Auferstehung des Strassensports - Teil 1
Ulster Grand Prix
Nach dem Zweiten Weltkrieg beherrschten Rennen, die nicht selten mitten durch Ortschaften führten, die Rennszene. Auch die Weltmeisterschaft wurde mangels permanenter Strecken auf meist sehr gefährlichen Landstrassen abgehalten, die nur während der Veranstaltungen für den öffentlichen Verkehr geschlossen wurden. Welcher ältere Motorsportfan erinnert sich nicht an legendäre Kurse wie Imatra (Finnland), Opatija (Jugoslawien), Dundrod (Irland) oder Montjuich (Spanien). Voller Todesverachtung ignorierten die Protagonisten ungeschützte Steinmauern und Hausecken, Bordsteinkanten, holprige Bahnübergänge oder nur dürftig mit Strohballen abgesicherte Telegrafenmasten, Felswände und Bäume. Wer damals vom rechten Weg abkam, landete nicht selten im Krankenhaus – wenn er Glück hatte.
Bis in die frühen Achtzigerjahre waren diese Kurse teilweise fixer Bestandteil der Motorrad-WM. Bis 1976 wurde sogar auf der Isle of Man noch um WM-Punkte gekämpft, allerdings boykottierten zahlreiche Spitzenpiloten ab 1973 den berüchtigten Mountain-Kurs. Spätestens als der schottische Seitenwagen-Weltmeister Jock Taylor 1982 in Imatra seine Leidenschaft mit dem Leben bezahlen musste, verschwanden die Rennen auf gesperrten öffentlichen Strassen endgültig aus dem WM-Rennkalender. Nur die Naturrennstrecke von Spa-Francorchamps hielt sich bis 1990.
Obwohl das Sicherheitsbedürfnis der heutigen Grand-Prix-Rennfahrergeneration ständig im Steigen begriffen ist, erlebt der Strassenrennsport eine regelrechte Auferstehung, wobei Irland die Hochburg des Strassenrennsports ist. Dort gibt es sogar eine eigene Meisterschaft, die zwischen zehn und zwölf Läufe umfasst. Auch auf dem europäischen Festland gibt es seit einigen Jahren die International Road Racing Championship (IRRC). Und dann sind da noch die Veranstaltungen in Irland (North West 200 und Ulster GP), Macau (Macau GP) und auf der Isle of Man, die jedes Jahr Massen an Zuschauern anlocken.
Einen besonderen Ruf geniessen nach wie vor die Tourist Trophy auf der Isle of Man. Bereits 1907 gab es auf der kleinen Insel zwischen Grossbritannien und Irland die ersten Motorradrennen. Am Beginn umfasste eine Runde «lediglich» 25 Kilometer. Der 60,725 Kilometer lange Mountain-Kurs wurde 1911 zum ersten Mal befahren und ist somit die älteste «Rennstrecke», auf der immer noch Veranstaltungen abgewickelt werden. Nicht nur die Streckenlänge ist eine Besonderheit, auch die obligatorischen Einzelstarts gibt es nur auf der Insel. Auch die lange Liste der ums Leben gekommenen Piloten kann viele Rennfahrer an einer Teilnahme nicht abhalten. Ganz im Gegenteil, der Veranstalter kann sich kaum der Anmeldungen erwehren. Auch nach über 100 Jahren strahlt die TT eine Faszination aus, der sich keiner entziehen kann, der schon einmal live dabei war.
Strassenrennen – Terminkalender 2012
13. bis 19. Mai - North West 200 / IRL
19. bis 20. Mai - Horice / CZ
27. bis 28. Mai - Fischereihafen Rennen in Bremerhaven / D
26. Mai bis 08. Juni - Tourist Trophy Isle of Man
06. bis 11. August - Ulster Grand Prix / IRL
18. bis 31. August - Manx Grand Prix Isle of Man
22. bis 23. September - Frohburger Dreieckrennen / D
15. bis 17. November - Macau Grand Prix / CHN