Alastair Seeley: NW200-Rekordsieger noch ohne Vertrag
Trotz seiner Erfolge findet Alastair Seeley kein Spitzenteam, das ihn unter Vertrag nehmen will
Bis vor der Coronavirus-Pandemie war Irland und das zu Großbritannien gehörende Nordirland der Nabel des Straßenrennsports. Zur Irish Road Racing Championship zählten je nach Jahr an die zehn Veranstaltungen. Die Teilnehmerfelder waren voll und die unzähligen Zuseher aus Nah und Fern kamen auf ihre Kosten.
Fahrer, die sich durch ihre Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene hervortaten, erreichten Legendenstatus, die wie bei den Dunlop-Brüdern Joey und Robert weit über ihren frühen Rennfahrertod hinausreichen.
Seither hat sich einiges verändert. Aus Sicht der Road Racer nicht zum Besseren, hauptsächlich wegen der exorbitant gestiegenen Versicherungskosten und wegen des Rückzugs von Sponsoren. Kleinere regionale Motorsportklubs, die bis jetzt als Veranstalter auftreten, sind finanziell nicht mehr in der Lage die Rennen zu organisieren.
Auch auf die Fahrer hat diese Krise unerfreuliche Auswirkungen. Selbst Spitzenpiloten wie der dreifache britische Meister Alastair Seeley, mit 29 Siegen Rekordhalter beim North West 200, haben Probleme, diese Saison einen Platz in einem Spitzenteam zu finden.
«Talent und Erfolge scheinen offensichtlich nicht mehr ausschlaggebend zu sein! Heutzutage braucht man einen dicken Scheck, um einen Platz in einem Spitzenteam zu bekommen», zeigt sich der Dritte in der letztjährigen Britischen Superstock-Meisterschaft von seiner misslichen Lage überrascht. «Das ist frustrierend, verrückt und auch verwirrend.»
«Ich möchte natürlich ein gutes Paket und Team hinter mir haben, deswegen habe ich einige Teams, für die ich gerne fahren würde, kontaktiert. Noch hoffe ich, dass ich bei einem der renommierten Teams fahren kann, aber die meisten von ihnen haben ihre Fahrer bereits unter Vertrag. Alles war ich im Augenblick tun kann, ist zu warten.»
«Die Teamverantwortlichen ziehen bei ihren Fahrerwahl vielleicht das Alter in Betracht, aber Joey Dunlop hat auch mit 48 Jahren noch Rennen bei der Tourist Trophy gewonnen und John McGuinness und Michael Rutter sind mit über 50 Jahren immer noch dabei. Ich fühle mich auch noch in der Lage, Rennen zu gewinnen. Gerade im Road Racing zählt Erfahrung sehr viel.»
Gegenüber den Kollegen bei der BBC NI sprach der 44-jährige Familienvater aus Carrickfergus zum ersten Mal, dass er sogar das Karriereende in Betracht ziehen würde, wenn er keinen Platz in einem Spitzenteam bekäme. Er sagte dabei aber auch, dass die starke Saison 2023 diese Entscheidung erschweren würde.