Stefan Ekerold: SX-Comeback des Weltmeistersohns
Familie Ekerold 2012: Stefan, Jon und Bernhard (v.l.)
Beim Supercross in Dortmund im Januar 2013 wurde Stefan Ekerold am Freitag in der SX2-Tageswertung Elfter vor seinem Bruder Bernhard und tags darauf starker Fünfter. Am Sonntag verpasste er die Qualifikation für das Main-Event knapp und wurde danach nie wieder in einem deutschen SX-Tempel als Fahrer gesehen.
In diesem Winter will er es noch einmal wissen und ist in der SX1-Klasse der einzige deutsche Vertreter. Wie er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erzählte, hatte er auch danach noch Bock auf Supercross, doch meist wollten seine Teamchefs, dass er sich auf Outdoor konzentriert. Das hat er auch getan, bis er schließlich in diesem Jahr als Deutscher Meister der Open-Klasse seinen ersten großen Titel gewann.
Nach beendeter Mission gelüstet es ihn nun wieder nach Supercross, wozu ihm sein jetziger Teamchef keine Steine in den Weg legt. «Da ich den Titel in der Open-DM gewonnen habe, kann ich nun etwas Neues probieren. Ich möchte neue Anreize und mich als Fahrer weiterentwickeln. Ich glaube, dass ich auch vom Supercross einige Sachen für draußen lernen kann», meinte der 27-Jährige aus Willich in Nordrhein-Westfalen.
27 ist ein ziemlich hohes Alter, um im Supercross durchzustarten. Stefan Ekerold wiegelt ab: «Alter ist für mich nur eine Zahl. Wenn es nur nach den Zahlen geht, bis wann man irgendwas erreicht haben muss, hätte ich schon vor ein paar Jahren aufhören müssen mit dem Sport, weil ich ja noch keinen Titel gewonnen hatte. Ich bin Motocross-Profi und möchte mich weiter zeigen und meinen Sponsoren mehr Werbewert geben. Ich bin Rennfahrer und fahre gern Rennen. Ich habe da jetzt wieder Bock drauf und freue mich, wenn es endlich losgeht.»
Auch die alte Weisheit, dass man für Supercross speziell trainieren muss, sieht Stefan Ekerold differenziert. «Ich glaube, dass mir meine Motocross-Fahrtechnik auch beim Supercross entgegenkommen wird. Ich glaube, beide Arten basieren auf fundamentalen Prinzipien. Eine Supercross-Strecke besteh auch nur aus Sprüngen und Kurven. Klar, beim Supercross ist alles ein bisschen enger. Man kann beim Supercross auch viel mit der Technik, die man sich beim Motocross angeeignet hat, machen», beschreibt er seine Sichtweise.
Umgekehrt glaubt Stefan Ekerold, dass der Lerneffekt auch umgekehrt funktioniert: «Natürlich muss man für die kurzen und intensiven SX-Rennen das Training anpassen. Ob ich noch hunderte Motocross-Runden zu den tausenden Runden drehe, die ich ohnehin schon gedreht habe, da setze ich lieber neue Reize, indem ich jetzt halt Supercross fahre. Da gibt es gewisse Sachen, die einen Tick anders sind. Das kann ich mir jetzt über den Winter aneignen und denke, dass ich die dann nächstes Jahr auch Outdoor nutzen kann. Ich glaube, es wird mich als Fahrer weiter voranbringen.»
Nachdem sein Vater Jon Ekerold 1980 Motorrad-Straßenweltmeister in der damaligen Klasse bis 350 ccm gegen Toni Mang wurde, ist der Südafrikaner in Deutschland sesshaft geworden und hat mit zwei Frauen vier Kinder gezeugt. Warum auch Stefan beim Motocross gelandet ist, erklärt das «Nesthäkchen» so: «Sehr viele Straßenrennfahrer fangen mit Motocross an. Manche wechseln dann zum Straßenrennsport oder bleiben dabei. Bei mir und meinen zwei Brüdern war das halt nicht so. Wir haben als Familie von Anfang den Motocross-Sport betrieben. Das hat uns viel Spaß gemacht.»
Und wieso ist er dabei geblieben? «Im Endeffekt ist es so, dass Motocross am ehesten finanziell zu stemmen ist. Das wäre für unsere Eltern extrem schwierig geworden, alle drei auf Straßenmotorräder zu setzen. Nichtsdestotrotz habe ich mich dafür entschieden, beim Motocross zu bleiben und jetzt auch noch Supercross zu fahren. Darüber bin ich sehr glücklich, weil das genau mein Ding ist. Vielleicht sehe nur ich das so, aber für mich ist Motocross die Königsdisziplin im Motorsport, weil es von einem körperlich und geistig so viel abverlangt», sagt die deutsche SX1-Hoffnung in Stuttgart.
Die Rennen in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle sind am Abend des 4. und 5. November und werden auch in einem kostenpflichtigen Livestream übertragen.