12h Sebring: Komplettes Rennen im Livestream
Der Saisonstart der neuen United Sportscar Championship (USC) Ende Januar mit den 24h von Daytona war für Fans aus Europa nicht gerade einfach zu verfolgen. Den aus der ALMS gewohnten Livestream gab es nicht mehr, wer nicht den Motorsport-Spartenkanal Motors TV auf seiner Fernbedienung anwählen kann, blieb nur das Live-Radio mit ziemlich ahneslosen Moderatoren des Nascar-Radiosenders MRN. Für die 62. Auflage der 12h von Sebring, die am Samstag um 15:15 Uhr deutscher Zeit (10:15 Uhr Ortszeit) startet, ist Besserung in Sicht. Die zweite Runde der USC wird live und in voller Länge auf der Website imsa.com im Internet übertragen und auch beim Kommentar gibt es Fortschritte. MRN – die bei der Nascar einen zweifellos einen guten Job machen – haben sich mit ehemaligen kompetenten Kommentaren von Radio Le Mans verstärkt.
Beginn einer neuen Ära bei Amerikas beliebtesten Langstreckenrennen
Bei den 12h von Sebring beginnt in diese Jahr eine neue Zeitrechnung. Erstmals seit dem Beginn der 1980er Jahre bleibt die oberste Sportwagenklasse, derzeit die LMP1-Klasse, aussen vor. Bei dem Langstreckenhighlight in Zentral-Florida, das als grösstes US-Sportwagenrennen mehr als doppelt so viel Fans anzieht wie die 24-Stunden in Daytona, dürfen LMP1 nicht mehr starten. Porsche und Audi waren so mit 919 und R18 schon in der vergangenen Woche zum privaten Test auf dem Uralt-Flughafenkurs. Die Topklasse stellen nun LMP2 und Daytona Prototypen. Die DP´s geben in diesem Jahr ihren ersten Auftritt auf der mörderischen Buckelpiste von Sebring.
Mike Rockenfeller, der wie schon in Daytona mit Richard Westbrook und Michael Valiante im Spirit of Daytona-Coyote-Chevy startet, ist auf die Zuverlässigkeit seines DP gespannt: «Daytona ist von der Belastung nicht besonders anspruchsvoll für das Auto, in Sebring ist das allerdings ganz anders. Es wird sehr spannend sein zu sehen, wie sich die Daytona Prototypen nach den Updates in Sebring so schlagen.»
Die DPs starten in Sebring erstmals mit dem vollen Update-Paket: Kohlefaserbremsen, grosser Diffuser, zweiteiliger Heckflügel, Flaps an der Front und mehr Power. Nach den Überschlägen beim Test in Daytona in November waren die DP bei den 24h Daytona zuletzt noch nicht mit dem grossen Diffuser unterwegs.
In Sebring wird sich nun auch zeigen, wie gut die Reglementsbehörde IMSA ihren Job erledigt hat, für die in Daytona noch nicht gegebene Chancengleichzeit zwischen DP und LMP2 zu sorgen. Beim Sebring-Vortest im Februar dominierten noch die Daytona-Sieger Sebastian Bourdais, Christian Fittipaldi und Joao Barbosa (Action Express-Coyote-Chevrolet), doch die LMP2 und DP lagen deutlich dichter zusammen.
«Ich denke, dass es in Sebring zwischen DP und LMP2 im Rennen noch etwas ausgeglichener sein wird, als beim Test im vergangenen Monat», sagt Lucas Luhr, der sich den Picket-Oreca-Nissan mit Klaus Graf und Nissan-Nachwuchspilot Jann Mardenborough teilt. «Wir haben auch weiter an unseren Oreca-Nissan gearbeitet, daher bin ich etwas optimistisch für das Rennen. Wir hatten in Sebring in den letzten Jahren nie besonders viel Glück, aber ich hoffe, das ändert sich in diesem Jahr.»
Das Startfeld ist in weiten Teilen identisch mit Daytona, nach aktuellem Stand nehmen 63 Teams das Training, das am Donnerstag startet, in Angriff. Kurzfristig zurückgezogen hat Millenium Motorsport seinen Oreca-Nissan. Nach dem eher bescheidenen Auftritt in Daytona tritt auch Aston Martin Racing mit dem Vantage GTE nicht mehr in der GTLM-Klasse an. Um den Gesamtsieg kämpfen am Samstag 17 DP, LMP und der Deltawing. In einem Daytona Prototypen tritt auch Pierre Kaffer an. Kaffer wechselt teamintern vom Formula Le Mans in den neuen Riley-Honda, nachdem sein Starworks-Team den Formula Le Mans zurückgezogen hat.
Hart umkämpfte GTLM-Klasse
«Eigentlich hätten wir in Daytona gewinnen müssen», sagte SRT-Werksfahrer Dominik Farnbacher nach dem Saisonauftakt, bei dem seine Viper GTS-R die erste Rennhälfte dominierte, dann allerdings von technischen Problemen eingebremst wurde. Dass kann der Franke nun in Sebring nachholen. Bei der 12-Stunden-Hatz dürfte das GTLM-Feld nach enger zusammen liegen, denn in Sebring ist auch mit den BMW Z4 GTE zu rechnen, die im Topspeed-Tempel von Daytona vom Speed noch das Nachsachen hat.
Schon im vergangenen Jahr sahen die Z4 bei ihren Renndebüt in Sebring gut aus, mit Viper, Corvette, dem Risi-Ferrari und den beiden Werks-Porsche wird die GTLM-Klasse auch in Sebring wieder ein Fest. Mit dem neuen Falken-Porsche 911 RSR, dem ersten Kunden-991 RSR von Wolf Henzler, Bryan Sellers und Marco Holzer steigt zudem ein weiterer Kontrahent in den Ring.
Änderungen an den Fahrzeugeinstufungen hat es nach Daytona auch nochmals in der GTD-Klasse gegeben. Insbesondere dem Porsche 911 GT America, der sich in Daytona sehr schwer tat mit den Audi R8 LMS und Ferrari 458 Italia mitzuhalten, hat die IMSA unter die Arme gegriffen. Ob das die Porsche in der kleinen GT-Klasse in Sebring an die Spitze bringt, bleibt abwarten – schliesslich mangelte es den 911 GT America beim Saisonstart nicht nur an Speed sondern auch an Zuverlässigkeit.