Ken Roczen: Ärger über Justin Barcias Flugmanöver
Das riskante und provokante Manöver von Justin Barcia gegen Ken Roczen beim Supercross-WM-Lauf in Arlington wurde aus der Perspektive der beiden Streithähne mit GoPro-Helmkameras aufgezeichnet.
Schon direkt nach dem Rennen äusserte sich Ken Roczen im Interview sichtlich verärgert über den Zwischenfall: «Justin Barcia ist hier wahrlich nicht das hellste Licht im Raum!» Der Honda-Werkspilot sah den Zwischenfall mit der Beinaheberührung in der Luft natürlich etwas anders: «Ich bin diesen Dreifachsprung in jedem Umlauf gescrubbed. Warum also nicht in dieser Runde?»
Die GoPro-Videos aus der Perspektive von Roczen und Barcia:
Barcia gilt im US-Fahrerlager einerseits als «enfant terrible». Andererseits kultivierte er die Technik des «Scrubbens», die von James Stewart etabliert und in fulminante Rundenzeiten umgemünzt wurde. Die Flugphase wird durch das impulsartige Absenken des Fahrer-Motorrad-Schwerpunktes beim Absprung verkürzt. Ein willkommener Nebeneffekt: «Scrubs» sind für die Zuschauer extrem spektakulär anzuschauen.
In manchen Flugphasen scheinen die Piloten die Gravitation ausser Kraft zu setzen, indem das Motorrad quer zur Fahrtrichtung in der Luft liegt und der Fahrer buchstäblich unterhalb des Motorrades «hängt». Justin Barcias Stil wird daher auch als «hang-off style» bezeichnet.
In der Vergangenheit hat sich Barcia wegen seines entschlossenen und aggressiven Fahrstils bereits öfter den Zorn seiner Fahrerkollegen auf sich gezogen. Aber nicht nur andere Fahrer sind betroffen. Vor allem er selbst wurde häufig Opfer seines wilden Stils. «Gut für die Show» sagen die einen, «viel zu gefährlich» die anderen. Die jetzt vorliegenden GoPro-Bilder zeigen, dass Barcia Roczens Linie bereits vor dem Absprung kreuzte. Barcia, der die Königsdiziplin des Scrubbens erstklassig beherrscht, setzte diese Technik des querliegenden Fluges in Arlington augenscheinlich in dieser Situation sehr gezielt ein.
Roczen, seinerseits ebenfalls ein ausgewiesener Flug-Akrobat, verhindert die Kollision in ca. 8 Metern Höhe durch das Einschlagen des Lenkers nach links und setzte in dessen Folge am äussersten linken Rand der Strecke auf. Das Manöver war sicher spektakulär, aber es war ohne Zweifel sehr gefährlich.
Am kommenden Wochenende treffen die beiden Streithähne im Georgia Dome von Atlanta erneut aufeinander. Passend zu Olympia hoffen die Fans dort wieder auf spektakuläre, aber faire Scrubs ohne übermotivierte Abschuss-Attacken.