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Assen: Can Öncü (18) wollte einpacken und heimfahren

Von Ivo Schützbach
Can Öncü war wütend auf sich

Can Öncü war wütend auf sich

Kawasaki hat mit Can Öncü derzeit nur einen Fahrer, der in der Supersport-WM aufs Podest fahren kann. Der 18-jährige Türke ist sehr schnell, aber auch sturzanfällig. Das hat sich in Assen wieder gezeigt.

Can Öncü stürzte im zweiten Rennen beim Saisonstart in Aragon, dazu im ersten Lauf in Assen. In den anderen beiden Rennen kam der Youngster aus dem Team Kawasaki Puccetti als Dritter ins Ziel. In der Gesamtwertung liegt er mit 32 Punkten auf Rang 6, zum Führenden Domi Aegerter (Ten Kate Yamaha) fehlen bereits 63 Punkte. Und zum dritten WM-Rang von Nicolo Bulega (Aruba Ducati) hat er auch schon 24 Rückstand.

Der 18-Jährige hat den Speed, um Rennen zu gewinnen. Auf dem TT-Circuit in Assen qualifizierte er sich als Zweiter hinter Aegerter, im Rennen sammelte er weitere Führungsrunden. Doch Öncü kann seinen Speed selten über die Renndistanz halten, zudem ist er sturzanfällig – weil er mit der in die Jahre gekommenen ZX-6R permanent am Limit fahren muss.

«Nach dem Sturz am Samstag war ich so traurig wegen des Motorrads, ich war wütend auf alles», erzählte der Teenager. «Wir hatten das ganze Wochenende Probleme bei Richtungsänderungen, das Motorrad fühlte sich schwerfällig an. Ich sagte zu mir selbst: Wenn ich so drauf bin, dann packe ich besser meine Sachen und gehe heim. Im Rennen am Samstag konnte jeder sehen, dass der Can aus Aragon nicht in Assen war. Für den Sonntag nahm ich mir vor, wieder der alte Can zu sein. Am Sonntagmorgen hatte ich nach dem Sturz große Schmerzen im rechten Ellbogen, da ist ein großer Bluterguss. Und das Kinn tut mir auch weh, ich konnte kaum den Sturzhelm zumachen. Aber ich wusste, dass ich gute Arbeit leisten werde. Bereits im Warm-up fanden wir Verbesserungen, für das Rennen machten wir einen weiteren Schritt. Wir gingen ein Risiko ein – entweder es läuft, oder ich stürze. Aber ich würde nicht als Vierter oder Fünfter ins Ziel kommen.»

Öncü sah die Zielflagge hinter den Yamaha-Piloten Aegerter und Baldassarri und feierte seinen fünften Podestplatz in der Supersport-WM. «Ich muss gegen Motorräder kämpfen, die schneller sind als die Kawasaki, das kann jeder sehen», sagte das Puccetti-Ass beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Auf der Bremse ist die Kawasaki sehr gut, sie lässt sich auch leicht fahren. Wir arbeiten auch sehr gut zusammen, deshalb sind wir stark.»

2020 wurde Lucas Mahias für Kawasaki Vizeweltmeister, der Franzose gewann damals in Magny-Cours und Estoril. 2021 sahen wir nur einen Kawasaki-Sieg, Raffaele De Rosa triumphierte in Mandalika.

Philipp Öttl, der die Supersport-WM 2020 und 2021 auf den Plätzen 3 und 5 beendete, sagt, dass mit der ZX-6R unter normalen Umständen keine Siege möglich sind – zu groß sind die Nachteile gegenüber den schnellsten Yamaha.

Can Öncü widerspricht: «Die Kawasaki ist konkurrenzfähig. Wenn du schnell bist, kannst du mit jedem Motorrad gewinnen. Letztes Jahr war ich Zehnter, dieses Jahr kämpfe ich konstant ums Podium und bin auch im Qualifying schnell. Das beweist, dass die Kawasaki ein gutes Motorrad ist. Die Yamaha sind schnell auf den Geraden, wir sind dafür gut auf der Bremse und am Kurveneingang. Es kommt auf die Rennstrecke an. Zum Beispiel in Argentinien letztes Jahr wurde ich Zweiter hinter Cluzel. Ich wollte ihn aber gar nicht überholen, weil ich den Podestplatz ins Ziel bringen wollte. Die Kawasaki hat Vorteile, man kann mit ihr gewinnen. Ich vertraue darauf und werde das schon bald allen zeigen.»


Supersport-WM: Assen, Rennen 2
Pos Fahrer Motorrad Zeit
1. Dominique Aegerter Yamaha
2. Lorenzo Baldassarri Yamaha + 2,606 sec
3. Can Öncü Kawasaki + 4,618
4. Nicolo Bulega Ducati + 4,965
5. Hannes Soomer Triumph + 17,982
6. Stefano Manzi Triumph + 18,108
7. Niki Tuuli MV Agusta + 18,656
8. Yari Montella Kawasaki + 19,498
9. Kyle Smith Yamaha + 19,650
10. Bahattin Sofuoglu MV Agusta + 21,744
11. Oliver Bayliss Ducati + 22,369
12. Marcel Brenner Yamaha + 25,239
13. Leonardo Taccini Yamaha + 26,750
14. Unai Orradre Yamaha + 27,098
15. Raffaele De Rosa Ducati + 30,685
16. Patrick Hobelsberger Yamaha + 32,499
17. Jaimie Van Sikkelerus Yamaha + 37,077
18. Ondrej Vostatek Yamaha + 37,230
19. Maximilian Kofler Ducati + 41,276
20. Jeffrey Buis Kawasaki + 41,529
21. Filippo Fuligni Ducati + 46,583
22. Federico Fuligni Ducati > 1 min
23. Eugene James Mcmanus Kawasaki > 1 min
24. Alessandro Zetti Yamaha > 1 min
25. Federico Caricasulo Ducati > 1 min
out Adrian Huertas Kawasaki  
out Tom Edwards Yamaha  
out Glenn Van Straalen Yamaha  
out Jules Cluzel Yamaha  
out Alessandro Zetti Yamaha  
EX. Tom Edwards Yamaha  

 

Stand Supersport-WM 2022 nach 4 von 24 Rennen
Pos Fahrer Motorrad Punkte
1. Dominique Aegerter Yamaha 95
2. Lorenzo Baldassarri Yamaha 65
3. Nicolo Bulega Ducati 56
4. Glenn Van Straalen Yamaha 46
5. Niki Tuuli MV Agusta 40
6. Can Öncü Kawasaki 32
7. Hannes Soomer Triumph 31
8. Stefano Manzi Triumph 27
9. Jules Cluzel Yamaha 23
10. Federico Caricasulo Ducati 23
11. Yari Montella Kawasaki 21
12. Patrick Hobelsberger Yamaha 17
13. Adrian Huertas Kawasaki 17
14. Raffaele De Rosa Ducati 15
15. Bahattin Sofuoglu MV Agusta 13
16. Leonardo Taccini Yamaha 9
17. Oliver Bayliss Ducati 7
18. Kyle Smith Yamaha 7
19. Unai Orradre Yamaha 5
20. Thomas Booth-Amos Kawasaki 4
21. Marcel Brenner Yamaha 4
22. Peter Sebestyen Yamaha 2
23. Andy Verdoia Yamaha 1

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