MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Exklusiv: Kenan Sofuoglu zur Kritik an seinen Fahrern

Von Ivo Schützbach
Deniz Öncü und Bahattin Sofuoglu wurden zuletzt von den FIM-Offiziellen bestraft, Toprak Razgatlioglu und Can Öncü werden immer wieder wegen ihrer harten Fahrweise kritisiert.

Während des Moto3-Rennens auf dem Circuit of the Americas kam es zu einem fürchterlichen Unfall: Auf der Gegengerade zog Deniz Öncü nach links, dabei berührte er das Vorderrad von Alcoba, der zu Sturz kam. Die nachfolgenden Migno und Acosta konnten nicht ausweichen, krachten voll in die am Boden liegende Honda, und flogen im hohen Bogen durch die Luft, der WM-Leader sogar gegen die Leitplanken. Wie durch ein Wunder wurde keiner schwer verletzt.

Deniz Öncü, der Auslöser des Massensturzes, muss mit den Konsequenzen für diesen Zwischenfall leben. Der Türke aus dem Tech3 KTM-Team bekam nach dem Rennen eine heftige Botschaft von den FIM MotoGP Stewards: Er darf an den beiden kommenden Grand Prix in Misano und Portimao nicht teilnehmen.

Bahattin Sofuoglu erreichte beim Finale der Supersport-300-WM in Portimao als Dritter das Ziel, bekam aber anschließend wegen «unverantwortlicher Fahrweise» eine Zeitstrafe von 3 sec aufgebrummt, die ihn vom Podium auf Position 17 zurückwarf.

Toprak Razgatlioglu (Superbike-WM) und Can Öncü (Supersport-WM) stehen wegen ihrer kompromisslosen Fahrweise auch öfter in der Kritik. Auffällig: Alle vier Türken stammen aus der Schule des fünffachen Weltmeisters Kenan Sofuoglu, der als Rennfahrer ebenfalls nicht zimperlich war.

«Meine Fahrer haben ein sehr intensives Training, wir kämpfen in jeder Runde», erklärte Sofuoglu, der mit seinen vier Schützlingen in der Türkei so oft wie möglich auf die Rennstrecke geht. «Wir versuchen dabei anzugreifen, ohne den anderen zu berühren. Attackieren ist nicht einfach, wir spielen kein Spiel – meine Fahrer spielen kein Spiel. Wir sehen auch in der Formel 1, der Spitze des Motorsports, dass Leute wie Lewis Hamilton und Max Verstappen sehr aggressiv fahren. Um Erfolg zu haben, musst du angriffslustig fahren, das gehört zu diesem Sport. Heute beschweren sich die Fahrer zu viel.»

«Für mich ist die Entscheidung gegen Deniz nicht fair», betonte Sofuoglu gegenüber SPEEDWEEK.com. «Man muss sich nur die Videos anschauen, ich sehe viel gefährlichere Manöver als das von Deniz. Für mich ist der Hauptgrund, weshalb sich Fahrer über meine Jungs beschweren, weil sie so stark sind. Weil sie sie nicht schlagen können. Deshalb suchen sie nach Gründen, um sich zu beschweren. Wir alle bedauern den Verlust von Dean Vinales zutiefst, das tut uns allen sehr leid. Die Dorna hat jetzt aber an Deniz und Bahattin ein Exempel statuiert. Um zu zeigen, dass wer aggressiv fährt, auf diese Weise bestraft werden kann. Das ist aber nicht fair meinen Fahrern gegenüber. Sie müssen sich das ganze Rennen anschauen, jeden Fahrer. Deniz hat das nicht verdient. Dass dieser Sturz passierte, war sehr unglücklich. Aber so werden heute in Moto3 und der Supersport-300-Klasse Rennen gefahren. Jeder versucht dem Vordermann zu folgen, um dessen Windschatten zu nützen. Eines steht bezüglich meiner Fahrer fest: Wir trainieren mehr als andere, wir arbeiten mehr als andere und wir trainieren in jeder einzelnen Runde unter Rennbedingungen. Wir fahren aggressiv, richtig. Ich lege aber großen Wert darauf, dass dies ohne Berührungen geschieht. Wenn du deinen Gegnern nur hinterherfährst, dann gewinnst du nie ein Rennen. Ein Sieger muss einen Weg finden, um an den Gegnern vorbeizukommen – etwa mit sehr engen Linien.»

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