Manzi weiter ohne Gehalt? «Dann bleibe ich daheim»
Stefan Manzi
In Portimao eroberte Stefano Manzi für Triumph den ersten Sieg in der Supersport-WM. Zuvor hatte der schnelle Italiener bereits zwei dritte und einen zweiten Platz eingefahren. In der Weltmeisterschaft liegt er auf dem fünften Gesamtrang und hat noch Chancen, in den letzten sechs Rennen in Argentinien, Indonesien und Australien auf Position 3 vorzustoßen. Dazu muss er 36 Punkte gegenüber Can Öncü (Puccetti Kawasaki) aufholen.
Supersport-Rookie Manzi, der aus der Moto2-WM kommt, hat mit 158 Punkten fast doppelt so viele gesammelt wie sein Teamkollege Hannes Soomer mit 80. Es wäre naheliegend, dass Dynavolt-Triumph-Teamchef Simon Buckmaster auch 2023 auf den 23-Jährigen setzt. Doch die Zusammenarbeit mit Manzi gestaltet sich schwierig, er gilt nicht eben als umgänglich. Hinzu kommt: Manzi will angesichts seiner Erfolge nicht mehr gratis fahren.
Als ihm SPEEDWEEK.com in Portimao zum Sieg gratulierte, war sein erster Satz: «Jetzt müssen sie mir mehr bezahlen – deutlich mehr. Ich bin glücklich und stolz. Triumph ist seit vielen Jahren in der Supersport-WM, das ist ihr erster Sieg. Vor diesem Jahr waren sie nie besser als Platz 3, ich war bereits in Most Zweiter. Das war gut, aber ein Sieg ist immer speziell – vor allem der erste.»
In der Supersport-WM 2022 sind erstmals die «Next Generation Bikes» erlaubt, Motorräder mit mehr Hubraum als bis dahin. Schon früher konnten Fahrer mit dem Vorgängermodell der heutigen Triumph Street Triple 765 RS, der Daytona 675, Erfolge erringen. Zwischen 2009 und 2012 sorgten Chaz Davies (4), Garry McCoy (2) und Alex Baldolini für sieben dritte Plätze.
Zählt man die Erfolge von Manzi in diesem Jahr dazu, hält Triumph inzwischen bei einem Sieg und elf Podestplätzen. Bei 127 Rennstarts wurden 1269 Punkte erobert. Sechsmal stand ein Triumph-Pilot in der ersten Startreihe, einmal auf Pole. Hinzu kommt eine schnellste Rennrunde.
Manzis Forderungen nach einem Gehalt und/oder Bonuszahlungen sind legitim. Doch traurige Tatsache ist, dass es kaum einen Fahrer in der mittleren Hubraumkategorie gibt, der Geld bekommt – fast alle bringen mit. Und entgegen der Außendarstellung ist Dynavolt Triumph kein Werksteam, sondern nach wie vor das Privatteam von Simon Buckmaster, das vom britischen Hersteller wohlwollende Unterstützung erhält.
«Inzwischen haben wir eine gute Abstimmung für das Motorrad gefunden, jetzt stimmt die Balance», erklärte Manzi die Fortschritte während der Saison. «Die Basis unserer Maschine ist ein Naked-Bike, wir mussten für die Rennstrecke viel anpassen, auch ich meinen Fahrstil.»
Aus den Top-10 der Supersport-WM sind theoretisch noch fünf Fahrer verfügbar, eine Zusammenarbeit könnte sich Buckmaster aber nur mit dem Finnen Niki Tuuli vorstellen, der schon 2018 für ihn fuhr.
Für Manzi steht fest: «Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht. Vielleicht suche ich mir zuhause einen Job. Ich werde die kommenden Rennen genießen und dann weiterschauen. Ich kam nur aus einem Grund in diese Klasse, um zu gewinnen. Ist das nicht möglich, bleibe ich daheim. Der Rennsport hat sich verändert, heute will jeder Geld von dir. Ich bin aber der Meinung, dass ein guter Fahrer bezahlt werden muss. Und nicht, dass er bezahlen muss, um fahren zu können. Ich rede mit meinem Team. Es wäre nicht schlecht, wenn wir zusammen weitermachen, weil wir viel und gute Arbeit geleistet haben.»
«Stefano leistet großartige Arbeit, wir wollen mit ihm weitermachen», betont Buckmaster. «Wir werden ihm im Rahmen unserer Möglichkeiten das bestmögliche Angebot unterbreiten.»