Ohne Taschenmesser: Makita MacGyver im Großeinsatz
Der bald 59-jährige Pariser Didier Langouet hat in seinem 35-jährigen Rennmechaniker-Leben schon so gut wie alle Rennserien und Rennstrecken der Welt gesehen. Mit gutem Grund trägt er den Übernamen «Makita MacGyver». Auf der Isle of Man ist er im Großeinsatz.
Im Unterschied zum amerikanischen TV-Helden mit seinem Schweizer Armeetaschenmesser schwört Didier Langouet auf Produkte der japanischen Elektro-Werkzeugfirma Makita. Mit dem Schleifer geht er um, wie weiland van Gogh den Pinsel schwang. In jeder Notsituation findet er eine – gerne auch abenteuerliche, aber einwandfrei funktionierende – Lösung.
Sein Einfallsreichtum ist auf der Isle of Man beim Rennstreckendebüt der Suter MMX 500 besonders gefragt. Denn obwohl das Bike konzeptionell einwandfrei funktioniert, fordert der knüppelharte Mountain Course seinen (Entwicklungs-)Tribut.
Seine Meisterleistung vollbrachte Makita MacGyver, als unglücklicherweise ein Getrieberitzel nicht vorhanden war, welches der Suter eine längere Übersetzung und damit höhere Geschwindigkeit ermöglichen würde. Zufällig wird ein solches Ritzel auch in einem italienischen Supersportler verwendet. Makita entdeckte auf dem TT-Besucher-Parkplatz zwei solche, nebeneinander parkierte Maschinen. Schwupps hatte er einen der Besitzer ausfindig gemacht (MacGyver hat ja Beziehungen) und der erschien auf dem Parkplatz. Makita wollte sich, werkzeugtechnisch schwer bewaffnet, gleich an die Demontage des Getriebes machen, als der Besitzer entsetzt abwinkte. Man solle sich doch an der Maschine nebenan bedienen, die gehöre seinem Bruder, der sitze unten im Pub. Das provisorische Ritzel trieb die Suter gleich danach auf einen neuen Topspeed (297 km/h) und wurde tags darauf wieder gegen ein Originalteil ausgetauscht. Ob der Eigentümer dann immer noch im Pub saß ist unbekannt, aber nicht auszuschließen.
Da war Makita bereits daran einige Probleme am Getriebe der Suter auszumerzen. Und hatte natürlich auch rasch eine Lösung parat.
Wir tasten uns momentan Schritt für Schritt zu einer besseren Rundenzeit. Am Donnerstag soll der 120-Meilen-Rundenschnitt fallen. Für Pilot Ian Lougher absolut machbar: «Das Motorrad wurde jeden Tag besser. Das Chassis funktioniert sehr gut und wenn ich am Mittwoch auf meiner schnellen Runde nicht 15 Sekunden hinter einem Newcomer verloren hätte, wäre der Rundenschnitt schon jetzt besser», so der Waliser, der sich bei Suter Racing pudelwohl fühlt und laut Suters Technischem Direktor Alessandro Giussani «Gold wert ist» bei der Adaption der Rennmaschine auf die TT-Strecke.
Generell fühlt man sich auf dieser wunderbaren Insel wie zu Hause, auch wenn die Suter-Truppe – aufgrund diverser, vernachlässigbarer Ereignisse – auch schon fast mit jedem Polizisten (und im Fall von Mechaniker Rolf «Hägi» Hagmann fast jeder Polizistin) persönlich bekannt ist.