12h Sebring: Die Langstreckenparty in Florida
Sebring ist unverwechselbar, nicht nur aufgrund des Sonnenuntergangs
Atmosphäre, Party und der schönste Sonnenuntergang im Sportwagensport – alles Dinge, mit denen man die 24h Daytona, den Auftakt der internationalen Langstreckensaison, nicht unbedingt in Verbindung bringt. Ein kleines, gottverlassenes Kaff in Zentalflorida mitten im nirgendwo von Orangenhainen, rund 90 Autominuten südlich der Freitzeitpark-Welthauptstadt Orlando hat alles das – und ein dazu mit den 12h von Sebring Amerikas ältestes und vielleicht bestes Langstreckenrennen. Rein zufällig findet die Rennwoche während der berüchtigten «Spring Break», der Frühlingsferien statt und eine beträchtliche Anzahl feierwütiger landet nicht an den Party-Hotspots Daytona Beach oder an der Golfküste sondern sorgt im Infield von Sebring, dem «Green Park» und sorgt für die beste Stimmung bei einem Sportwagenrennen.
Härtetest für Le Mans auf den mittlerweile fast 75 Jahre alten Betonplatten, das war einmal. Denn die LMP1-Raketen sind seit dem letzten Jahr aus Sebring verbannt, sportlich geht das Duell der Daytona Prototypen gegen die LMP2 am Samstag in eine weitere Runde. Seitdem sich American Le Mans Series und Grand-Am seit dem vergangenen Jahr zur United SportsCar Championship zusammengeschlossen haben, gingen alle Siege bei den grossen Langstreckenschlachten an die Daytona Prototypen.
Können die LMP2 ihren Vorteil nutzen?
In Sebring haben die LMP2 ihre bisher beste Chance am Ende vorn zu stehen, denn die Strecke kommt den abtriebstarken LMP2 deutlich mehr entgegen als Daytona, Auf der Rumpelpiste stellt sich aber immer die Frage nach der Zuverlässigkeit. Schon in Daytona war der Ligier-Honda von Shank Racing vor sechs Wochen das schnellste Auto, doch im Rennen war davon wenig zu sehen. Shank hat sich Sebring fahrerisch verstärkt: Zusammen mit Daytona-Polesetter Ozz Negri und John Pew startet IndyCar-Ass Justin Wilson.
Verstärkung im Kampf gegen die DP bekommt Shank Racing durch die Honda-Mannschaft Extreme Speed. Das Team von Scott Sharp stand in Daytona mit dem neuen Honda-Coupé im nirgendwo und hat nun auf das offene und erprobte Vorjahresmodell zurückgewechselt, mit dem die Mannschaft im vergangenen Jahr Zweiter wurde.
Schafft Ganassi nach Daytona auch den Sebring-Sieg?
Im Lager der Daytona Prototypen sind die Favoriten unverändert: Die Corvette DP von Action Express (Christian Fittipaldi/Sébastien Bourdais/Joao Barbosa) und Taylor Racing (Ricky und Jordan Taylor/Max Angelelli) sowie der Ford DP von Daytona-Sieger Ganassi. Die Sebring-Vorjahressieger bringen einen nur Ford DP nach Sebring, den sich die beiden Stammfahrer Scott Pruett und Joey Hand mit Scott Dixon teilen.
Wie schon in Daytona ist Mike Rockenfeller der einzige Deutsche, der in Sebring die Chance auf den Gesamtsieg hat. In Daytona war der Visitflorida.com Racing-Corvette DP mit Rockenfeller, Westbrook und Valiante aber nicht auf dem Tempo der Spitze. Die Chancen sind eher gering, dass sich dies mittlerweile geändert hat.
Spannend wird der Kampf um den Gesamtsieg im 47 Sportwagen- und GT-Fahrzeuge starken Feld ohnehin, das werden die Chef-Dramaturgen der Nascar-Sportwagenserie in der Rennleitung zweifellos wieder hinbekommen. Im vergangenen Jahr landeten nach 12 Stunden neun Prototypen in der Führungsrunde, allerdings zuckelte das Feld im unrühmlichen Rennen 2014 länger hinter dem Safety-Car her als um Positionen gekämpft wurde.
Hart umkämpfte GTLM-Klasse
Ordentlich etwas gut zu machen hat in Florida das Porsche-Werksteam in der GTLM-Klasse. In Daytona vergaben die Werks-911 RSR nach ihrer unrühmlichen Kollision einen möglichen Sieg, in Sebring soll das mit Lietz/Tandy/Pilet und Bergmeister/Makowiecki/Bamber anders aussehen. Leicht wird das nicht: Nach der starken Performance der BMW Z4 GTLM in Daytona könnten sich die Gegner an dem kleinem Klappdachroadster in Sebring die Zähne ausbeissen.
Corvette Racing ist nach dem Daytona-Triumph heiss auf den Sebring-Sieg und der in der WEC dominante Werks-Aston Martin Vantage GTE (mit Darren Turner, Pedro Lamy, Mathias Lauda und Paul Dalla Lana) hat in Nordamerika bisher noch nicht gezeigt, was er kann.
Das Training startet in Sebring am Donnerstag, Freitag steht das Qualifying an. Das Rennen startet am Samstag um 15:40 Uhr deutscher Zeit und wird in voller Länge im Livestream auf imsa.com mit englischem Kommentar übertragen.