Kawasaki ZX-4R mit 80 PS? FIM wird nicht mitspielen
Das für gewöhnlich gut informierte japanische Magazin «Young Machine» berichtete, dass Kawasaki noch in diesem Jahr die ZX-4R vorstellt, mit Reihenvierzylinder und 400 ccm.
Basis des neuen Supersport-Motorrads soll die Kawasaki ZX-25R sein, deren Motor basiert auf dem 22 Jahre alten Aggregat der ZXR250. Auch die ZXR400 hatte einen Vierzylinder-Motor und könnte als Vorlage dienen. Weil es extrem teuer ist, einen neuen Motor zu entwickeln, liegt die Vermutung nahe, dass sich Kawasaki im eigenen Archiv bedient.
Die ZX-25R, die Kawasaki nur in Asien anbietet, wird angetrieben von einem Reihenvierzylinder mit den Eckdaten 50 PS bei 15.500/min und 30 Nm bei 14.500/min. Der rote Bereich auf dem Drehzahlmesser beginnt bei sagenhaften 17.500/min.
Mit 181 kg ist die 250er-Drehorgel kein Leichtgewicht. Gut möglich, dass bei der Konstruktion eine Hubraumerweiterung auf 400 ccm samt dem daraus resultierenden Leistungszuwachs schon berücksichtigt wurde. Rein rechnerisch müssten bei gleicher Literleistung wie bei der 250er aus 400 ccm 80 PS resultieren. Damit wäre die Kawasaki ZX-4R mit Abstand das leistungsstärkste Serienmotorrad dieser Hubraumklasse und auf einem ähnlichen Niveau wie die Yamaha YZF-R7 mit 700er-Zweizylindermotor.
Was den Hubraum betrifft würde die ZX-4R, so sie denn kommt, augenscheinlich in die Supersport-300-WM passen, hätte aber zirka 30 PS mehr Leistung als die jetzigen homologierten Bikes KTM RC390R, Yamaha R3 und Kawasaki Ninja 400.
Befürchtungen, dass ein solches Motorrad die Kräfteverhältnisse neu definiert und den Motorrad-Weltverband FIM bei der Balance vor eine schier unlösbare Aufgabe stellt, sind unbegründet. Denn ein Motorrad zu haben, welches in das technische Korsett einer Rennklasse passt, reicht nicht, um mitmischen zu dürfen.
«Die ZX-25R wurde als zu teuer eingestuft, um sie in Europa verkaufen zu können», verriet ein Kawasaki-Insider. «Ich gehe davon aus, dass eine Ninja 400 mit einem Vierzylinder-Motor ebenfalls zu teuer wäre. Und vermutlich würde sie auch die europäischen Abgasnormen nicht erfüllen können.»
Die genannten Argumente sind für die Teilnahme am Rennsport kein Hindernis. Denn grundsätzlich zielt das Reglement der Supersport-WM 300 auf Motorräder ab, die mit dem europäischen A2-Führerschein (max 48 PS) gefahren werden dürfen. Ungedrosselt dürfen diese Maschinen nicht mehr als 95 PS leisten.
Die Superbike-Kommission hat hinsichtlich der Homologation jedoch das Recht, eine individuelle Einschätzung vorzunehmen.
«Ein Motorrad muss in die Homologationsklasse passen», erklärte Scott Smart, der obersten technische Regelhüter der FIM für seriennahe Meisterschaften, gegenüber SPEEDWEEK.com. «Theoretisch würde auch eine R7 in diese Klasse passen, sofern Yamaha eine gedrosselte Version bringt. Doch wir winkten ab, weil das Verhältnis aus Leistung und Gewicht weit über dem liegt, was in dieser Klasse sonst eingesetzt wird. Das würde auch bei der beschriebenen 400er so sein. Deshalb wäre es unmöglich, dass so ein Motorrad für Supersport 300 zugelassen wird.»