Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Tourist Trophy: Breakfast mit Don Luigi

Von Philippe Soutter
Die Tourist Trophy zieht Fans aus aller Welt in ihren Bann. Ex-Formel-1-Fahrer wie Mark Webber ebenso wie diverse Filmstars. Und natürlich Elder Statesmen wie den ehemaligen TT-Fahrer, den 87-jährigen Luigi Taveri.

Der Schweizer Luigi Taveri, 125-ccm-Weltmeister auf Honda 1962, 1964 und 1966 und dazu dreifacher TT-Sieger, war als bisher einziger Nicht-Brite früher Präsident der TT-Fahrervereinigung.

Es war ein sehnlicher Wunsch von Luigi Taveri, noch einmal die Tourist Trophy zu besuchen. So machte er sich mit Gattin Tilde und Tochter Blanca auf den Weg, um die Strassen seiner ruhmreichen Fahrten nochmals zu sehen.

Trifft man die Familie im Hotel dann beim Frühstück, ergibt sich sofort ein inspirierendes Gespräch. Nicht nur, dass sich die beiden Damen des Hauses über gewisse Sachverhalte nicht immer ganz einig sind. Don Luigi weiss natürlich über unzählige Episoden zu berichten. Er erinnert sich an die erste Tourist Trophy von Jo Siffert. Der spätere Fribourger Formel-1-Star versuchte sich – kaum mehr in Erinnerung – auch als TT-Fahrer. Nach dem ersten Training kam er dann zu den Taveris und zeigte ihnen jammernd sein völlig zerrissenes Lederkombi, welches durch das Entlangschrammen an diversen Gartenmauern total zerfleddert war.

«Am Anfang war mir die Tourist Trophy nicht geheuer», erzählte Luigi Taveri. «Aber da sie damals zur WM zählte, musste man halt hingehen. Mit den Jahren habe ich die Rennen immer mehr geschätzt, bis ich sie geradezu geliebt habe.»

So stellt sich dann im Lauf des Frühstücks heraus, dass Taveri vorhin mit seinen Damen in aller Herrgottsfrühe bereits noch einmal mit dem Auto den Snaefell Mountain Course umrundet hatte. «Papi wollte unbedingt noch ein zweites Mal um die Strecke. Er sass nur still in seinem Sitz und hat jede der Kurven genossen», berichtete Tochter Blanca.

Erinnerungen kamen auf, wie er einst eine Junior-TT um nur rund eine Sekunde gegen den grossen Mike Hailwood verloren hatte.

Oder Gedenken und Gedanken an den von ihm bewunderten Stanley Woods, dessen Velocette im Museum in Douglas er unbedingt noch einmal sehen wollte.

Auch der Reiter der Suter MMX 500, Ian Lougher, weiss sein Team mit allerlei Episoden aus der Vergangenheit zu unterhalten. Er erinnert sich gerne an Rekordsieger Joey Dunlop («Er galt als mürrisch, war aber eigentlich nur sehr scheu.»).

Dem guten Joey ging einst auf einem 250-ccm-Zweitakter im Training in Creg-Ny-Baa das Benzin aus. Irgendwo trieb er ein paar Liter Treibstoff auf. Um zum nötigen Ölanteil zu kommen, öffnete er seine Vorderradgabel und mischte daraus mit dem Öl das Gemisch.

«Der Verrückteste von allen war aber Philipp McCallen. Der hat zwölfmal die TT gewonnen. Dass er das überlebt hat, versteht eigentlich niemand», so Ian Lougher. Red Mist, nennt man hier diese Verbissenheit des Siegen wollens um jeden Preis.

Vom Siegen ist die Suter MMX 500 in diesem Jahr noch ein Stück entfernt. Trotzdem ist es faszinierend mitzuerleben, wie das Motorrad mit jedem Training besser und konkurrenzfähiger wird.

Die zusätzlichen Testrunden auf dem alten Airfield in Jurby in den letzten beiden Tagen haben extrem viel gebracht. Hätte sich Ian Lougher im letzten Training in der möglicherweise langsamsten Kurve einen Kilometer vor der Ziel bei Governor‘s Bridge nicht hingelegt, wäre die 125-mph-Runde endlich Tatsache geworden.

Dies zur Freude der mittlerweile zahlreichen (auch skurrilen) Suter-Fans im Paddock: Parsery, die Eingangswache, der in seiner Freizeit an einem 15-Meter-U-Boot bastelt. Milky, mit richtigem Namen Richard Quayle, einer der drei einzigen einheimischen TT-Sieger, den auf der Insel jedes Kind kennt, der seit einem haarsträubenden Sturz in eine Gartenmauer trotz angeschlagener Gesundheit eine kaum zu überbietende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zeigt. Oder Linda, die Kellnerin des Restaurants Creg-Ny-Baa, welche früher einen Shop für Analhygiene betrieb und die der Suter-Truppe Gratis-Gutscheine anbot. Glücklicherweise für Dienstleistungen ihres jetzigen Gewerbes und nicht ihrer früheren Tätigkeit.

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