Paul Haberland machte beim SX Dortmund keine Beute
Paul Haberland wurde am Sonntag disqualifiziert
Eigentlich hatte Paul Haberland in diesem Winter kein Supercross geplant. «Da ich das Team und auch die Marke (sixtyseven bzw. Husqvarna, Anm. d. A.) gewechselt habe und dadurch zeitlich alles sehr knapp war, wollte ich ursprünglich nicht fahren. Stattdessen wollten wir uns auf die neue Motocross-Saison konzentrieren», erklärte der Erfurter gegenüber SPEEDWEEK.com und schob nach, dass ihn nach Stuttgart Jan Deitenbach vom Dortmunder Orga-Team angerufen hat und fragte, ob er nicht doch fahren möchte. «Wir haben öfter dazu telefoniert, bis wir uns schließlich dafür entschieden haben, dass ich doch in Dortmund SX1 fahre», so der Vierte der SX2 des ADAC SX Cups 2019/2020.
Die Vorbereitung fiel mit zwei SX-Trainingstagen allerdings bescheiden aus. Von seinem MX-Training zwischen Weihnachten und Silvester in Red Sand in Spanien knappste ‹Habi› einen Tag ab, um auf einer neuen Supercross-Strecke bei Barcelona zu üben. Auf der gleichen Strecke hatte übrigens auch Ken Roczen nach dem Supercross in Paris trainiert. Haberlands zweiter, eher behelfsmäßiger Trainingstag fand in der Halle des Ex-Crossers und -Supercrossers Stefan Ludwig im thüringischen Trebra statt. «In Runden gezählt waren es vielleicht 90, jedenfalls keine 100», merkte er an.
Dafür lief es bei seinem ersten Hallenstart in der großen Klasse recht gut. «Ich wollte einfach nur Spaß haben, konnte mich dann über den Freitag sogar recht gut steigern.» Am Samstag schaffte der Husqvarna-Pilot den Sprung ins Finale. «Mir war aber klar, dass ich über die lange Distanz (im Finale 20 Runden statt zuvor zwölf Runden, Anm. d. A.) an meine Grenzen kommen würde. Kräftemäßig eigentlich nicht, aber da ich lange kein Supercross gefahren bin, hat die Fahrtechnik auf der schweren und während des Rennens schlechter werdenden Strecke halt nicht gepasst. Da fehlte mir dann auch das Vertrauen zu mir selbst. Wenn die Strecke frisch war, konnte ich schon richtig schnell fahren, aber nicht über die ganze Zeit.»
Nachdem er am Freitag als Vierter des Last-Chance-Rennens ausgeschieden war, schaffte er tags darauf als Dritter seiner Trainingsgruppe souverän den Einzug ins Finale. In diesem wurde er allerdings gleich zu Rennbeginn vom Franzosen Ludovic Macler unsanft vom Motorrad gefahren. «Leider habe ich mich dann zu einer Aktion hinreißen lassen, die ich besser nicht gemacht hätte. Ich habe ihm einen kleinen Schubs gegeben», beschrieb er die Einlage aus seiner Sicht. «Dafür wurde ich disqualifiziert und erhielt auch eine Sportstrafe. Das war gerechtfertigt und ich habe das akzeptiert. Ebenso, dass mein Gegner für seine Aktion keine Strafe bekommen hat», zeigte Haberland später Reue.
Am Sonntag lief dann zunächst erneut alles gegen ihn. Im Zeittraining war ein Fahrer vor ihm gestürzt. Bei seinem Sprung bekam er die Gefahr erst angezeigt, als er schon in der Luft war. Zu spät, um die Kollision zu vermeiden. Somit war seine beste Runde dahin und er musste in den Hoffnungslauf. «In dem bin ich wirklich nicht gut gefahren und war nur Dritter. Damit war ich erster Reservefahrer fürs Triple-Crown-Finale. Das war für mich eine ganz neue Situation, denn ich war in meiner ganzen Karriere noch nie Reservefahrer.»
Da sich der Australier schon am Samstag bei einem Sturz verletzt hatte und im ersten Final-Heat aufgab, kam Paul Haberland ab dem zweiten zum Einsatz, was sportlich natürlich keine Relevanz mehr brachte. «Ich war trotzdem froh, dass ich die Chance bekam, noch einmal ans Gate rollen zu dürfen. So war der Spaßfaktor zumindest noch einmal gegeben. Es war echt Wahnsinn, wie die deutschen Fans hinter mir gestanden und mich angefeuert haben.»
Nun steigt Haberland mit weiterem Outdoor-Training und dem Rennen zur italienischen Meisterschaft voll in die Saisonvorbereitung 2023 ein, in der er das ADAC MX Masters plus die meisten europäischen MXGP-Läufe bestreiten wird.