Simon Jespersen: Diesen Namen muss man sich merken
Simon Jespersen (20)
Bei der Supersport-WM in Navarra rieben sich viele verwundert die Augen angesichts der Leistungen des bis dahin im deutschsprachigen Raum nahezu unbekannten Dänen Simon Jespersen. Der 20-Jährige begann bei seiner WM-Premiere in Navarra für Kallio Yamaha mit Platz 4 im FP1 sensationell, mit den Plätzen 9 und 8 in den Rennen überzeugte er nachhaltig. Zeitweise führte er sogar!
Seit Robbin Harms, der heute 40-Jährige fuhr zwischen 2005 und 2011 insgesamt 75 Rennen (vier Podestplätze), haben wir keinen starken Dänen mehr in der Supersport-WM gesehen. Das liegt auch daran, dass sich dänische Rennfahrer für gewöhnlich für den Speedway- oder Motocross-Sport entscheiden.
«Ich begann meine Karriere in Deutschland in der Moto3-Klasse», erzählte Simon Jespersen beim Zusammensitzen mit SPEEDWEEK.com in der Ten-Kate-Hospitality im Fahrerlager des Circuit de Catalunya. «2018 fuhr ich im Red Bull Rookies Cup und 2019 meine letzte Saison in der Moto3-Junioren-WM. Ich hatte immer meinen Vater und zwei Mechaniker an meiner Seite, wir hatten aber nicht viel Erfahrung mit dem Moto3-Bike. Die brauchst du aber, damit so ein Motorrad gut läuft. 2020 wollten wir erst eine weitere Saison in der Junioren-WM fahren und nebenher mit der 600er trainieren. Das wäre aber ein vergeudetes Jahr gewesen, also entschlossen wir uns mit Moto3 aufzuhören und zu den 600ern zu wechseln.»
«Das war eine sehr schwierige Entscheidung», betont der heute 20-Jährige. «Wir riskierten was. Es hätte ja auch sein können, dass mir die 600er nicht liegt. Aber ich hatte davor schon auf einer Honda CBR600RR von 2007 trainiert und mir gefiel, wie sich das Bike verhält. Also fuhr ich 2020 so viele Kilometer wie möglich in Spanien und trainierte mit der Honda. Ich habe mit einigen früheren Fahrern gesprochen, auch mit Robbin Harms. Er sagte mir, dass mir das Fahren mit diesem Motorrad mit meinem Gewicht und meiner Größe leichter fallen würde.»
Hauptberuflich fährt Jespersen in der Spanischen Supersport-Meisterschaft und ist derzeit Gesamtdritter. In Barcelona sitzt er am kommenden Wochenende auf der schnellen Yamaha R6 aus dem Ten-Kate-Team und vertritt WM-Leader Domi Aegerter, der zeitgleich in Misano MotoE fahren muss.
«Nach Navarra bekam ich viel Lob», freute sich Jespersen. «In der Startaufstellung kam sogar Yamaha-Rennchef Eric De Seynes zu mir und wünschte mir viel Glück für die Rennen. Ich schaffte es dann zweimal in die Top-10 und er sagte mir, das hätte ich gut gemacht. Es war schön zu sehen, dass mich einige Leute wahrgenommen haben. Und jetzt sitze ich auf der Ten-Kate-Yamaha und ersetze Domi. Mein Ziel ist seit dem ersten Tag, es in die Weltmeisterschaft zu schaffen. In welcher Klasse, ist egal. Deshalb will ich mich an diesem Wochenende bestmöglich verkaufen. In Navarra war ich überrascht, wo ich im WM-Feld stehe. In Barcelona will ich es mindestens wieder in die Top-10 schaffen.»
Als Kind und Jugendlicher interessierte sich Simon nur für Fußball, obwohl sein Vater Jan Jespersen mehrere Jahre in der Motocross-WM fuhr und anschließend auch auf dem Asphalt erfolgreich war. «Ich habe quasi mein ganzes Leben im Fahrerlager verbracht», erzählte der junge Däne aus Kopenhagen. «Als mich mein Vater dann zum ersten Mal auf eine Honda NSR 125 setzte, war es um mich geschehen. Im Winter 2013 war ich mit meinem Vater in Spanien in Almeria und sah einige Moto3-Piloten, das war sehr interessant. Damals sagte ich ihm, dass ich das auch machen will.»