Comeback von Kenan Sofuoglu: 5 Sekunden zu langsam?
Teamchef Manuel Puccetti (li.) mit Kenan Sofuoglu
Nach dreieinhalb Jahren Pause kehrt Kenan Sofuoglu in die Supersport-WM zurück: nur vorübergehend, nur für zwei Events und jeweils nur für die beiden freien Trainings am Freitag.
Eigentlich hätte der Türke in diesen mit einer Kawasaki 636 fahren sollen, Promoter Dorna und der Motorrad-Weltverband FIM hätten dann einen direkten Vergleich auf der Rennstrecke gehabt zwischen einem «New Generation Bike», das ab nächster Saison erlaubt sein wird, und den aktuellen Maschinen. Doch nach langen Diskussionen kamen die Offiziellen zu dem Entschluss, dass es keine Möglichkeit gibt, dies zu erlauben. Sofuoglu kann mit einer Ninja 636 weder außer Konkurrenz die freien Trainings bestreiten, noch kann es eine Ausnahmegenehmigung für ein Motorrad geben, das nicht homologiert ist.
Also werden der Freitag in Jerez und Portimao genützt, um Sofuoglu für Promotionzwecke fahren zu lassen – mit einer konventionellen Kawasaki ZX-6R des Puccetti-Teams. Der 37-Jährige, mit 43 Siegen und fünf WM-Titeln der erfolgreichste Fahrer dieser Kategorie, soll die Ära der Meisterschaft abschließen, wie wir sie seit 1999 kennen.
Denn ab 2022 dürfen die SSP-Motorräder mit Vierzylinder-Motoren erstmals mehr als 600 ccm haben, die Dreizylinder mehr als 675 ccm und die Zweizylinder mehr als 750 ccm.
«Ich hatte immer das Gefühl, dass er nicht aus eigenem Antrieb aufgehört hat», erzählte Teamchef Manuel Puccetti beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in seiner prachtvollen, zweistöckigen Hospitality im Fahrerlager des Circuito de Jerez. «Deswegen habe ich ihm immer gesagt, dass wir ihn unterstützen werden, wenn er zurückkommen möchte – und sei es nur zum Spaß. Während des zweiten oder dritten Events dieses Jahr saßen wir in meinem Büro im Auflieger und er sagte mir, dass wir die Sache jetzt ernsthaft angehen müssen, dass er zurückkommen möchte. Aber nur für einen Test und nur zum Spaß. Das ist die offizielle Aussage. Aber wir kennen Kenan: Er tut das nicht zum Spaß. Er will sehen, ob wir wieder den Kenan Sofuoglu sehen, den wir aus der Vergangenheit kennen. Oder ob er nur noch Senator ist.»
Der Italiener weiter: «Ein Traum wäre, ihn an der Spitze zu sehen. Wir haben aber das Comeback von Dovizioso letztes Wochenende gesehen, von Melandri letztes Jahr, von Fabrizio diese Saison: Wenn ein Fahrer für eine oder zwei Saisons aufhört, für Kenan sind es jetzt dreieinhalb, dann hat er nicht mehr den gleichen Speed und das gleiche Gefühl für das Motorrad, wenn er mit 300 km/h fährt. Für ihn geht es realistisch gesehen nur darum, den Tag zu genießen. Ich erwarte, dass er zirka fünf Sekunden langsamer sein wird als seine beste Rundenzeit. In drei Jahren ändert sich in unserer Welt viel. Sein Motorrad hat heute mehr Power als Anfang 2018, als er seine Karriere beendete. Und die Reifen sind anders, wir haben jetzt Slicks statt der geschnittenen. Vieles wird anders sein, deshalb wird es nicht einfach. Sein Start ist eine schöne Möglichkeit, der neuen Ära hallo zu sagen. Die Dorna ist glücklich, die Meisterschaft mit dem Aushängeschild dieser Klasse zu bewerben, nur er wurde fünfmal Weltmeister.»