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Sofuoglu gibt Aegerter einen Rat: Das Für und Wider

Von Ivo Schützbach
«Als ehemaliger Rennfahrer verstehe ich, dass Dominique Aegerter in die Superbike-WM aufsteigen will», sagt Ten-Kate-Teammanager Kervin Bos. «Aber die Argumente von Kenan Sofuoglu haben auch etwas für sich.»

Bislang hat Yamaha Supersport-Weltmeister Dominique Aegerter kein Angebot für die Superbike-WM 2023 unterbreitet. Doch viele Insider im SBK-Fahrerlager sind davon überzeugt, dass der Hersteller mit den drei Stimmgabeln im Logo am Schweizer nicht vorbeikommt – zu überragend sind dessen Leistungen 2021 und 2022.

In 32 Rennen stand Domi 26 Mal auf dem Podium, 19 Mal als Sieger. 15 Mal fuhr er die schnellste Rennrunde, achtmal stand er auf Startplatz 1. Nachdem er die Weltmeisterschaft im Vorjahr mit 94 Punkten Vorsprung gewann, liegt er auch zur Sommerpause vorne, obwohl er in Most nach einem unverschuldeten Sturz und einer Disqualifikation leer ausging und auf einen Schlag 50 Punkte Vorsprung auf Doppelsieger Lorenzo Baldassarri einbüßte.

Doch nicht jeder hält den Wechsel in die höchste Kategorie für sinnvoll, allen voran der fünffache Supersport-Champion Kenan Sofuoglu. «Wenn ich Dominique wäre, würde ich nicht in die Superbike-WM gehen», betonte der Türke im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er ist nicht mehr jung und hat den Höhepunkt seiner Karriere überschritten. Was kann er noch leisten? Er hat noch fünf gute Jahre vor sich – maximal. Wenn er zu den Superbikes wechselt, braucht er mindestens zwei Jahre. Findet er mit 33 oder 34 ein Werksteam? Das ist schwierig. Und findet er die Motivation nach so vielen Jahren im Rennsport, um wieder extrem hart zu arbeiten? Bei den 600ern kann er ein gutes Motorrad in einem guten Team finden, mit dem er gewinnen kann. Da hätte er noch drei schöne Jahre, in denen er gutes Geld verdienen kann.»

Yamaha denkt darüber nach, Aegerter (31) wie seine Vorgänger Sandro Cortese und Andrea Locatelli im Giansanti Racing Team unterzubringen, wo er identisches Material wie Weltmeister Toprak Razgatlioglu und dessen Pata-Teamkollege Locatelli bekäme. Doch mit dem Britischen Meister Tarran Mackenzie (26) und US-Champion Jake Gagne (28) gibt es zwei weitere, jüngere Interessenten, die in Frage kommen.

Kervin Bos, Teammanager von Ten Kate Yamaha, kennt Aegerter nach eineinhalb gemeinsamen Jahren und zahlreichen Erfolgen sehr gut. «Der Rennfahrer in mir sagt, dass er natürlich den Aufstieg in die Superbike-WM machen soll», bemerkte der Niederländer. «Was Kenan sagt, ist aber auch viel wert, wenn man es von der persönlichen Schiene betrachtet. Das Wichtigste ist, wonach sich der Fahrer sehnt. Beide Geschichten haben Vor- und Nachteile. Wenn wir uns das Alter von Dominique anschauen, dann kann in Kenans Worten viel Wahrheit liegen. Betrachten wir nur die finanzielle Seite, glaube ich, dass es besser für ihn ist, in der Supersport-WM zu bleiben. Wenn wir aber über seine Ambitionen reden, dann muss er aufsteigen.»

Zumal Bos der Überzeugung ist, dass sich Aegerter genauso gut schlagen könnte wie Locatelli. Der Supersport-Champion von 2020 beendete seine erste Superbike-Saison im Vorjahr als Vierter hinter Toprak Razgatlioglu, Jonathan Rea und Scott Redding. Aktuell ist der Italiener ebenfalls Vierter, jetzt hinter Alvaro Bautista, Rea und Razgatlioglu. In 55 Rennen gelangen ihm fünf Podestplätze, 34 Mal preschte er in die Top-6. Mit solchen Leistungen verdient er bei Yamaha auch ein ordentliches Gehalt.


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