Carl Ostermann (18): Schnell, aber nicht konstant
Carl Ostermann (li.) mit Sebastien Tortelli
Von klein auf schlägt Carl Ostermanns Herz fast ausschließlich für Supercross, natürlich will er Profi werden. Das ist er im Prinzip schon, nur halt als Nachwuchspilot und in der kleinen Klasse SX2. Die Kehrseite der Medaille ist, dass gerade für ihn Rennen in den letzten beiden Jahren Mangelware waren. Den 18-jährigen Bonner traf es nach einem Bänderriss 2021 noch härter, indem er neun Monate pausieren musste.
Das erste von nur noch zwei deutschen Supercross Anfang November in Stuttgart musste Ostermann auch auslassen. «Da kam bei mir eine Katastrophe nach der anderen. Erst war Corona, dann hatte ich 2021 beim Training für die Französische Meisterschaft den Kreuzbandriss. Nachdem ich diesen auskurierte habe, war ich für die neue Französische Meisterschaft recht gut vorbereitet. Da hatte ich zwei Rennen, bei denen mir noch die Rennpraxis fehlte. Bei einem Charity-Rennen in Luxemburg habe ich mir dann den Fuß gebrochen, sodass ich in Stuttgart noch nicht wieder fahren konnte», dröselt er seinen Leidensweg gegenüber SPEEDWEEK.com auf.
In Dortmund konnte Ostermann endlich wieder aufdrehen. Am Freitag gewann er sein Quali-Race und wurde im Finale hinter dem späteren ADAC-SX-Cup-Sieger Julien Lebeau, dem ebenfalls späteren «Prinz von Dortmund» Lucas Imbert sowie Brice Maylin, allesamt aus Frankreich, Vierter.
Am Samstag war er in den Trainings voll bei der Musik, doch in seinem Quali-Rennen im Abendprogramm nahm das Unheil mit nur Platz 7 seinen Lauf. Er musste in den Hoffnungslauf, in dem er nach erneut missglücktem Start wieder nicht gut fuhr und als Vierter ausschied.
Am finalen Fahrtag passte bei ihm dann zunächst wieder alles. Souveräner Einzug ins Main-Event, Sieg in seinem Quali-Race, doch im Finale nur Platz 9. Damit musste er sich in der Prinzenwertung von Dortmund als Zehnter hinter Nico Koch mit dem zweiten Platz der Deutschen begnügen. Auch im ADAC SX Cup lag er demzufolge hinter dem ebenso nur in Dortmund am Start befindlichen Koch. Hier wurde Paul Bloy, der in Stuttgart und in Dortmund fuhr, als Zehnter bester Deutscher.
«Ich hatte an diesem Wochenende viele Hochs und Tiefs, mit zwei Tagen direkt im Finale, davon einmal mit Heat-Sieg, aber auch einmal nicht im Finale. Das darf nicht passieren», ging der Schützling des zweifachen Motocross-Weltmeisters Sebastien Tortelli mit sich selbst hart ins Gericht.
«Overall war es in Ordnung, und von der Leistung war es ein Schritt in die richtige Richtung. Es fehlt zwar noch an zwei, drei Sachen, aber da ich so lange verletzt war und in den letzten Jahren insgesamt nur sehr wenige Rennen gefahren bin, denke ich, dass es in Ordnung war. Dazu muss man bedenken, dass Dortmund ein sehr großes Rennen ist, bei dem viele starke Europäer, vor allem Franzosen, am Start stehen.»
Da er auch über den Frühling und Sommer in Frankreich viele Supercross-Rennen bestreiten kann, bleibt er seinem Weg treu. Fernziel ist das SuperMotocross in den USA sowie die neue Supercross-Weltmeisterschaft: «Die französischen Serien sind erst einmal nur eine Zwischenstufe. Die neue Supercross-WM reizt mich sehr. Wenn möglich, würde ich gern bei dem deutschen Rennen in Düsseldorf mit einer Wildcard starten. Vielleicht fahre ich auch 2024 nach Dortmund ein oder zwei AMA-Rennen. Dazu werde ich in diesem Jahr noch zwei Monate zum Trainieren nach Amerika gehen.»
Komplett wird Ostermann seine Lebensmittelpunkt vorerst nicht in die USA verlagern, was er so begründet: «Ich bin der festen Überzeugung, dass, bevor man in Amerika anklopft, man erst einmal in Europa alles gewinnen und dann weiterschauen sollte.»