TT Insel Man: Was wirklich furchteinflößend ist
Nach Elektronikproblemen auf dem dritten Zylinder stoppte Ian Lougher nach den ersten 60,7 Kilometern in seiner Box und «The Beast» beendete seine erste Tourist Trophy nicht.
Wer gewinnt nicht gern? Da geht es mir nicht anders als den meisten.
Aber man kann vermutlich nirgends würdevoller verlieren als bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man.
Nach dem Ausfall wurde das Zelt der Suter-Truppe sofort wieder von unzähligen Fans belagert: keine Spur von Mitleid, Spott oder dummen Witzen. Alle versuchten die Suter-Crew aufzumuntern, machten Komplimente für das schöne Motorrad und drückten den Respekt aus, dass sich Suter der Challenge Tourist Trophy stellte.
Es war offensichtlich: Wer die vielen kleinen Probleme von Suter an der TT nicht versteht, hat die TT nicht verstanden. Der Sportsgeist auf der Insel ist faszinierend. Es geht um puren, harten Motorsport, um nichts anderes. Da muss niemand dem anderen etwas vormachen. Er würde blitzartig entlarvt.
Die Coolness und Gelassenheit der Fahrer ist beeindruckend. Ich denke, wer mit sich nicht im Reinen ist, schafft es hier kaum, mit mehr als 300 km/h über die Insel zu preschen. Im einen oder anderen Fall hilft da sicher eine gerüttelte Portion Fatalismus oder, und das kann selbst auf Sieger zutreffen, wenn sich der Großteil des IQs im rechten Handgelenk befindet.
Bei unserem Reiter Ian Lougher sind vor allem die Gelassenheit und der trockene Humor beeindruckend, mit welchen er die Sache angeht. Auf den Einwand von Boss Eskil Suter, dass er mit der Kupplung zu sanft starte und als Eskil begleitend lautmalerisch akustisch demonstrierte, wie man zu starten habe, hatte er nur ein schmunzelndes «can you do this again» übrig. Als man ihm beim Besuch des 89-jährigen Luigi Taveri mit Gattin und Tochter im Suter-Zelt erklärt, dass die Tochter die jüngere der beiden sei, kommentiert er nur trocken «I hope so».
Aber auch die furchtlosesten Fahrer haben auf dieser Strecke ihre gewissen Momente. Bei Ian Lougher ist es beispielsweise der weitgehend unbekannte Abschnitt des Bottom of Barragow (erstaunlicherweise beschrieb auch der zweifache TT-Sieger Luigi Taveri diese Stelle als die furchteinflößendste der Strecke).
Aber wer wie Ian Lougher mit einer Japanerin verheiratet ist, welche in ihrer Jugend in einer Punkband Bass spielte und auch heute noch glühende Verehrerin der deutschen Trash-Ikone Nina Hagen ist, der übersteht vermutlich auch derartige Passagen einigermaßen schmerzfrei.