Überraschung: Chris Stange statt Ex-Champion Garcia
Christian Stange wäre 2021 gerne eine volle Saison Supersport-WM gefahren, doch fast alle Teams verlangen nach hoher Mitgift. «Viele schauen nur, wer Geld mitbringen kann», kritisierte er im Januar. Der Sachse entschied sich deshalb, dieses Jahr keine Serie zu fahren, unterstrich aber von Anfang an, dass seine Auszeit nicht mit Rücktritt gleichzusetzen wäre.
Stange war immer wieder als Instruktor bei Paddys Race Days auf der Rennstrecke und fuhr Ende Juni ein Clubrennen in Varano in Norditalien für das Team 2R Kawasaki, das er mit sieben Sekunden Vorsprung auf den ehemaligen MotoGP-Piloten Bradley Smith gewann. Die Truppe von Roberto Antonelli ist hauptsächlich in der Supersport-300-WM im Einsatz und bringt dort Marc Garcia an den Start, den Weltmeister von 2017. Doch mit dem 21-jährigen Spanier läuft es überhaupt nicht, er holte in den ersten vier Saisonrennen lediglich sieben Punkte, ist magerer 23. der Gesamtwertung und es gibt persönliche Differenzen zwischen Fahrer und Team.
Seine Auswechslung gestaltete sich für 2R Racing aber sehr schwierig. Weil das Team die letzten zwei Jahre bei Promoter Dorna wiederholt negativ aufgefallen war, bekam es den Startplatz für die Weltmeisterschaft 2021 nur, weil es mit Garcia einen ehemaligen Weltmeister unter Vertrag hatte. Zuletzt gab es mehrere Gespräche zwischen Teamchef Antonelli und der spanischen Vermarktungsagentur, jetzt kam das erhoffte Okay für den Fahrerwechsel und damit die Zusage für Chris Stange.
«Das Team hat einen neuen Fahrer gesucht, Rob Vennegoor hat ein sehr gutes Wort für mich eingelegt und mir sehr geholfen», erzählte Stange SPEEDWEEK.com. «Ich hatte zwei Telefonate, dann hieß es, es geht los. Ich gehe davon aus, dass ich die restliche Saison für das Team fahren werde, ab Assen. Die Arbeit des Teams hat mir in Varano sehr gut gefallen, sie konnten mir alle Wünsche erfüllen und haben viel Ahnung. Mit den anderen WM-Fahrern hatte ich gute Anhaltspunkte.»
Stange war den Großteil seiner Karriere auf 600er-Maschinen unterwegs. 2020 hatte er einen Vertrag mit dem KTM-Team Freudenberg für die Supersport-300-WM, fuhr aber nur die Rennen in Jerez, wo er mit den Plätzen 26 und 29 unterging.
Der Anspruch von 2R Kawasaki ist höher, das weiß der Deutsche. «Letztendlich fahre ich Rennen, um zu gewinnen», hielt Chris fest. «Mein Anspruch ist, dass ich Gas gebe. Deshalb müssen Punkte machbar sein. Ich bin jetzt ein knappes Jahr kaum Motorrad gefahren, nur als Instruktor mit einer 600er. Die nächsten Tage werde ich viel auf dem Motorrad trainieren, vielleicht haben wir vor Assen sogar noch einen Test. Ich bin sehr optimistisch, dass wir mit dem Team Gutes erreichen.»
Den Abschluss widmet der nie um einen Spruch verlegene Stange seinen Sponsoren: «Ich bedanke mich ganz herzlich bei Lacknorris, ADAC Sachsen, Creaface, German Gun Stock, Blitz Racing Apparel, Nolan Group Deutschland, Daytona, Powerface Holzknieschleifer, LSG Racing, Paddys Races Days, Twenty-One-Racing Club (Randy Krummenacher) und der ATR Klinik Chemnitz.»