Can Öncü (20): Nervenaufreibendes Warten auf Diagnose
Kawasaki-Teamchef Manuel Pucceti (li.) mit Can Öncü
Nach seinem Sturz im zweiten Supersport-Rennen in Assen am 23. April fiel Can Öncü bis Anfang September verletzungsbedingt aus und konnte nur noch die vier letzten WM-Events in Magny-Cours, Aragon, Portimao und Jerez bestreiten.
Der 20-Jährige hatte sich im linken Unterarm Elle und Speiche gebrochen – knapp über dem Handgelenk und knapp unterhalb des Ellbogens. Was sich als noch schlimmer herausstellte, ist die Verletzung des Radialisnervs. Dieser steuert die Bewegung des Handgelenks und die Fingerstreckung. Funktioniert der Nerv nicht, hat der Betroffene eine sogenannte Fallhand – die Hand hängt schlaff herunter und hat nur wenig Bewegung in den Fingern.
Vom Saisonfinale in Jerez, wo Öncü trotz dieses Handicaps im zweiten Rennen sensationell auf den dritten Platz geprescht war, ging es für den Türken direkt weiter nach Norditalien, wo er am vergangenen Dienstag Termin bei einem Neurologen hatte.
«Wir wollen herausfinden, ob Can eine Operation braucht oder nicht», erzählte Kawasaki-Teamchef Manuel Puccetti SPEEDWEEK.com. «Deshalb waren wir im Krankenhaus von Mailand. Drei Monate lang hatte Can jeden Tag Physiotherapie, seine Hand hing aber nur herunter. Dann kribbelte es auf einmal in seiner Hand und er konnte sie ein bisschen bewegen. Seither wurde es immer besser. An einigen Stellen der Hand ist er empfindsam, an anderen spürt er noch nichts. Aber das Kribbeln wird immer mehr. Anfangs konnte er weder das Handgelenk nach oben bewegen noch die Finger strecken, inzwischen kann er wieder die Kupplung halten.»
«Jetzt geht es darum, ob die Fortschritte schnell genug gehen, um für den Saisonstart auf Phillip Island bereit zu sein», ergänzte der Italiener. «Die Ärzte sagen, nach einer Operation würde es zwei oder drei Monate dauern. Jetzt warten wir auf ihre Antwort, anschließend werden wir ein klares Bild haben. Davon wird abhängen, wie es mit Cans Karriere weitergeht.»
Das Team Kawasaki Puccetti wird 2024 erneut zwei Motorräder einsetzen: Für die Supersport-WM hat Can Öncü einen Vertrag, für den Superbike-Platz Tito Rabat die derzeit besten Aussichten.