Tom Vialle (KTM) nach SX-Debüt: «Viel radikaler»
Tom Vialle hat sich mittlerweile im US-Supercross akklimatisiert
Der Supercross-Event in Houston am 4. Februar war die fünfte Runde der Saison 2023 und der Auftakt der 250SX East-Serie. Für Tom Vialle war es das Debüt in den USA und es markierte das Ende einer hektischen Zeit. Denn der Franzose holte im September im letzten Saisonrennen der MX2-WM 2022 in der Türkei den WM-Titel und flog unmittelbar danach nach Florida.
Die Umstellung auf den nordamerikanischen Ableger von Red Bull KTM erfolgte in Windeseile, damit Vialle beim Motocross der Nationen in RedBud für das Team Frankreich fahren konnte und sich gleichzeitig an die Anforderungen des Supercross gewöhnte. Sein erstes Rennen beendete er nach zwei kleinen Fehlern in der Schlussphase auf Platz 7, zuvor war in der Nähe des Podiums.
Die Herausforderung für Vialle in den USA, der erst 2019 sein WM-Debüt gab und in vier Jahren zwei Titel holte, war zunächst entmutigend. «Nach dem ersten Monat dachte ich mir 'uff, das wird hart'. Wenn ich den Schritt vom Motocross zum Supercross noch einmal machen müsste, bin ich mir nicht sicher, ob ich es tun würde», gab Vialle im offiziellen Blog von KTM zu. «Leute, von denen man noch nie gehört hatte, waren sehr schnell, das Motorrad ist ganz anders und alles war so radikal im Vergleich zu dem, was ich kannte. Es hat ein paar Monate gedauert und viel Arbeit gekostet, und erst in den letzten Wochen vor der ersten Runde habe ich große Schritte gemacht und mich stark verbessert. Wir müssen abwarten, wie die Rennen verlaufen, aber die Entwicklung war hart.»
Vialle konzentriert sich zunächst auf die acht Rennen umfassende 250SX East Serie, um von dem späteren Starttermin zu profitieren. Sein Trainingsplan mit Legende Aldon Baker war keine große Umstellung, aber die Besonderheiten des Supercross waren eine neue Grenze. «Das Training, das ich in den letzten drei bis vier Jahren mit Joel Smets absolviert habe, war sehr herausfordernd. Ich weiß also, wie es ist, hart zu trainieren. Ich glaube nicht, dass man noch mehr trainieren kann, als ich es in der Vorbereitung auf die GPs getan habe», sagte der KTM-Pilot weiter. «Das war enorm und die Arbeit mit Aldon war nicht intensiver. Was aber härter war, war so viel Supercross zu fahren; hart für meinen Körper und dazu die höhere Atemfrequenz. Außerdem die Hitze und die Luftfeuchtigkeit in Florida, wow. Die Rhythmussektionen waren anstrengend, weil es nicht nur darum geht, darüber zu springen, sondern durchzudrücken und sie sicher zu fahren. Wenn man in dieser Sektion nicht attackiert, kann man eine halbe Sekunde pro Runde verlieren. Es gibt eine Menge zu tun.»
Vialle möchte seinen beeindruckenden Lebenslauf in den Vereinigten Staaten fortsetzen. «Ich gehe schon davon aus, dass ich schnell lernen werde, aber wir haben hier viel weniger Rennen, nur acht bis neun. Das ist wenig verglichen mit einer Grand-Prix-Saison», grübelt der 22-Jährige. «Aber ich will hier einfach so viel wie möglich dazulernen. Als ich in die Weltmeisterschaft einstieg, war ich vorher nie regelmäßig GP-Rennen gefahren. Aber es lief gut und ich möchte hier den gleichen Effekt erzielen. Das ist das Ziel.»
Sein Wechsel erfolgte nach einem bemerkenswerten Duell mit seinem Yamaha-Rivalen Jago Geerts im Jahr 2022. «In der Türkei wurde eine Saison in nur dreißig Minuten entschieden – in einem Rennen», erinnert sich Vialle. «Wir gingen ins Rennen und derjenige, der es als Erster beendete, war der Champion. Es war, als wäre die ganze Saison umsonst gewesen. Es war ziemlich verrückt, aber ich habe mich in der Türkei immer gut gefühlt, und als ich den Qualifikationslauf am Samstag gewann, war das Wochenende perfekt. Ich wusste, dass ich konkurrenzfähig sein würde. Ich war stark und das half mir sehr.»
Mit seinem belgischen Rivalen hat Vialle rückblickend Mitleid. «Es muss wirklich hart gewesen sein, wenn man das ganze Jahr über so hart kämpft und dann mit so wenig Rückstand verliert. Das muss hart sein. Ich kann das nicht ganz nachvollziehen, weil ich diese Emotionen nicht gespürt habe, aber es muss bitter gewesen sein.»