Randy Krummenacher: «Ich stelle mir gewisse Fragen»
Weltmeister Randy Krummenacher
Als der SBK-Zirkus vom Saisonauftakt in Australien Anfang März zurückkehrte, erwartete uns in Europa eine veränderte Welt. Das SARS-CoV-2-Virus hatte sich in Italien bereits verbreitet und zahlreiche Todesopfer gefordert, inzwischen wütet die Lungenkrankheit in weiten Teilen Europas und der Welt.
Italien ist mit 120.000 registrierten Infizierten (davon 20.000 gesundet) und fast 15.000 Covid-19 zugerechneten Toten am Schlimmsten betroffen, dicht gefolgt von Spanien. Supersport-Weltmeister Randy Krummenacher ist derzeit bei Lebenspartnerin Serena in Umbrien, der MV-Agusta-Pilot erlebt die Zustände hautnah.
«Es ist ziemlich heftig hier», hielt der Schweizer fest. «Es gilt eins: Zuhause bleiben und respektieren, dass es so ist. Und nicht versuchen den Helden zu spielen oder zu denken, dass es nicht gefährlich ist. Dieses Risiko lohnt sich nicht. In Italien geben sie Vollgas, sie sind gut ausgestattet. Dass es dort so viele Fälle gibt liegt auch daran, dass sie von Anfang an viele Tests durchgezogen haben. Sie waren gut vorbereitet und sorgen auch für immer mehr Plätze in Intensivstationen mit Beatmungsgeräten. Bei uns in der Familie ist zum Glück noch alles gut, hoffentlich bleibt das so.»
«Bei uns ist es wie in ganz Italien, wir müssen zuhause bleiben», erzählte Krummi SPEEDWEEK.com. «Wir dürfen nicht weiter als 200 Meter vom Haus weg, gehen einmal die Woche zum Einkaufen und vertreiben uns die Zeit im Garten. Wir haben das Glück, dass wir einen haben. Ich habe in der Werkstatt alle Fitnessgeräte stehen, langweilig wird es mir nicht. Ich mache viel für den Oberkörper, rudern und armkurbeln. Jetzt habe ich mir noch einen Smart-Trainer geleistet, der hoffentlich bald ankommt. Dann kann ich um die Wette radeln.»
In der Superbike- und Supersport-WM sind alle Rennen bis Juni abgesagt oder verlegt, Promoter Dorna hofft, dass es Anfang August in Oschersleben weitergehen kann. Ob die italienischen Events in Imola und Misano, ursprünglich auf Anfang Mai und Mitte Juni datiert, dieses Jahr nachgeholt werden können, darf bezweifelt werden.
«In Italien heißt es, dass vor August sicher keine Veranstaltung erlaubt sein wird», bemerkte Krummenacher. «Ich sehe es momentan generell schlecht, ich weiß ja nicht, wie sich das Virus in den anderen Ländern ausbreitet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in anderen Ländern so viel besser oder einfacher sein wird mit dem Virus. Wenn ich mir die Liste mit den betroffenen Ländern anschaue, dann haben wir in den ersten zwölf Ländern sechs, in denen wir Rennen fahren. Nur Portugal und Argentinien zählen nicht dazu. Wenn ich mir die Statistik anschaue, dann gibt mir das nicht viel Hoffnung. Jedes Land ist am Anschlag, auch Spanien. Ich bin kein Experte oder Arzt, sondern Rennfahrer. Aber ich stelle mir gewisse Fragen. Wenn es bei uns besser wird: Werden dann andere Länder akzeptieren, dass Menschen aus Italien einreisen, wo es so schlimm war, um ein Rennen zu fahren?»
Es ist damit zu rechnen, dass die Reisebeschränkungen innerhalb Europas erst dann weitgehend aufgehoben werden, wenn das Virus als besiegt gilt. Und das wird Monate dauern.