad, er kannte weder den Misano World Circuit noch das Team Go Eleven. Eine Kawasaki ZX-6R pilotierte er zuletzt Anfang September 2017.
Entsprechend ernüchternd fielen die Ergebnisse in Italien aus: Die Ränge 32, 33 und 32 in den drei freien Trainings, nach Sturz Letzter in der Superpole. Im Rennen fiel er in der elften Runde mit technischen Problemen aus.
«Wir haben alle mehr erwartet», gab Stange im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zu. «Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt, das Team versuchte mir diesen Druck zu nehmen. Natürlich haben sie etwas mehr erwartet. Dass es so beschissen läuft, habe ich nicht erwartet. Als wir am Sonntag Fortschritte machten, war das ganze Team glücklich. Eigentlich habe ich noch keinen Druck. Wir schauen, wie es läuft. Wenn ein Fahrer gleich bei seinem Debüt richtig einschlägt, ist es natürlich anders. Das beste Beispiel dafür ist Niki Tuuli. Er ist sehr schnell, aber er konnte vor seinen drei Wildcard-Einsätzen oft testen.»
Der Kawasaki-Pilot weiter: «Wenn ein Italiener in Italien antritt, ist es genauso, weil er dasselbe Motorrad in der Italienischen Meisterschaft fährt wie in der Weltmeisterschaft. Wenn wir blöden Deutschen dann kommen, kennen wir nur die deutschen Strecken. Es war klar, dass es in Misano schwierig wird, wo jeder Italiener ständig fährt. Wenn wir jetzt auf dem Lausitzring fahren würden, dann würde es anders aussehen. Wir haben gesehen, was Gradinger dort gemacht hat. Ich war dort mit dem IDM-Motorrad auch sehr gut unterwegs. Wenn man diese Zeiten sieht, ist man nicht so schlecht aufgestellt.»
Go Eleven und Stange haben vereinbart, dass er auch die vier Rennen nach der Sommerpause in Portugal, Frankreich, Argentinien und Katar fährt. «Ein Vertrag ist nur ein Stück Papier», ist sich der Sachse bewusst. «Die Frage ist, wie viel Geld er wert ist. Ich denke, wir werden weitermachen. Ich fühle mich sehr wohl, das Team ist zufrieden mit mir. Wir brauchen mehr Zeit, ich muss die Strecken kennenlernen. Ob wir in der Sommerpause testen, ist noch nicht klar. Am 23. und 24. August geht das Team zum Superbike-Test nach Portimao. Dort bleibt der Lkw dann bis zum Rennen Mitte September stehen. Das ganze Material ist dann dort. Wir müssen schauen, ob wir noch eine Möglichkeit haben.»