Cortese entschuldigte sich – Cluzel lehnte erst ab
Sandro Cortese ist sich seiner Schuld bewusst
Die TV-Szenen erinnerten an das MotoGP-Rennen in Las Termas/Argentinien, als Marc Márquez seinen Gegner Valentino Rossi zu Fall brachte, anschließend die Yamaha-Box aufsuchte, um sich zu entschuldigen, und von Rossis Vertrautem Uccio abgewiesen wurde.
Dieses Mal war Sandro Cortese in der Rolle des reuigen Sünders und Jules Cluzels Manager Eric Mahé war es, der die erste Entschuldigung verhinderte. Erst 15 Minuten später kam es doch noch zum Handschlag zwischen den beiden besten Supersport-Piloten dieser Saison.
In der zweiten Runde wollte WM-Leader Cortese den zweitplatzierten Cluzel innen überholen, stürzte und räumte dabei den Franzosen ab. Während Kallio-Yamaha-Pilot Cortese das Rennen fortsetzen konnte, war Cluzel draußen und schimpfte in der Auslaufzone ausgelassen über den Schwaben.
«Beim zweiten Mal hat Jules meine Entschuldigung akzeptiert», erzählte Cortese SPEEDWEEK.com. «Es tut mir wirklich sehr leid, es war nicht meine Absicht, ihn abzuräumen. Ich habe die Lücke gesehen, er war etwas früh auf der Bremse, dann habe ich eine Bodenwelle erwischt und mir ist das Vorderrad eingeklappt. Ich hatte das Glück, dass ich das Motorrad gehalten habe und weiterfahren konnte.»
Cortese fiel durch den Sturz vom zweiten auf den 25. Platz zurück und zeigte anschließend eine atemraubende Aufholjagd, die ihn bis auf Platz 5 nach vorne brachte. Mit den elf Punkten aus Portugal vergrößerte der 28-Jährige seine WM-Führung von fünf auf 16 Zähler.
«Ich gab alles und konnte glücklicherweise elf Punkte mitnehmen», meinte der Moto3-Weltmeister von 2012. «Mir Absicht vorzuwerfen wäre unfair, das war ein ganz normales Überholmanöver, ich bin auch alleine gestürzt. Beim Wegrutschen habe ich Jules erwischt, da war keine Berechnung im Spiel. Man hat ja gesehen, dass mir einfach ein Fehler passiert ist. Dass mir das Vorderrad so einklappt, ist mir das ganze Jahr nicht passiert. Ich kann mich nur noch einmal bei Jules und seinem Team entschuldigen.»
Cortese hat mit 149 Punkten jetzt zwar einen angenehmen Vorsprung, bei noch drei ausstehenden Rennen ist für Cluzel (133), Portimao-Sieger Federico Caricasulo (129), Randy Krummenacher (129) und Raffaele De Rosa (119) aber nach wie vor alles möglich.
«Die 16 Punkte Vorsprung ändern nichts, man muss auch sagen, dass ich ein gewisses Glück hatte», hielt Cortese fest. «Ich kann das aber nicht genießen, weil ich gewinnen wollte – den Speed dazu hatte ich. Wir müssen jetzt cool bleiben, so ein Fehler darf nicht mehr passieren. Ein anderes Mal hat man nicht mehr das Glück, weiterfahren zu können.»